Magazine of Fantasy and Science Fiction 06 - Die Überlebenden
unterdrücken. Wir sind hier, um die Dinge schwieriger zu gestalten, nicht, um sie zu vereinfachen. Sie werden sich bemühen müssen, eine andere Zustimmung von der geplanten Liste zu erhalten.« Der Registrator stand auf und blickte sie ausdruckslos an. »Außer, Sie können eine besondere Einwilligung beibringen. Das wäre akzeptabel, aber es ist nicht leicht. Sie kennen die Bedingungen.«
Er trainierte im Hof, hob Gewichte, beugte und streckte sich. Er hatte sich eingeölt, und seine Muskeln reagierten geschmeidig und schnell. Er war so schön, daß sie bei seinem Anblick die Luft anhielt. »Hör auf, dich herauszuputzen, und komm herein.« Er schmunzelte und folgte ihr, sehr geschmeidig und elastisch im Vergleich zu ihrer Fülle.
»Bist du im Buchungsbüro zur Gleichhaltung gewesen? Haben sie dir einen Namen gegeben?« fragte er.
»Ja, ich war dort. Ich habe den Registrator gesprochen. Sie konnte mir nicht helfen. Sie können mir nicht so ohne weiteres einen Namen von der Liste geben, da es ein selbstgewähltes Kind ist.«
»Aber als du es gewählt hast, war doch dein Vater verfügbar und hat auch seine Zustimmung gegeben. Du konntest doch nicht ahnen, daß er auf natürliche Art vorher abgehen würde.«
»Trotzdem wollen sie es nicht akzeptieren. Sie wünschen eine andere Zustimmung. Oder ich kann das Kind nicht haben.«
»Kennst du denn niemanden von der Liste, den du fragen könntest?«
»Nein. Du vielleicht?«
»Nein, natürlich nicht. Wie sollte ich? Aber du kennst doch jeden. Du bist eine von ihnen. Könnte nicht jemand ...?«
»Warum sollten sie?«
Er betrachtete sich im Wandglas, hob die Arme leicht an, um das Spiel seiner Schultermuskeln zu bewundern. Seine Gedanken waren nicht voll bei ihr. »Morgen findet der Wettkampf statt«, sagte er. »Glaubst du, daß ich eine Chance habe? Findest du nicht, daß ich während der letzten sechs Monate ein bißchen zugenommen habe?«
»Eine besondere Zustimmung würde genügen«, sagte sie.
»Was?« Er hörte ihr jetzt wieder zu. »Und wer sollte dir diese besondere Zustimmung verschaffen?« Sie blickte ihn ohne ein Wort an. Er lachte ein wenig ungewiß. »Ich nicht, das steht einmal fest. Nur noch zwei Jahre, meine Dame, bevor ich auf die Liste gehe. Das weißt du doch.«
»Es ist dein Kind.«
»Mein Kind? Nur in dem Sinn, daß du es nicht ganz allein ... sonst ...« Er blickte sie scharf an. »So dumm bin ich nun auch wieder nicht. Ich weiß, warum du mich gewählt hast und wie begrenzt mein Verwendungszweck ist. Du kannst nicht alles haben. Die Männer sind so, wie ihr sie euch macht. Ihr könnt uns nicht plötzlich eine Verantwortung auferlegen, die ihr unter anderen Umständen sofort ableugnen würdet.«
Sie blickte ihn mit kalter Wut an. »Ich gestatte dir nicht, so zu reden. Du mußt mit jemandem darüber gesprochen haben – wahrscheinlich mit den anderen Männern bei der Arbeit. Ihr redet zuviel.«
Nach diesen Worten setzte er eine schmollende Miene auf, so daß sie mit ihm nichts mehr anfangen konnte. Deshalb ging sie hinaus und richtete das Gesicht nach Westen, wo der grüne Rasenfleck auf der Hügelkuppe anzeigte, wo die Mutter lebte.
Nach allen Seiten hin war das spärliche Grün von den Silhouetten der grauen vulkanischen Hügel umschlossen. Fast jedes Jahr breitete sich die Vegetation, angetrieben durch die ameisenhafte Industrie der Menschen, über einen neuen Hügel aus. Einmal würde die Zeit kommen, in der alles grün sein würde, so weit das Auge blicken konnte. Aber jetzt sah man in Gedanken nur Grau, wenn man sich die Welt hinter den nächsten Hügeln vorstellte. Doch daran dachten nur die Männer.
Einer von ihnen sagte: »Ich habe nachgedacht.«
Das war etwas, was sie miteinander teilten. Die Frauen nahmen Gedanken an, trafen Entscheidungen und trieben die Organisation zum unerbittlichen Überlebenskampf an. Die Männer waren zwischendurch frei, zu denken.
»Die Mutter ist zurückgekommen«, sagte er. »Das wissen wir alle. Einstmals war sie alles, dann war sie nichts, und nun ist sie wieder alles. Ich glaube, ich weiß, warum. Ich glaube, daß am Anfang die ganze Welt da war, um sich in ihr auszubreiten, aber es gab zuwenig Menschen. Die Welt lag zu ihren Füßen, wenn sie sich behaupten konnten. Aber sie waren verwundbar. Ausdehnung und Vermehrung war alles. Daher auch die Mutter. Sie hat auch damals schon getötet, aber in jenem Stadium war die Schöpfung alles.
Das nächste Stadium begann, nachdem sich die Welt
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