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Mafiatod

Mafiatod

Titel: Mafiatod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald E. Westlake
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Nick Rovito lehnte schräg rechts gegenüber von mir an der Wand. Irving Baumheiler, ein sehr dicker Mann, der den Daumen in die Westentasche einhakte, stand mir gegenüber hinter einem Stuhl, in der Mitte zwischen Nick und der anderen Seite des Türbogens. Little Irving lehnte im anderen Zimmer an der gegenüberliegenden Wand.
    Außer mir gab es hier keinen Menschen unter fünfundfünfzig Jahren. Die meisten waren schon über sechzig. Graue Haare, gefärbte Haare, Glatzen. Die Hälfte trug neue, aber altmodisch geschnittene Anzüge. Alle beobachteten, rauchten, warteten ab.
    Kapp winkte einem der Chauffeure an der Küchentür. Er kam mit einem Tablett herüber, und Kapp nahm ein Glas House of Lords. Ich tat desgleichen. Alles war still.
    Kapp brach die Stille. Er betrachtete das volle Glas in seiner Hand und sagte: »Dieses kleine Glas spricht Bände. Sein Inhalt ließ viele Leute einen Haufen Geld verdienen. Menschen, die den Inhalt nicht mochten, sagten, niemand dürfte ihn haben, und daraufhin verdienten einige Leute sogar noch mehr Geld.« Er lächelte das Glas an. »Oder vielleicht waren es dieselben Leute. Wer weiß? Ich schnitt mir meine Scheibe ab, als es hieß, es wäre nicht legal. Dann lochten sie mich ein, weil ich das Geld, das ich nicht hätte verdienen sollen, nicht mit ihnen teilen wollte. Und sie sagten, es wäre doch legal. Und dann saß ich an einem Ort, wo es nichts zu trinken gab, ob legal oder nicht. Fünfzehn Jahre ohne einen Tropfen, Jungs. Das ist eine verdammt lange Zeit, wenn man auf dem Trockenen sitzt.«
    Es war ein halb gefülltes Wasserglas. Er leerte es in drei Schlucken und warf es durchs Zimmer dem Chauffeur bei der Tür zu. Nick Rovito sagte leise: »Mach voran, Eddie!«
    »Das war die Zeremonie, Nick. Die Taufe. Meine Herren, ich möchte Ihnen meinen Sohn vorstellen. Er heißt Ray Kelly.« Dann zeigte er mit der Zigarre im Kreis herum auf ein Gesicht nach dem anderen und nannte den Namen eines jeden.
    Bei den ersten sieben passte ich auf und betrachtete mit ausdrucksloser Miene ihre ausdruckslosen Mienen; danach konnten mir alle den Buckel runterrutschen. Ich trank meinen House of Lords von acht bis einundzwanzig, drehte mich von zweiundzwanzig bis vierundzwanzig um und setzte das leere Glas auf einem Tisch ab, zündete mir bis dreiunddreißig eine Zigarette an und passte bei den letzten fünf wieder auf. »Und das war die Vorstellung, Nick«, schloss er.
    Nick gab keine Antwort, er rührte sich nicht.
    Kapp sog Rauch ein und blies ihn aus. »Erst hieß es, Alkohol wäre ungesetzlich.« Diesmal sprach er zu dem Rauch. »Und dann hieß es, er wäre es nicht. Aber viel Geld wurde verdient, während er es war. Nun, was könnte man demnächst für legal erklären? Was zum Beispiel ist mit Mary Jane? Ray, wie nennt man es heute? Marihuana.«
    »Pot«, sagte ich.
    »Hässliches Wort. Also, was war damit? Keine Nachwirkungen, weniger schädlich als Tabak und Alkohol. Vielleicht wachen wir eines Morgens auf, und der Handel mit Marihuana ist nicht mehr verboten.«
    Links von uns murmelte ein Mann: »Lieber nicht.« Einige andere lachten.
    Kapp nickte ihm zu. »Ja, Sal, ich weiß, was du meinst. Dasselbe gilt für Wetten abseits der Rennbahn oder Spielen wie in Nevada – im ganzen Land. Ist vielleicht auch irgendwann einmal legal. Oder die Huren in den Gettos, wie sie es in Galvenstone und an einigen anderen Orten gemacht haben.«
    Little Irving unterbrach ihn. »Worauf willst du hinaus, Eddie?«
    »Worauf ich hinauswill? Ich sehe nicht ein, warum wir es nicht jetzt schon als legal betrachten sollten. Rückwirkend. Versteht ihr, was ich meine? Wie ihre stinkige Einkommensteuer. Versteht ihr, was ich meine?«
    Sie nickten lächelnd, entspannten sich und streckten sich auf ihren Stühlen, pafften ihre Zigarren und grinsten einander an. Nick grinste ebenfalls. »Und das war wohl der Witz, was, Eddie?«, bemerkte er.
    »Richtig, Nick«, antwortete Kapp. »Und jetzt gehen wir zu dem Kuchen über.«
    Sie wurden wieder ruhig.
    »Stellen wir die Größe des Kuchens erst einmal fest. Es handelt sich nicht ums ganze Land. Auch nicht um den Osten, sondern um New York City und Umgebung, Jersey City, Long Island und das Übrige.«
    Jemand warf ein: »Um Groß-New York.«
    »Richtig!«
    Einer rief: »Warum so bescheiden, Eddie?«
    »Sag du es ihnen, Irving!«, befahl Kapp.
    Baumheiler räusperte sich und nahm den Daumen aus der Westentasche. »Ich will euch fünf Namen nennen: Arnold Greenglass,

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