Magazine of Fantasy and Science Fiction 06 - Die Überlebenden
ein wenig aufgefüllt hatte. Jetzt waren es andere Menschen, die Schwierigkeiten bereiteten. Kämpfe mußten ausgetragen und eine Menge anderer Dinge erledigt werden, anstatt einfach zu gründen und zu ertragen. Der Vater übernahm von der Mutter. Das war die Zeit, die sie jetzt die Dunkle Zeit nennen – die ganze Spanne, während der der Vater führte. Damals waren wir in Ordnung. Das ging so lange, bis das Feuer kam, obgleich sie jetzt sagen, daß die Mutter schon vorher zurückgekommen wäre. Aber seit dem Feuer ist die Mutter wieder da, das ist sicher. Das mußte auch so sein, jetzt, da die Ausdehnung und Vermehrung wieder begann. Aber es ist nicht nur die Ausdehnung. Es ist vielmehr auch die Vermehrung nach den Gesetzen; die Mutter erledigt auch das Töten. Das Buchungsbüro für die natürliche Gleichhaltung, das ist es doch, versteht ihr? Das ist der Schlüssel zu allem. Dahinter steht die Mutter, das wissen wir alle. Aber wenn genug Zeit vergangen ist und auch genug Raum vorhanden sein wird, dann wird der Vater zurückkommen. Inzwischen können wir denken. Daran können sie uns nicht hindern. Sie können nicht über die Hügel hinwegsehen, nicht so wie wir. Und noch mehr, sie wissen das und nehmen es uns übel. Der Vater wird zurückkommen. Natürlich wird das keiner von uns erleben, aber wir wissen alle, daß es so kommen wird. Inzwischen aber sind sie so, wie wir sie kennen.«
Der Himmel verfärbte sich, die Sonne ging unter, aber die Männer, müde von der körperlichen Arbeit, zu der sie ausgerüstet waren, die sie aber nicht organisieren durften, blieben sitzen und starrten über die Dächer hinweg auf das tiefe Grün und den Kreis auf den drei grauen Hügeln dahinter. Sie hingen ihren verwegenen, aber ergebnislosen Gedanken nach und schwiegen.
Als er zum Fuß des grauen Hanges kam, ertönte das Horn. Er wünschte, er wäre nicht so weit herausgekommen. Irgend etwas hatte seine Gedanken beschäftigt, aber er wußte nicht, was es war, und so hatte er seinem Verlangen nachgegeben, allein zu sein. Jetzt war es zu spät; er wußte, daß es so war. Sie hatten an ihm gearbeitet, da droben auf dem Hügel. Madi war eine von ihnen. Sie konnte das arrangieren. Sonst wäre er niemals so weit hinausgegangen, nicht so spät wie jetzt. Die Landarbeiter und die Aufbautrupps hatten ihre Geräte schon lange zusammengepackt und waren in die Stadt zurückgekehrt. Nichts regte sich in dem Grün, so weit er zurückblicken konnte, aber in den grauen Hügeln konnte alles Mögliche verborgen sein. Der Himmel hatte seine Farbe verloren, es wurde immer dunkler. Wieder blies das Horn, und er begann zu laufen.
Er konnte viel schneller laufen als sie, aber sie würden ihm für immer auf den Fersen bleiben. Sie – das waren die Jäger der Mutter, deren Gedanken nicht ihnen selbst gehörten. Das Wichtigste war, die richtige Richtung einzuschlagen, sich nicht zu verlaufen, so daß sie ihn einholen konnten. Er wußte, was sie mit ihm tun würden, wenn sie ihn fingen. Er hatte sie nur ein einziges Mal gesehen, gedrungene Gestalten, in Zweier- und Dreiergruppen aufgeteilt, die sich für einen kurzen Augenblick am Horizont abgezeichnet hatten. Sie liefen mit gebeugten Knien, wie im Galopp. Vor ihnen rannte der hochgewachsene, von Panik ergriffene Mann erfolglos um sein Leben.
Wenn sie ihn so gejagt hätten, wie Hunde es tun, hätte er ihnen vielleicht entkommen können, aber sie teilten sich und umzingelten ihn. Er war schon mehrere Minuten gelaufen, als er sich wieder auf grauer Asche befand; das Horn blies jetzt von fast allen Seiten. Er blieb stehen, versuchte, sich in der Dämmerung zu orientieren, und rannte wie nie zuvor in seinem Leben.
Dicht bei den ersten Häusern ging ihm die Luft aus, und von allen Seiten tönten jetzt die Hörner auf ihn ein. Die Verfolger verhielten sich völlig still, nur ihr keuchender Atem war zu hören. Die Türöffnung zeichnete sich dunkel ab, und er lief direkt darauf zu. Hinter ihm fiel die Tür ins Schloß. Im Inneren war es völlig dunkel. Er hörte nackte Füße rings ums Haus laufen. Dann war es still, und er hörte, wie sich eine Nase der Tür näherte und daran roch. Einem langen Seufzer folgte ein lautes Lachen. Hoch und kehlig, und dann fingen die Füße wieder an zu tappen, immer um das Haus herum.
Jemand bewegte leicht den Innenriegel. Er hielt den Atem an und lauschte. Dann begann er zu schluchzen, den Kopf in die Hände gestützt. Seine übrigen zwei Jahre bekümmerten ihn nicht
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