Magazine of Fantasy and Science Fiction 10 - Wanderer durch Zeit und Raum
Jeder Mann hatte seine eigene Frau. Die folgende Generation würde keine Probleme mehr haben. Wenigstens keine Probleme dieser Art.
So wenigstens sah es in der Theorie aus. Die Praxis war anders. Sie bot eine neue Version des Zusammenlebens an. Ein Mann bekam zwei Frauen, der andere keine.
Bedford wußte selbst, daß er übertrieb. Er sah die Dinge zu pessimistisch. Wenn er Geduld hatte, würde auch er seine Frau bekommen. Aber es war nur ein schwacher Trost, denn er wußte nur zu genau, welche der beiden Frauen das sein würde.
Die nämlich, die Collins als erste leid war.
Die Sterne waren herausgetreten, und im Osten stieg ein kleiner, gelber Mond über den Horizont. Aus der Ferne klang das Kläffen der hundeähnlichen Kreaturen, die sie schon am Tage beobachtet hatten. Leuchtkäfer strichen über ihn hinweg und verloren sich in den fremdartigen Büschen der unbekannten Welt. Über seinem Kopf summten die Insekten.
Das kleine Rettungsboot lag auf einem Hügel. Die Antigravplatten waren zerschmettert worden; eine Reparatur war unmöglich. Daß Bedford sich das Wrack noch einmal ansah, war völlig unnötig. Es gab keinen vernünftigen Grund, hierher zurückzukehren und die Trümmer anzustarren. Außer seinem verletzten Stolz gab es keinen Grund.
Sein Verstand riet ihm, jetzt zum Lagerfeuer zurückzukehren und um sein Recht zu kämpfen. Er war schließlich kein Kind mehr, sondern ein erwachsener Mann. Eine der Frauen würde sich entscheiden müssen. So oder so.
Aber sein Verstand hatte ihm schon oft zu Dingen geraten die sich später als falsch erwiesen. In der Schule etwa. Sein Verstand hatte ihm immer gesagt, die Erde sei eine Scheibe, über die sich der Himmel wie eine Glocke wölbe. Der Lehrer hatte genau das Gegenteil davon behauptet – und recht behalten. Sein Verstand sagte ihm jetzt auch, daß es durchaus möglich war, daß in Kürze ein Schiff Equuleus VI entdeckte und sie rettete. Er würde wieder unrecht haben, wie immer.
Der Astrogator der »Anaxagoras« war tot und konnte nicht mehr zur Rechenschaft gezogen werden, wenn er überhaupt an der Katastrophe schuld war. Ein kosmischer Strahlensturm hatte das Schiff gestreift. Er tobte jetzt noch durch das System, und jeder Kreuzer, der sich ihm näherte, würde genauso gefährdet sein wie die unglückliche »Anaxagoras«.
Bedford starrte in den sternenübersäten Himmel empor. Sein Beruf – er war interstellarer Korrespondent für die GALACTIC NEWS – hatte ihn auf viele Welten gebracht, und der Anblick eines Himmels mit fremden Konstellationen war nicht neu für ihn. Nie würde er sich an den Sternen sattsehen können. Er hatte sich im Lauf der Zeit ein kleines Spielchen ausgedacht; er formte sich seine eigenen Gebilde, die meist, zumindest in seiner Phantasie, etwas vorzustellen vermochten. Eine Sternansammlung über dem östlichen Horizont fiel ihm auf. Ja, wenn man die funkelnden Punkte verband, entstand das Profil eines Frauenkopfes. Oder das da hoch im Norden. Sah es nicht wie das Bein eines Mädchens aus?
Mit zittrigen Fingern zog er das Päckchen mit den Zigaretten aus der Tasche und zündete eine an. Wie mild die Nacht war! Das Meer lag ganz in der Nähe, und der laue Wind strich immer aus gleicher Richtung über die Wälder und Wiesen dahin. Bald würde er sich legen, denn die Sonne war schon lange untergegangen. Es würde kälter werden. Dafür sorgten schon die fernen Berge, auf deren Gipfel Schnee glitzerte. Man würde in der kühlen Nacht gut schlafen können.
Allein schlafen ...
Ärgerlich schnippte er die Zigarette fort. Wie unlogisch er war! Während des Fluges hierher hatte er nicht einmal gewußt, daß es eine Nina oder Joan gab. Sicher, er war ihnen mehrmals begegnet, aber er hatte keine Notiz von ihnen genommen. Sie waren hübsch, daran bestand kein Zweifel, aber das Schiff war nur ein Stück der Erde gewesen, und auf der Erde gab es mehr hübsche Frauen als genug. Liebe ...? Liebe konnte man dort kaufen, wenn man wollte.
Hier aber mußte man darum kämpfen.
Wie aber sollte er kämpfen, wenn er keine Waffen besaß? Collins war ihm körperlich überlegen. Er hatte keine Chance gegen ihn. Nun, dachte Bedford, da ist ja immer noch die Stadt.
Kurz vor dem Aufschlag hatten sie sie gesehen, nur einen Augenblick lang. Sie schien unbewohnt, aber das konnte auch eine Täuschung gewesen sein. Vielleicht lebten dort menschenähnliche Intelligenzen. Die Hunde, die überall in Rudeln beobachtet werden konnten, ließen auf die
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