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Mafiatod

Mafiatod

Titel: Mafiatod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald E. Westlake
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schützte die Wand des Bootshauses vor dem größten Teil dieses Geredes. Der Himmel war dunkel, der See noch dunkler. Ich rauchte und hielt die Flasche fest, bis sie in meinen Händen warm und feucht wurde. Dann trank ich daraus und stellte sie neben den Stuhl auf das verzogene helle Holz.
    Nach einer Weile wurde die Tür hinter mir geöffnet, und Kapp kam heraus. Ich konnte die Stimmen oben noch immer hören. Kapp trat lächelnd zu mir, blies grauen Zigarrenrauch aus und bemerkte: »Es wird, was, Ray?«
    »Scheint so«, antwortete ich.
    »Und alles dank deiner Anwesenheit. Jetzt sind wir beisammen und haben eine feste Basis. Verstehst du, was ich meine?«
    »Ist Ganolese derjenige, welcher?«
    »Hast du dir das zusammengereimt? Dachte ich mir’s doch. Ja, wenn er derjenige ist, der Vorschläge macht, dann ist er auch derjenige, der der Artillerie die Befehle gibt.«
    »Das dachte ich mir.«
    Er ging zum Ende des Stegs, blickte eine Weile in die Dunkelheit hinaus, drehte sich dann um und zwinkerte mir lächelnd zu. Er sah zu den erhellten Fenstern im obersten Stock hinauf, wo sein Stab die Armee aufstellte, kehrte zu mir zurück und sagte: »Du bringst mir Glück, Ray. Ich hätte nicht gedacht, dass es so glattgehen würde. Nur eine kleine Reiberei zwischen Nick und Irving, alle Übrigen machen schön mit. Es kann nichts schiefgehen, Junge.«
    »Nick und Irving mögen sich wohl nicht?«
    »Sie hassen sich bis aufs Blut. Schon immer. Aber sie arbeiten zusammen. Das ist der Lauf der Welt. Verstehst du, was ich meine?«
    »Ich verstehe.«
    Er ging wieder auf der Anlegestelle hin und her und fragte dann: »Du bist nun wohl hinter Ganolese her, wie?«
    »Hm.«
    »Aber es eilt nicht, oder? Es ist besser, wenn du noch eine Weile wartest. Verstehst du, was ich meine?«
    »Nein.«
    »Sehr bald wird Ganolese alle Hände voll zu tun haben. Wir werden seine Bastarde so nachhaltig und so oft treffen, dass er nicht mehr weiß, wo ihm der Kopf steht. Das ist dann der richtige Zeitpunkt für dich, auf ihn loszugehen. Wenn er so beschäftigt ist, dass er dich nicht kommen sieht.«
    »Wahrscheinlich.«
    »Lass es dir von mir gesagt sein. Ich weiß, wie sich diese Dinge abspielen.«
    »Vielleicht hast du recht.«
    »Klar. Noch etwas. Was hältst du von dem Schwarzen?«
    »Von Cheever? Gar nichts. Was soll ich von ihm halten?«
    »Ich habe mich gefragt, ob du es gemerkt hast«, sagte er. »Aber vielleicht ist das nicht möglich. Du hast in diesen Dingen zu wenig Erfahrung.«
    »Was soll ich gemerkt haben?«
    Er wickelte eine Zigarre aus. »Es ist folgendermaßen«, erklärte er. »Ein Haufen Gangster, eine Organisation wie diese, ist in vieler Hinsicht wie eine Firma. Verstehst du, was ich meine? Viele Details, viele Direktoren und Abteilungsleiter, Leute, denen dieses oder jenes untersteht. Begreifst du? Niemand, der die ganze Sache allein leitet.«
    Ich nickte. »Verständlich.«
    »Jetzt zu Ganolese«, fuhr er fort. »Er ist der Mann, dessen Finger auf dich, Will Kelly, deinen Bruder und deine Schwägerin gezeigt hat. Aber er dürfte es nicht allein ausgeheckt haben. Es wird sich wohl herumgesprochen haben, dass Eddie Kapp einen Zug plante, und daraufhin ging jemand zu Ganolese, erklärte ihm die Lage und machte einen Vorschlag. Tu dies oder jenes, Boss, und die ganze Sache ist klar.«
    »Cheever?«
    Er machte eine Pause und sah auf den See hinaus, während er sich die Zigarre anzündete. Ohne den Blick vom Wasser abzuwenden, sagte er: »Und wenn eine Operation schiefgeht, muss derjenige, der sie ursprünglich vorgeschlagen hat, alle unliebsamen Aufgaben übernehmen, die sich aus dem Fehlschlag ergeben. Zum Beispiel: dem Gegner Botschaften überbringen. Solche Dinge.«
    »Ich verstehe.«
    »Das musst du wissen. Ich dachte, du würdest es vielleicht gern wissen wollen«, sagte er. »Ich dachte, du merkst es vielleicht nicht.«
    »Ich hatte keine Ahnung davon.«
    Er kaute an der Zigarre und sah mich aus dem Augenwinkel an. Nach einer Weile fragte er: »Weißt du noch, wie wir uns in Plattsburg über Familie und Respekt unterhielten?«
    »Ja.«
    »Bei Cheever ist es genauso. Der Schwarze, der wie alle Übrigen geachtet werden möchte. Aber das gelingt ihm nicht, ganz gleich, wie lange seine Vorfahren schon hier sind. Verstehst du, was ich meine? Infolgedessen ist die Wahrscheinlichkeit, in der Organisation zu landen, groß. Wenn er gescheit, gebildet und hart im Nehmen ist, kann er sich in der Organisation eine gute Stelle erobern,

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