Magazine of Fantasy and Science Fiction 05 - Die Esper greifen ein
stieß einen erstickten Laut aus.
»Vor wie langer Zeit?« drängte Everett und bemühte sich, trotz seiner Angst, seiner Stimme einen mitfühlenden Ton zu verleihen.
»Vor ... ein paar Stunden. Zwei ungefähr.« Der Junge warf plötzlich den Kopf zurück, stieß spitze Schreie aus und zitterte am ganzen Körper. Everett blickte auf seinen Chronometer. Der Anfall dauerte fast zwei Minuten. Er vermied es, seine Blicke auf den geschwollenen Körper zu richten, den die Decke nun nicht mehr verhüllen konnte. Tip flüsterte heiser: »Wie konnten unsere Frauen nur –« Dann weiteten sich seine Augen wie vor Erstaunen, und er fiel bewußtlos im Bett zurück.
»Tip! Tip! Wach auf, mein Junge – bitte, wach auf«, flehte Chord, über den Körper gebeugt, den er sanft schüttelte. Liebevoll wischte er dem Kranken die Schweißperlen von der Stirn.
»Das hilft gar nichts.« Everett fühlte Entsetzen in sich hochsteigen. Fanu würde das wieder einrenken müssen. Er mußte es! Er konnte den Jungen nicht sterben lassen – nicht nach einem Opfer wie diesem!
»Kannst du ihn tragen?« Er half Chord, die Decke um den Bewußtlosen zu schlingen, der sich noch immer krampfhaft hin und her bewegte. Chord hob ihn auf, und eilig machten sie sich durch den Regen auf den Weg zu dem Laboratorium des fremden Wesens auf dem Hügel.
»Und bis dahin ist er bei Bewußtsein gewesen?« fragte Fanu sanft, während er sich an der stöhnenden Gestalt zu schaffen machte.
»Ja, die ganze Zeit über«, antwortete Chord. »Es ist noch nicht an der Zeit, nicht wahr? Es ist noch zu früh! Davor hatte er die ganze Zeit Angst. Er hatte Angst, was zu sagen. Er meinte, es würde vorübergehen ... alle die Bücher und Bänder, die er studiert hatte ... er ... bei Gott, wenn er stirbt, bringe ich Sie um!«
»Ich bin nicht euer Gott«, sagte Fanu ruhig und traurig. »Leben und Tod liegen nicht in meiner Hand. Aber ich will mein Bestes versuchen.«
»Fanu –«, begann Everett von neuem und zwang den Blick fort von dem ungeheuer geschwollenen Körper. Bis jetzt hatte er noch keines der Experimente bei hellem Tageslicht gesehen, und der Anblick entsetzte ihn, brachte ihm alles voll zum Bewußtsein. Vielleicht war er ein Narr gewesen. Warum hatte man ihn allein im unklaren gelassen? Er wurde sich bewußt, daß die anderen bemüht gewesen waren, Tip und Tsen von ihm fernzuhalten.
»Du mußt etwas unternehmen! Chord sagt, es wäre noch viel zu früh.«
»Sieben und ein halber Monat Schwangerschaft. Das ist besser, als ich je gehofft hätte.«
»Fanu ... der männliche Mensch ist nicht dazu geschaffen ... um ...« Everett verspürte den Drang, laut aufzulachen – er fürchtete sich plötzlich.
Tip gewann das Bewußtsein wieder, er stöhnte leise und stieß Laute aus wie ein krankes Tier. Garrett erschien in einem weißen Kittel und strich beruhigend mit der Hand über den Körper des Jungen. Dann untersuchte er ihn mit einem Stethoskop. »Bis jetzt ist der Herzschlag normal, Doktor Fanu. Aber wir dürfen nicht mehr lange warten.«
»Chord, trag ihn hier hinein. Ich fürchte, diesmal muß ich operieren.« Tip blickte den Fremden groß an, und dieser fügte freundlich hinzu: »Es tut mir leid, Tip. Du bist zu maskulin gebaut. Du weißt, ich habe dich gewarnt.«
Der Junge nickte schweigend und biß sich auf die Lippen. Als Chord ihn dann aufhob, keuchte er: »Wenn Sie eine Wahl treffen müssen, Doktor – vergessen Sie nicht, was Sie mir versprochen haben –«
Everett fiel in einen Sessel und bedeckte das Gesicht mit den Händen. Das nächste, was ihm bewußt wurde, war, daß Chord aus dem Operationssaal taumelte und sich wie ein künftiger Vater aufführte.
»Weiblich«, verkündete Fanu. Sein winziger Mund verzog sich zu dem, was bei ihm ein Lächeln bedeutete. Chord packte den Arzt bei der Schulter.
»Und Tip? Tip!«
»Es geht ihm gut. Sehr schwach, aber sonst in guter Verfassung. Du kannst hineingehen und ihn sehen. Aber sei sehr vorsichtig.«
Chords Gesicht entspannte sich. »Gott sei Dank«, murmelte er. »Gott sei Dank! Captain, dieser Idiot nahm dem Doktor das Versprechen ab, das Kind zu retten, wenn es darauf ankäme –«
Er rannte an ihnen vorbei in den anderen Raum.
»Ein weibliches Kind?«
»Ja – weiblich«, bestätigte Fanu. »Das habe ich bei allen so eingerichtet.«
»Aber –«
»Hast du geglaubt, das hier wäre ein Dauerzustand?«
»Ja – ja, das habe ich.«
Fanu gab einen Ton der Belustigung von sich. »Also, das
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