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Magazine of Fantasy and Science Fiction 05 - Die Esper greifen ein

Magazine of Fantasy and Science Fiction 05 - Die Esper greifen ein

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 05 - Die Esper greifen ein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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dann einen Mann, der ihnen paßt. Vielleicht ist es gut, wenn es so kommt.«
    »Walter, du meinst –«
    »Genau das meine ich. Sollen die Städte verschwinden! Dann wird das Land denen überlassen bleiben, die die Mittel und die Voraussicht haben, sich selbst zu schützen. Leuten wie du und ich. Wir werden die Eltern einer neuen Rasse sein.« Enid und Walter waren nach elfjähriger Ehe noch immer kinderlos, aber sie schienen davon überzeugt, daß sie, nachdem die Bomben gefallen waren, Kinder bekommen würden.
    »Wie tief beabsichtigst du zu graben?« fragte sie. Inzwischen waren sie bei vierundzwanzig Metern angelangt.
    »Die Strahlung wird sich auch auf spätere Generationen auswirken«, sagte Walter. »Wir können gar nicht vorsichtig genug sein. Als die Bomben über Japan fielen, waren sich die Wissenschaftler darüber einig, daß der größte Schaden erst Jahre später sichtbar werden würde.«
    »Aber trotzdem produzieren sie ihre Waren noch immer schneller und billiger als wir«, entgegnete Enid. »Die japanischen Aktien steigen ständig.«
    Er streichelte ihren Arm. »Zerbrich dir deinen hübschen Kopf nicht wegen dieser Dinge.«
    Als sie eine Tiefe von einunddreißig Metern erreicht hatten, transportierte Walter den Eßzimmertisch und die Stühle in den Bunker. »Auch wenn wir ihn unverputzt lassen müssen, wollen wir uns doch eine gewisse Gemütlichkeit nicht versagen«, meinte er. Von da an nahmen sie alle ihre Mahlzeiten bei Kerzenlicht ein.
    »Ich fürchte, es wird ein wenig langweilig für dich werden«, sagte Walter. »Hoffentlich macht dir das nicht zu viel aus.«
    »Nichts – solange du hier bist«, antwortete Enid.
    »Mir geht es ebenso«, bestätigte er, »solange du hier bist.«
    Sie faßten einander bei den Händen. Diese Worte wurden zu einer festen Redewendung. Immer wenn irgend etwas schiefging, immer wenn neue unvorhergesehene Schwierigkeiten zu überwinden waren, wiederholten sie diese Worte – »solange du hier bist« –, und alles war wieder in Ordnung.
    Bei dreiundsiebzig Meter Tiefe übersiedelten sie mit den restlichen Möbelstücken aus dem Haus in den Bunker. »Mrs. Jones von gegenüber erkundigte sich nach dir«, sagte Walter. Enid war schon seit mehreren Wochen nicht mehr an der Oberfläche gewesen.
    »Etwas macht mir Sorgen«, erklärte Enid. »Daß nämlich sonst niemand aus der Nachbarschaft einen Bunker baut. Und du weißt doch, was in den Zeitungen stand. Wenn deine Nachbarn kommen und in deinen Bunker einzudringen versuchen, soll man sie erschießen.«
    Walter lachte zärtlich. »Du entwickelst dich zu einem richtigen kleinen Quälgeist – immer machst du dir wegen irgend etwas Sorgen.« Er öffnete den Deckel der Trophäenkiste, die ganz in der Nähe stand. »Normalerweise spricht ein Gentleman ja über diese Dinge nicht, aber wie du hier siehst, habe ich eine nette Anzahl Cups als Meisterschütze gewonnen. Wenn es einmal darauf ankommt, ist man eben doch besser als die anderen. Und wir besitzen eine Menge Munition.«
    »Entschuldige«, sagte sie. »Ich hätte dir vertrauen sollen.« Sie zögerte, »da ist noch etwas, was mich beschäftigt – wahrscheinlich ist es sowieso wieder einmal dumm von mir –«
    »Wer hätte ein größeres Recht dazu?« scherzte Walter.
    »Nun – es heißt doch, man solle die letzte Kugel für sich selbst aufheben. Und ich überlegte mir –«
    Walter lächelte. »Dazu wird es nicht kommen. Aber selbst wenn, dann habe ich auch dafür Vorsorge getroffen. Eigentlich sollte es eine Überraschung sein – aber –« Er hob eine Holzschachtel vom Boden auf und legte sie auf den Klavierstuhl. »Öffne sie!«
    Enid tat, wie ihr geheißen. »Sie kommen mir irgendwie bekannt vor«, sagte sie. »Ich glaube, ich habe so etwas schon einmal im Fernsehen gesehen.«
    »Es sind Handgranaten«, erklärte Walter und nahm eine aus der Schachtel. »Man zieht an diesem kleinen Ring – nein, nicht jetzt – und dann wirft man sie. Und jetzt versprich mir, daß du dir keine Sorgen mehr machen wirst.«
    »Ich verspreche es«, antwortete sie, »solange du bei mir bist.«
    Bei 92 Meter Tiefe hörten sie auf zu graben. Walter war der Meinung, daß sie nun tief genug waren. Einen halben Tag lang saßen sie zusammen und unterhielten sich. Dann begannen sie von neuem zu graben. Es war nicht länger nur ein Mittel zum Überleben – es war ein Lebensinhalt geworden.
    Nach einer Weile stellten sie fest, daß die Temperatur an stieg, je tiefer sie in die Erde vordrangen.

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