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Magazine of Fantasy and Science Fiction 01 - Saturn im Morgenlicht

Magazine of Fantasy and Science Fiction 01 - Saturn im Morgenlicht

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 01 - Saturn im Morgenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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Wege das, was man wollte, erreichen konnte, und das traf weder für Jill noch für Georgette zu.
    Die Mondbar war eine Art Nachtklub auf einem Stück Felsen, das nichts anderes als die Nacht kannte. Sie war vierundzwanzig Stunden am Tag geöffnet, das waren dreihundertfünfundsechzig und einen Viertel Tag im Jahr.
    Auf dem Mond gab es keine Sittengesetze. Es gab keine Alkoholsteuer, keine Glücksspielverbote, keine Polizeistunden, keine Obrigkeit für öffentliche Moral oder Sittlichkeit. Wem das, was sich in der Mondbar abspielte, nicht paßte, mußte wegbleiben.
    Auf dem Mond gab es auch fast keine Schwerkraft; das bedeutet, daß dicke Bäuche verschwanden, Büstenhalter und Korsagen völlig überflüssig waren und man sich die ganze Nacht hindurch amüsieren konnte, ohne müde zu werden.
    Die Mahlzeiten waren leicht und wurden nur selten serviert. Man kam nicht zum Mond, um zu essen. Das Fehlen von Gravitation wirkte sich bei manchen Leuten nicht gerade gut auf die Verdauung aus. Außerdem fühlte man sich auf dem Mond nicht so hungrig, sogar nicht nach Stunden körperlicher Betätigung, die, wäre sie auf der Erde überhaupt durchführbar gewesen, dort als geradezu gewalttätig bezeichnet werden müßte. Auf dem Mond ernährte man sich aus der Flasche.
    Betrunken, wie sie war, tanzte Georgette ausgezeichnet.
    Man mußte sich schon sehr anstrengen, um auf dem Mond lang hinzufallen. Man hatte Zeit, sich anmutig zu bewegen, und meistens schwebte man in der Luft umher.
    »Das ist wundervoll«, flüsterte Georgette ihm ins Ohr, als Ross mit ihr über die nicht sehr belebte Tanzfläche glitt. »Warum machen wir das nicht öfter?«
    »Weil mich dieser eine Abend mehr als hundert Dollar kostet«, erwiderte Ross.
    »Hundert Dollar ... sagtest du nicht, du hättest eine Menge Geld, Liebling?«
    »Nein. Ich sagte, ich glaube, daß ich bald eine Menge Geld kriegen werde. Das ist nicht ganz das gleiche.«
    Ein Kellner, der sich mit sicheren Schritten durch die Tanzenden geschoben hatte, klopfte Ross auf die Schulter. »Entschuldigen Sie. Sind Sie der Herr, der seinen Namen an der Bar hinterlassen hat, weil er einen Telefonanruf erwartet? Herr Ross?«
    »Ja. Das bin ich.«
    »Ihr Gespräch ist da, Herr Ross. Von Meyrburg, Mars.«
    »Danke vielmals.«
    Ross verließ Georgette und ging zu der angezeigten Telefonzelle. Die Unterhaltung, die gleich stattfinden sollte, würde eine der merkwürdigsten aller Zeiten sein.
    Willie Ross warf einen Blick auf das Anzeigeschild im Innern der Kabine, um ganz sicher zu gehen. ›Meyrburg, Mars‹, las er.
    Er sah auf die Uhr. 20.29. Die Transmission hatte die gewöhnlichen fünfundvierzig Minuten gedauert. Das war bei jedem etwas verschieden; der Durchschnitt lag bei vierzig, aber Ross brauchte immer fünfundvierzig.
    So weit war alles gut verlaufen. Er war auf dem Mars, und zwar in der Stadt, in der Herbert und Jill Medner wohnten.
    Jill hatte keine Ahnung davon, daß er ihren Aufenthaltsort kannte. Vielleicht war der zweite Grund, aus dem sie Medner geheiratet hatte, der Umstand, daß er in Meyrburg lebte und arbeitete, einer Stadt, in der – so jedenfalls mußte sie gedacht haben – Ross sie nie finden würde. Der erste Grund war natürlich der, daß Medner wenigstens zwei Millionen Dollar schwer war.
    Ross verließ die Kammer, sein Gesicht wandte sich von dem Mädchen am Pult ab. Obgleich es nicht so schlimm wäre, wenn sie ihn später einmal mit Sicherheit als Willie Ross identifizierte, so war es doch besser, wenn sie ihn nicht so genau zu Gesicht bekam.
    Ross' Plan war narrensicher. Es machte nichts, wenn die Polizei erfuhr, was er getan hatte, und auch nicht, wenn sie wußte, wie er vorgegangen war – sie würden ihm doch nichts anhaben können. Aber natürlich zog er es vor, sie nicht wissen zu lassen, wie er es anstellte.
    Da er sich von dem Mädchen am Tisch abwandte, konnte sie ihn auch später nicht genau wiedererkennen. In Meyrburg war es 8 Uhr 15 morgens, eine große Anzahl von Leuten verließ das Transmissionszentrum in Richtung Venus, deren Tageszeiten vorübergehend mit denen von Meyrburg übereinstimmten. Bei der Ankunft brauchten die Karten nicht vorgezeigt werden. Alles wurde am Ausgangspunkt geregelt.
    Gemächlich schlenderte Ross durch die geschäftigen Straßen. Er hatte es nicht eilig. Der andere Willie Ross in der Mondbar mußte genügend Zeit haben, sein Alibi zu festigen. Das gehörte zu seinem Plan. Aus einem Willie Ross wurden zwei – einer in der Mondbar

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