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Magazine of Fantasy and Science Fiction 05 - Die Esper greifen ein

Magazine of Fantasy and Science Fiction 05 - Die Esper greifen ein

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 05 - Die Esper greifen ein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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sah er noch nicht. Aber das hatte er auch gar nicht erwartet. Er kannte dieses Land ... und wie gut er es kannte!
    Es könnte jedoch sein, daß er irgendwo ein Anzeichen von Feindtätigkeit bemerkte. Es war unheimlich gewesen, so weit vorzudringen, ohne auch nur eine Spur des Gegners gesehen zu haben; Späher auszuschicken, die nach Rebelleneinheiten Ausschau halten sollten, sie aber nirgends entdeckten; mit steifen Schultern zu reiten, stets in der Erwartung, von hinten einen Pfeil abzubekommen, der aber dann doch nie kam. Der alte Jimbo Mackenzie war nicht der richtige Mann, mit gefalteten Händen hinterm Ofen zu sitzen, und die Rolling Stones hatten ihren Spitznamen nicht umsonst verdient.
    Wenn Jimbo überhaupt lebt. Woher soll ich das wissen? Vielleicht hat ihm ein Raubvogel die Augen ausgehackt!
    Danielis biß sich auf die Lippen und blickte angestrengt durch die Gläser. Denk nicht an Mackenzie, wie er brüllte und dich unter den Tisch trank und dein Lachen übertönte, wie er mit gerunzelter Stirn über dem Schachbrett saß, an dem du ihn bei zehn Spielen zehnmal schlugst, wie stolz und glücklich er bei der Hochzeit dastand ... Und denk nicht an Laura, die zu verheimlichen versuchte, wie oft sie des Nachts weinte, die jetzt ein Kind unter dem Herzen trug und allein in dem Haus in San Francisco die Qualen der Schwangerschaft durchzustehen hatte. Jeder einzelne dieser stumpfsinnig voranziehenden Armee, die gegen eine Festung marschierte, an der bisher noch jede gescheitert war – jeder einzelne hatte jemanden zu Hause zurückgelassen, und der Himmel mochte wissen, wie viele auch jemanden auf der Rebellenseite hatten. Es war besser, sich nach feindlichen Spuren umzusehen und diese Gedanken auf sich beruhen zu lassen.
    Halt! Danielis richtete sich höher auf. Ein Reiter – er stellte das Fernglas genauer ein. Einer von uns! Fallons Armee hatte ein blaues Band an der Uniform befestigt. Ein zurückkehrender Späher. Ein eisiger Hauch rann seinen Rücken hinunter. Er wollte ihn zuerst anhören! Aber der Mann war noch über eine Meile entfernt und kam bei dem schweren Boden nur langsam voran. Es bestand keine Eile. Danielis suchte das Land weiter ab.
    Hinter ihm ertönte ein kratzendes Geräusch. Pferd und Mann wirbelten herum. Die Pistole zuckte aus dem Gürtel.
    Sie senkte sich wieder. »Oh, entschuldigen Sie, Philosoph.«
    Der Mann im blauen Umhang nickte. Ein Lächeln erhellte seine harten Gesichtszüge. Er mußte um die sechzig Jahre sein, sein Haar war schneeweiß und die Haut faltig, aber er kletterte in diesen Höhen wie eine wilde Ziege. Das Yang- und Yin-Symbol leuchtete golden auf seiner Brust.
    »Sie sind ohne jeden Grund nervös, mein Sohn«, sagte er. Seinem Dialekt nach stammte er aus Texas. Die Esper gehorchten den Gesetzen, ganz gleich, wo sie lebten, aber sie erkannten kein Land als ihr eigenes an: Für sie war die Menschheit ein Ganzes, vielleicht sogar das gesamte Leben im Universum. Trotzdem hatten die Pacific States enorm an Prestige und Einfluß gewonnen, als beim Wiederaufbau von San Francisco die Zentrale des Ordens dort eingerichtet worden war. Niemand hatte dagegen Einspruch erhoben als der Große Suchende den Wunsch aussprach, daß der Philosoph Woodworth die Expedition als Beobachter begleiten möge. Ganz im Gegenteil! Nicht einmal die Kaplane hatten protestiert, denn die Kirchen hatten endlich begriffen, daß sich die Lehre der Esper allen Religionen gegenüber völlig neutral verhielt.
    Danielis lächelte gezwungen. »Können Sie mir das verübeln?«
    »Nein – nicht verübeln. Aber raten. Ihre Einstellung ist unklug. Sie zermürbt Sie nur. Sie kämpfen schon seit Wochen, bevor der Krieg noch richtig begonnen hat.«
    Danielis mußte an den Apostel denken, der ihn in San Francisco besucht hatte. Er hatte ihn eingeladen, in der Hoffnung, daß Laura dadurch etwas innere Ruhe gewinnen würde. Sein Gleichnis war noch einfacher gewesen: »Sie brauchen nur einen Teller auf einmal zu waschen.« Die Erinnerung versetzte ihm einen Stich, so daß er heftiger als zuvor antwortete:
    »Ich könnte mich vielleicht beruhigen, wenn Sie Ihre Kräfte benutzen würden, um mir zu sagen, was uns erwartet.«
    »Ich bin kein Adept, mein Sohn. Leider stecke ich zu tief in der materiellen Welt. Irgendwer muß ja schließlich die praktische Arbeit des Ordens verrichten, aber eines Tages werde ich die Chance erhalten, mich zurückzuziehen und die Grenzen in mir zu erforschen. Aber um die vollen Kräfte zu

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