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Magazine of Fantasy and Science Fiction 07 - Musik aus dem All

Magazine of Fantasy and Science Fiction 07 - Musik aus dem All

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 07 - Musik aus dem All Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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Schweine. Wieviel Rindfleisch hatte er während seines Lebens schon gegessen? Wieviel Rindsleder befand sich in seinen Brieftaschen und Koffern?
    Furcht umnebelte sein Gehirn. Ganz früher einmal hatte er Vorlesungen in Mathematik besucht, aber da sie für Studenten gedacht waren, die die schönen Künste erlernen wollten, zollte ihnen niemand viel Aufmerksamkeit. Trotzdem müßte er sich eigentlich noch an irgend etwas erinnern. Schließlich hatte er den Kursus dreimal mitgemacht, bevor er es ein richten konnte, hinter jemandem zu sitzen, von dem er die Lösungen beim Examen abschreiben konnte. War da nicht irgend etwas mit Dreiecken vorgekommen?
    Zweifellos war es das Pfeifen eines Zuges. Er konnte jetzt auch schon weißen Rauch in der Ferne erkennen.
    Ja, natürlich! Man zieht ein Dreieck mit kleinen Vierecken an den Seiten. Das bedeutete in der Mathematik irgend etwas. Er war gerettet! Schnell bahnte er sich einen Weg durch die Herde und näherte sich vorsichtig den Cowboys. Er mußte daran denken, nicht so stürmisch zu sein, sonst würden sie sich vor ihm fürchten. Er senkte den Kopf und bemühte sich, einnehmend zu lächeln.
    Mit dem rechten Vorderhuf kratzte er ein etwas schiefes Dreieck auf den Boden. Es war sehr schwierig, denn seine Füße wollten sich nicht so bewegen, wie er es wünschte. Endlich jedoch war er fertig und blickte, schwer atmend, auf. Niemand hatte ihn überhaupt nur zur Kenntnis genommen.
    Er versuchte, vorsichtig einen der Cowboys zu stoßen, aber er hatte völlig vergessen, daß er Hörner besaß. Mit einem grellen Aufschrei warf ihm der Mann seinen schweren Hut ins Gesicht. Verwirrt und erschreckt rannte Dunbar zurück zur Herde. Es war ein seltsames Gefühl der Sicherheit, bei den anderen zu sein, und so graste er, fast zufrieden, mit ihnen auf dem zerstampften Gras. Bald würde jemand sein Diagramm sehen und wissen, was geschehen war.
    Langsam bewegte er sich mit dem Rest der Herde dahin, genoß die warme Sonne, die auf seinen staubigen Rücken fiel. Hin und wieder verscheuchte er mit seinem Schwanz eine Fliege. Bald würde er gerettet sein, aber jetzt gab er sich einer zufriedenen Trägheit hin, gegen die er sich nicht wehren konnte; es war so, wie wenn er über die Bücher gebeugt ein wenig einzunicken pflegte, wenn er in der Universitätsbibliothek, hinten in der Abteilung für das 18. Jahrhundert, wohin die Studenten nur selten kamen, einsam die von ihm so geliebten Werke durchblätterte. Langsam kaute er an dem Gras, das er abgezupft hatte. Dabei überlegte er schläfrig, ob Swift wirklich taub gewesen war, oder ob er es nur vorgetäuscht hatte. Verträumt kaute er weiter. Wenn er einen Zuschuß bekam, würde er im nächsten Sommer nach England fahren und nach Schriften suchen, die seine Theorie bewiesen, daß Sir Robert Walpole der wirkliche Autor der Bettleroper war. Er bewegte sich ein wenig schneller, als die Herde unruhig wurde.
    Plötzlich befand sich vor ihm ein hoher Holzzaun. Er trottete daran entlang, eingeschlossen von den anderen Tieren der Herde. Was war geschehen? Er warf den Kopf zurück und brüllte. Dann war plötzlich zu beiden Seiten ein Zaun, unter den Füßen spürte er Holzplanken. Es ging eine schmale Rampe hinauf. Was war los? Er wurde in einen Viehwagen verladen. Die Rampe dröhnte dumpf, als er darüber hinwegtrottete.
    Er würde es nicht tun! Er würde nicht dorthin gehen! Wo waren die Leute, die ihn mit Hilfe der Mathematik retteten? Er blieb auf der Rampe stehen und blickte zurück: Hinter ihm war die Herde. Sie hatte sein sorgfältig gezogenes Diagramm zertrampelt. Er brüllte vor Protest. Ein Cowboy lehnte sich über die eine Seite des Zaunes und schlug ihn mit einem Stock. Professor Dunbar machte einen Satz nach vorn: Er hatte einen elektrischen Schlag erhalten. Die Tür des Viehwagens fiel hinter ihm zu. Er war eingekreist, unfähig, sich zu bewegen. Er schlug mit den Hufen um sich und brüllte, so laut er konnte, und all die anderen Stiere brüllten mit ihm; das Geschrei der aufgebrachten Herde begleitete während des ganzen Weges von Texas nach Chicago das Rattern der Räder.
    Chicago! In Chicago gab es eine Universität! Dort würden Akademiker sein. Rektoren, Professoren, Dozenten, Assistenten, Instruktoren, Doktoren, Studenten, alle möglichen Arten von gebildeten Leuten.
    Und da war auch schon Chicago! Er blickte an den hohen Gebäuden hinauf. Sein Herz machte einen Sprung. Der Zug ratterte bis mitten in die Schlachthöfe hinein. Hierher?

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