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Magazine of Fantasy and Science Fiction 07 - Musik aus dem All

Magazine of Fantasy and Science Fiction 07 - Musik aus dem All

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 07 - Musik aus dem All Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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nieder.
    Vor ihm tauchte das Gesicht des alten Thor Peterson in voller Schärfe auf – das weiße Haar, die tiefen Falten, die eingesunkenen, traurigen, nachdenklichen Augen.
    »Die Musik dieser Violine ist tot.«
    Brandon öffnete den Kasten und berührte eine Saite.
    »Mein Großvater besaß ein Musikinstrument. Eine Flöte. Er ging hinaus auf die Felder und spielte darauf. Die Tiere kamen und lauschten ihm.«
    Wieder zupfte Brandon an der Saite, die einen leisen Ton von sich gab.
    »Die Musik starb mit dem Musiker.«
    Er dachte an den verblichenen Zettel in der Violine: »Jacob Raymann, Bell House, Southmark, London 1688.« Fast tausend Jahre. Jahrhunderte großer, bewegender Musik.
    Plötzlich glaubte Brandon Musik zu hören: Er hörte ein aufschluchzendes, dröhnendes Klagen, einen einzelnen, bezaubernden Ton einer Melodie, die sich mit unendlicher Süße aus dem Nichts löste; er hörte ein unfaßbares, verschwommenes Anschwellen von Tönen, das schneller wurde, sich überschlug, sich zu einem Brausen erhob und in der Luft hing.
    Und er sah Menschen, Tausende von Menschen, die bewegungslos, überwältigt von Gefühlen, lauschten.
    Brandon lehnte sich über den Felsen hinaus und ließ die Violine in den Fluß fallen. Gebannt beobachtete er, wie sie sich auf ihrem Sturz nach unten überschlug, er hörte nicht den entsetzten Schrei Parkers. Mit einem leichten Aufklatschen berührte sie das Wasser, und zu seinem großen Erstaunen schwamm sie darauf. Einen Augenblick lang tanzte sie auf dem aufgewühlten, bewegten Strom hin und her. Dann stürzte sie in ein Gefälle, schlug gegen einen Felsen, taumelte ein Stück weiter und verschwand dann in einem Regen von Gischt und Schaum.
    Brandon wandte sich ab. Wieder glaubte er Musik zu hören, aber als er stehenblieb und lauschte, vernahm er nur das gedämpfte Brausen des Flusses in der Schlucht und das Zischen des heißen Windes, der über die trockenen Wiesen strich.
     

Der Hof der Tataren
     
TP Caravan
     
     
    Professor Dunbar brüllte in das Ohr des Cowboys, aber dieser versetzte ihm mit dem Ende seiner Fangleine einen kräftigen Schlag und rief: »Hau ab!« Der Professor brüllte noch einmal und lief davon.
    Edward Harrison Dunbar, B. A., M. A., Ph. D., L. L. D., Mitglied der Gesellschaft für moderne Sprachen und Kapazität für die Literatur des 18. Jahrhunderts, war auf die Situation, in der er sich jetzt befand, nicht vorbereitet: Etwas Derartiges war von einem Schriftsteller des Zeitalters der Vernunft nie erwähnt worden.
    Kafka allerdings hatte das Thema behandelt, aber Dunbar las selten etwas, das nach 1798 geschrieben war.
    »Klassische Selbstkontrolle und Zurückhaltung«, pflegte Professor Dunbar seinen Schülern zu sagen, »das sind die Vorbedingungen für einen reinen Stil.«
    Jetzt aber rannte er brüllend über die staubigen Ebenen von Texas.
    »Reines Englisch ist das beste Englisch«, pflegte er zu sagen. »Verbannen Sie aus Ihrer Rede die Ausdrücke der Umgangssprache. Setzen Sie Ihren Vorstellungen angemessene Grenzen, lassen Sie sich nie durch eine Vorliebe für irgend etwas hinreißen, beachten Sie die Regeln. Sprechen Sie mit Klarheit und Präzision.«
    Und nun brüllte er selbst einen Cowboy an, und der Cowboy riß die Mütze vom Kopf und schlug damit nach ihm. Professor Dunbar konnte nichts dagegen tun; seine Instinkte ließen ihn blindlings zur Herde zurückrasen.
    Er war an diesem Morgen mit einem seltsamen Gefühl aufgewacht; irgend etwas stimmte nicht. Natürlich nicht. Er war in einen Stier verwandelt worden. Aber er war schon immer sehr langsam aufgewacht, und während er im Halbschlummer dalag und auf den Geruch des Kaffees wartete, der ihm sagen würde, daß das Frühstück fertig war, versuchte er sich, ohne besondere Furcht, über das seltsame Gefühl klarzuwerden, das ihn erfüllte. Seine letzte Veröffentlichung, die bewies, daß Boswell der wahre Autor von Ossian war, war von mehreren Narren des Schülerjournals angegriffen worden, aber er hatte bereits seine Verteidigung vorbereitet: Das konnte es also nicht sein. Das Erscheinen des Collegemagazins war auf weitere vier Jahre verschoben worden, aber das geschah so gut wie nach jeder Ausgabe: Das konnte es auch nicht sein. Seine Vorlesungen für den Rest des Semesters waren fertig vorbereitet: Auch das war in bester Ordnung. Seine Kinder hatten keine Sorgen, seine Frau war zufrieden, und er selbst hatte sich schon seit Monaten nicht mehr betrunken.
    Als ihm endlich frischer

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