Magazine of Fantasy and Science Fiction 05 - Die Esper greifen ein
er die zerbrochene Pfeife quer durch den Raum, daß sie in tausend Stücke zersprang.
»Okay.« Er mußte sich bemühen, jedes Wort an dem dicken Klumpen, der in seiner Kehle steckte, vorbeizuzwängen. »Irwin ist ein guter Mann, der zu schweigen weiß. Schick ihn hinaus, er soll die Telegrafendrähte zerschneiden – ein wenig weiter unten am Hügel. Aber es soll so aussehen, als hätte sie der Sturm zerstört. Das geschieht sowieso oft genug. Offiziell haben wir dann dieses Kabel überhaupt nicht erhalten. Das gibt uns ein paar Tage Zeit, um uns mit dem Sierra Command HQ in Verbindung zu setzen. Ich werde mich nicht gegen General Cruikshank stellen ... aber ich weiß ziemlich sicher, welchen Weg er einschlagen wird. Und selbst, wenn wir mit Hollis Bataillon zusammentreffen – es wird nicht schwierig sein es zu schlagen, und dann werden sie eine Weile brauchen bis sie wirkliche Kräfte gegen uns aufstellen. Aber vorher wird der erste Schnee fallen, und wir werden für den Winter abgeschnitten sein. Nur daß wir Ski und Schneeschuhe benutzen können, um mit den anderen Einheiten in ständigem Kontakt zu bleiben und etwas zu organisieren. Im Frühjahr – werden wir sehen, wie's weitergeht.«
»Danke, Jimbo.« Der Wind verschluckte Speyers Stimme fast.
»Ich ... gehe jetzt lieber und spreche mit Laura.«
»Gut.« Speyer drückte Mackenzies Schulter. Der Major hatte Tränen in den Augen.
Mackenzie verließ den Raum festen Schrittes, ohne Irwin zu beachten: durch die Halle, die Treppe hinunter, an bewachten Türen vorüber, ohne die Grüße der Soldaten recht wahrzunehmen, bis zu seinem Quartier im Südflügel.
Seine Tochter war schon schlafen gegangen. Er nahm eine Laterne vom Haken und betrat ihr Zimmer. Sie war hierher zurückgekommen, während ihr Mann in San Francisco weilte.
Einen Augenblick lang konnte sich Mackenzie nicht mehr recht daran erinnern, warum er Tom dort hingeschickt hatte. Er strich sich mit der Hand über den Kopf, als wollte er etwas herausdrücken ... ach ja, angeblich, um neue Uniformen zu beschaffen; in Wahrheit aber, um den Jungen aus dem Weg zu schaffen, bis die politische Krise vorüber war. Tom war zu ehrlich, er bewunderte Fallon und die Esper-Bewegung. Seine Offenheit hatte zu Streitigkeiten mit seinen Kollegen geführt. Die anderen Offiziere stammten meistens aus den alten Familien. Die bestehende soziale Schranke war für sie von Vorteil gewesen. Tom Danielis aber war als Fischerjunge an der Mendocino-Küste aufgewachsen. In seiner Freizeit hatte er von einem dort ansässigen Esper Schreiben, Rechnen und Lesen gelernt. Dann trat er in die Armee ein und erarbeitete sich durch seine Intelligenz das Offizierspatent. Er hatte nie vergessen, daß die Esper den Armen halfen. Und Fallon versprach, den Espern zu helfen ...
Lauras Zimmer hatte sich kaum verändert, seit sie vor einem Jahr geheiratet hatte. Sie war damals gerade siebzehn gewesen. Das hatten Gegenstände überdauert, die einst einer kleinen Person mit Zöpfen und gestärkten Röcken gehört hatten – ein Teddybär, bis zur Unförmigkeit abgeküßt und getätschelt, eine Puppenstube, die ihr Vater selbst gebaut hatte, das Bild ihrer Mutter, das ein Corporal gemalt hatte, der dann bei Salt Lake eine Kugel abbekam. O Gott, wie sehr sie immer mehr ihrer Mutter ähnlich wurde.
Dunkles Haar fiel über das Kopfkissen, jetzt durch den Lichtschein in Gold verwandelt. Mackenzie schüttelte sie so sanft wie möglich. Sie wachte sofort auf, und er sah den Schrecken in ihren Augen.
»Vater! Ist etwas mit Tom?«
»Er ist okay!« Mackenzie stellte die Laterne auf den Boden und setzte sich auf die Bettkante. Er ergriff ihre Hand, deren Finger eiskalt waren.
»Das stimmt nicht. Dazu kenne ich dich zu gut«, antwortete sie.
»Er ist bis jetzt noch nicht verletzt, und ich hoffe, es wird ihm auch nichts geschehen.«
Mackenzie riß sich zusammen. Da sie die Tochter eines Soldaten war, erzählte er ihr in wenigen Worten die Wahrheit; aber er war nicht stark genug, sie dabei anzusehen. Als er geendet hatte, blieb er schweigend sitzen und lauschte auf den Regen.
»Du wirst rebellieren«, flüsterte sie.
»Ich werde SCHQ um Rat fragen und den Befehlen meines Vorgesetzten gehorchen«, antwortete er.
»Du weißt genau, wie die lauten werden ... wenn er erst einmal weiß, daß du ihn unterstützen wirst.«
Mackenzie zuckte die Achseln. Sein Kopf brummte. Begann der Katzenjammer schon? Er würde noch eine gehörige Menge Schnaps brauchen,
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