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Magazine of Fantasy and Science Fiction 08 - Irrtum der Maschinen

Magazine of Fantasy and Science Fiction 08 - Irrtum der Maschinen

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 08 - Irrtum der Maschinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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ist«, sagte er mit etwas bitterer Stimme.
    »Aber nein!« rief ich. »Ich glaubte nur, daß er mich viel leicht sehen wollte, bevor Sie Ihre endgültige Entscheidung treffen.«
    »Ich bin sicher, daß er Sie mag, Miss Brown. Sagen wir also morgen, kurz vor Mittag?«
    Auf dem Treppenabsatz drehte ich mich noch einmal um. »Und was ist mit Mrs. Huntington? Sicher will sie ...?«
    »Es gibt keine Mrs. Huntington mehr. Ich bin Witwer.« Die Tür schloß sich hinter mir.
    Durch den Schleier des fallenden Schnees konnte ich den Blinden auf der anderen Straßenseite erkennen. Einem plötzlichen Impuls folgend, überquerte ich die Straße. Dunkle Brillengläser richteten sich auf mich. »Schön' guten Tag, Miss«, sagte eine von einem dichten, schwarzen Bart gedämpfte Stimme. »Kein sehr schöner Tag heute, wie?«
    »Nein«, erwiderte ich. »Ist dies nicht ein ziemlich unbequemer Platz für Sie?«
    »Ich mag ihn«, sagte er. »Es ist ruhig hier. Immer dieselben Leute. Aber Ihre Stimme ist mir neu. Sind Sie Mr. Huntingtons Erzieherin?«
    »Wieso? Ja, natürlich. Woher wissen Sie, daß er eine Erzieherin engagieren würde?«
    »Es passiert hier in der Gegend nicht viel, von dem ich nichts weiß.«
    Ich nahm eine Münze aus der Geldbörse und ließ sie in seinen Teller fallen. »Auf daß sie mir Glück bringe«, sagte ich und lächelte ein wenig über meine eigenen Worte.
    »Aber ich bin kein Bettler!« rief er protestierend. »Ich verkaufe etwas. Sie können nicht gehen, ohne irgend etwas für Ihr Geld genommen zu haben.«
    Da erst bemerkte ich, daß er einen Behälter voll billigen Tand bei sich hatte. »Aber ich brauche wirklich nichts ...«
    »Sie müssen etwas nehmen!« sagte er mit drängender Stimme. »Sie sagen, daß Sie Glück brauchen. Nehmen Sie der Ring mit dem roten Stein; es ist ein Ring, der Glück bringt.«
    »Also gut«, gab ich nach, »ich werde ihn nehmen.« Und obgleich er mich nicht sehen konnte, steckte ich den Ring an den Finger, um ihn nicht zu kränken.
    »Wenn Sie einmal in Schwierigkeiten geraten sollten«, sagte er zu mir, »dann drehen Sie den Stein einfach dreimal und sagen – Sie sagen ...«
    »Abrakadabra?« schlug ich vor und versuchte, ein Lachen zu unterdrücken. Aber er blieb ernst.
    »Abrakadabra – das ist gut. Aber erinnern Sie sich daran – nur wenn Sie in wirklichen Schwierigkeiten sind. Sie dürfen die Macht des Ringes nicht mißbrauchen.«
    Ein Altwarenhändler kam langsam mit seinem Pferdekarren an uns vorbei. »Lumpen, alte Flaschen Altmetall!« rief er mit der für seinen Beruf üblichen, leiernden Stimme. Aber niemand antwortete ihm, und allmählich verhallte das Rattern seines Wagens in der Ferne.
    Wieder war ich allein mit dem Blinden. Ich hatte das Gefühl, daß er mir irgend etwas sagen wollte, aber gerade in diesem Augenblick fuhr ein leeres Taxi vorbei, und ich winkte es heran.
    »Auf Wiedersehen!« rief der Blinde mir nach. »Und viel Glück!«
     
    Als ich am nächsten Tag um halb zwölf zu dem dunklen, alten Haus zurückkehrte, schneite es noch immer. Der Blinde war nirgends zu sehen. Ich hoffte, daß er wiederkommen würde, wenn das Wetter besser war. Irgendwie beruhigte es mich, zu wissen, daß irgend jemand da war, mit dem ich mich unterhalten konnte, selbst wenn es nur ein Bettler war. Aber nein, er war ja gar kein Bettler, er verkaufte Schmuck. Und ich berührte den großen, auffallenden Ring an meinem Finger. Er paßte nicht gut zu meinem einfachen grauen Kleid ... Und trotzdem konnte ich mich nicht entschließen, ihn abzunehmen. Wenn Mr. Huntingtons Augen genauso schlecht waren wie meine eigenen, würde er ihn wahrscheinlich gar nicht wahrnehmen.
    Ich hatte es versäumt, das Kind in meine Erwägungen mit einzubeziehen.
    Ich muß gestehen, daß ich bei seinem ersten Anblick einen ziemlichen Schock bekam. Ohne meine Brille sah ich die Menschen als ein verschwommenes Etwas, wie verwischte geometrische Formen. Die Gestalt von Klein-Gregory war deutlich; sein Gesicht schien sechseckig, sein eckiger Körper war so, als wäre er mit Lineal und Zirkel gezogen. Und er war blau – von einem richtigen hellen Blau.
    Im ersten Augenblick prallte ich zurück.
    »Armer kleiner Gregory«, flüsterte Huntington in mein Ohr, »seine Mutter starb bei seiner Geburt.«
    Bei diesen Worten fühlte sich mein Herz zu dem armen, mutterlosen Kind hingezogen – und meine Arme streckten sich ihm entgegen. Gregory machte einen Schritt zurück und stieß ein paar schrille Schreie

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