Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Magazine of Fantasy and Science Fiction 05 - Die Esper greifen ein

Magazine of Fantasy and Science Fiction 05 - Die Esper greifen ein

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 05 - Die Esper greifen ein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
Vom Netzwerk:
chemischer Mittel, der Hormone. In begrenztem Ausmaß wurde das schon vor langer Zeit von euren eigenen Wissenschaftlern bewiesen.« Fanu ergriff eine Phiole und hielt sie gegen das Licht. »Es ist ein sehr glücklicher Umstand, daß eure Rasse mit vielen Organen doppelt ausgerüstet ist – auch mit einem Paar von Organen zur Reproduktion.«
    »Das gibt dir eine gute Gelegenheit zum Experimentieren.«
    Wäre Fanu der menschlichen Ausdrucksweise fähig gewesen, so hätte er jetzt zweifellos verletzt ausgesehen. Everett, der den Fremden und seine Reaktionen schon sehr gut kannte, wußte, daß er sich betroffen fühlte. Er zuckte leicht zusammen und fuhr dann ernst fort: »Es ermöglicht es ihm, dem Versuchskaninchen, wenn du das vorziehst, beide Geschlechtsarten anzunehmen. Es müssen nur einige geringfügige operative Eingriffe vorgenommen werden. Außerdem können wir die Zwischengewebe einer verstärkten Einwirkung von Hormonen und DNS-Substraten aussetzen.« Everett blickte ihn skeptisch an, deshalb eilte Fanu zu den Käfigen im Labor und ergriff ein einheimisches pelziges Säugetier von der Größe eines Eichhörnchens. »Es funktioniert, John. Wirklich. Dies ist der Beweis. Der Wechsel wurde nicht in der Kindheit oder im Pubertätsalter durchgeführt, sondern bei einem ausgewachsenen Männchen.«
    Everett streichelte das Tier mit abwesender Miene. »Ja, aber es ist kein menschliches Wesen. Und werden sie es sein?«
    Fanu antwortete nicht. Aber Everett hatte auch gar keine Antwort erwartet.
     
    Ein paar Männer machten unzüchtige Witze, aber die meisten nahmen die Dinge freundlich auf. Everett war in den Aufenthaltsraum gegangen und hatte sich mit einem Glas ihres selbstgebrauten Biers an einen Tisch im Hintergrund gesetzt, von wo aus er ihren Gesprächen lauschte.
    »Darf ich mich setzen, Sir?«
    Es war Tsen. Everett winkte bejahend. Tsen deutete mit Verachtung auf die Männer, die die Köpfe zusammensteckten und tuschelten. »Sie heißen es auch nicht gut, was Chord und Tip getan haben?«
    »Das ist keine Frage des Gutheißens, Tsen, sondern die des Überlebens. Die beiden und auch Fanu glauben, daß es die einzige Lösung sei.« Er stieß ein kurzes bitteres Lachen aus. »Und natürlich haben sie recht.«
    »Aber Sie persönlich sind dagegen.«
    Everett nahm einen tiefen Schluck aus seinem Glas. »Man hat mich gelehrt, daß es eine Sünde ist. Die Sünde überhaupt.«
    »Es? Homosexualität?« Everett zuckte zusammen, bemühte sich aber unpersönlich dreinzuschauen, als er den Gesichtsausdruck Tsens bemerkte.
    »Aber, Captain, war denn nicht der Grund für diese Sündhaftigkeit die Tatsache, daß sie sich nicht vermehren konnten?«
    Everett starrte ihn an. Er wußte, daß sein Unterkiefer nach unten sank, aber er konnte nichts dagegen tun.
    »Glauben Sie, daß Doktor Fanu mich als zweiten – Volontär akzeptieren würde?«
    »Dich!« Everett blickte sich um und senkte die Stimme. »Tsen, ich hätte nie erwartet, daß –«
    »Daß ich ein Mensch bin, Sir? Wir sind jetzt schon fast zwei Jahre hier, und wir sind schließlich keine Mönche, keine Asketen. Wenn jemand zur Enthaltsamkeit erzogen ist, dann bin ich das. Doch Zuneigung, physische Notwendigkeit – manche Menschen können sich nicht dagegen wehren! Wir sind nicht alle so beherrscht wie Sie, Sir. Manche befriedigen sich selbst. Manche brauchen dazu die Bewunderung anderer, und wenn diese anderen zufällig gleichen Geschlechts sind, dann ist das eben Pech, aber – unter diesen Umständen – unvermeidlich, Sir.«
    Everett zuckte zusammen. Das war ein harter Schlag. »Wer, wenn ich fragen darf?«
    »Würde Sie das versöhnlicher stimmen, Sir, oder nur noch schlechter?« Everett konnte ihm nicht offen in die Augen sehen. »Wird Doktor Fanu mich wohl nehmen? Ist mit Chord und Tip alles in Ordnung?«
    »Fanu schien zufrieden, und wenn er es nicht ist, dann kann es niemand sein.« Everett hob sein Glas und trank es in einem Zuge leer. Dann stellte er es hart auf die Tischplatte zurück. »Ja, ich bin sicher, daß Fanu dich akzeptiert, oder es zumindest gern tun würde. Du denkst wie er: Modern und aufgeschlossen. Du wirst gut damit fertig werden.«
     
    Seit Wochen hatte er nicht mehr über diese Dinge nachgedacht. Tsen war schon wieder aus dem Krankenhaus entlassen, und es gab andere Probleme, über die er sich den Kopf zerbrechen mußte. Die Nahrungsvorräte des Schiffes gingen allmählich dem Ende entgegen. Everett bot alle seine Fähigkeiten auf, um

Weitere Kostenlose Bücher