Magazine of Fantasy and Science Fiction 07 - Musik aus dem All
Gedanken auf, denn für solche Menschen gedachte er nicht zu arbeiten. Er kannte sie zu gut, diese Heuchler. Als dann sein Vater plötzlich starb, als Jimsy gerade das sechsundzwanzigste Lebensjahr erreicht hatte, und ihm ein beträchtliches Vermögen hinterließ, wußte Jimsy immer noch nicht, was er mit sich anfangen sollte. Zu dieser Zeit begegnete er Sir Mortimer Wheeler zum erstenmal.
Sir Mortimer blickte in Großaufnahme vom Bildschirm eines Fernsehgerätes herab, und er sah Jimsy offen und voll ins Gesicht, ohne auch nur ein einziges Mal zusammenzuzucken. Und während er gelassen Jimsys Geburtsmal betrachtete, sprach er zu ihm über Ausgrabungen, über die Erregung und die Belohnungen, und er tat das auf eine solche Art, daß Jimsy sofort davon begeistert war. Hier, so schien es, lag eine große Möglichkeit. Etwas, dessen man sich weit weg an einsamen Orten und ohne die Gesellschaft anderer Menschen erfreuen konnte. Jimsy war begeistert. Er hörte Sir Mortimer bei jeder Gelegenheit zu – im Fernsehen oder im Rundfunk. Er kaufte seine Bücher und dann die Bücher anderer Forscher; er verbrachte seine Zeit mit dem Studium der Archäologie und Ausgrabungen, er fühlte, daß dies genau das Richtige für ihn war.
Nach etwas über einem Jahr intensiven Studiums und Einarbeitens in dieses Fach hatte Jimsy das Gefühl, daß es jetzt Zeit war, wirklich zu graben. Allerdings gab es dabei ein Hindernis. Um ein Ausgraber zu werden, muß sich der Anfänger mit einem erfahrenen Team unter einem Meister zusammentun; er muß die Methoden studieren, wie man sich verhält und wie man vorgehen muß. Jimsy wußte das sehr gut, aber er fürchtete sich vor den Folgen: Die Augen seiner Mitarbeiter, die des Meisters selbst, die die Luft rings um seinen Kopf absuchten, ihn nie direkt anblickten. Zum Glück besaß Jimsy Geld. Wenn er einen geeigneten Ort zur Forschung finden konnte, wollte er eine eigene Expedition ausrüsten, sich einige Arbeiter engagieren und auf eigene Faust graben und suchen. Aber woher sollte er eine geeignete Örtlichkeit finden?
Und dann hatte Jimsy Glück. Ein Zufall kam ihm zu Hilfe. Beim Durchblättern eines archäologischen Magazins fiel sein Blick auf die kurze Notiz eines Athener Korrespondenten, der erwähnte, daß die kleine Insel Phorkos, eine der kleinsten der Kykladen, wieder einmal von einem heftigen Erdbeben heimgesucht worden war. Der Korrespondent erwähnte weiter, daß vor über zwanzig Jahren eine dänische Expedition vielversprechende Hinweise für Grabungen auf Phorkos gefunden hatte, aber bevor sie nachprüfen konnte, ob ihre Vermutungen richtig waren, hatte ein ungewöhnlich heftiges Erdbeben ihre bisherigen Grabungen zerstört und das ganze Gebiet derartig verwüstet, daß sie alle Hoffnungen aufgegeben hatten, und seitdem hatte es nie wieder jemand dort versucht.
Jimsy war nicht ohne Phantasie. »Warum«, so sagte er sich, »sollte nicht ein zweites Erdbeben zutage bringen, was ein früheres verschüttet hat?« Er entschloß sich, Phorkos einmal näher anzusehen. Über die Insel selbst fand er in den Büchern nur sehr wenig. Sie war klein und kahl und lag am südlichsten Rand der Kykladen, nicht mehr als sechzig Meilen von Kreta entfernt. An ihrem nördlichen Ende, rund um den kleinen Hafen, befand sich Stheno, eine kleine Stadt von etwa fünfzehnhundert Einwohnern, die von einer alten Burg aus dem dreizehnten Jahrhundert beherrscht wurde, deren Mauern fest genug waren, um die vielen Erdbeben zu überdauern. Denn das Besondere an Phorkos war, daß es schwerer unter Erdbeben zu leiden hatte als seine größeren Nachbarinseln. Während sie nur erschüttert worden waren, war Phorkos entzweigerissen, wie man an den Klüften und Erdrissen am südlichen Ende der Insel erkennen konnte, wo die Dänen die Anzeichen für eine präminoische Zivilisation gefunden und wieder verloren hatten.
Jimsy flog nach Athen, stellte einen Dolmetscher ein und schiffte sich, nachdem er zweimal das Boot gewechselt hatte, von Santorin mit einem kleineren Dampfer, der zweimal die Woche Post und Lebensmittel sowie ein paar Passagiere nach Stheno brachte, ein. Er war einigermaßen erstaunt, als er feststellte, daß weder sein Dolmetscher noch die anderen Passagiere Schwierigkeiten hatten, ihm direkt ins Gesicht zu blicken. Entweder hatten sie Schlimmeres gesehen oder sie waren der Meinung, daß es sich ein reicher Engländer sehr wohl leisten konnte, derartige Gesichtszüge mit sich herumzutragen. Diese
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