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Magazine of Fantasy and Science Fiction 10 - Wanderer durch Zeit und Raum

Magazine of Fantasy and Science Fiction 10 - Wanderer durch Zeit und Raum

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 10 - Wanderer durch Zeit und Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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fragte er, bückte sich und ergriff blitzschnell eine Eidechse, die nicht flink genug davonhuschte. »Vater sagt, sie verlören ihren Schwanz ...«
    Ehe ich es verhindern konnte, hatte er ihr den Schwanz abgebrochen. Zum Glück gehörte die Eidechse zu einer Sorte, die ihn leicht verliert.
    »Wenn du sie haben willst, kannst du sie behalten«, sagte ich. »Du kannst sie einsperren und sehen, ob der Schwanz nachwächst.«
    »Ich mag keine Eidechsen«, eröffnete er mir. »Diese hier wird nie mehr einen Schwanz haben.« Mit diesen Worten schleuderte er das Tier über die Felsen hinweg in den Abgrund, der neben meinem Garten begann und sich bis ins Dorf hinabzog. Ich bezweifelte, ob es diesen Sturz überleben konnte. »Tiere interessieren mich überhaupt nicht.« Er drehte sich um und ging davon.
    Bei anderer Gelegenheit entdeckte ich, daß Titus auch schrieb. Elisabeth fühlte sich nicht wohl und hielt ein Mittagsschläfchen. Ich saß mit William allein im Wohnzimmer. Da zog er einen Schlüssel aus der Tasche und ging zum Schreibtisch, schloß die Lade auf und kehrte mit einem Manuskript zurück. Er gab es mir, ohne ein Wort zu sagen.
    Es trug den Titel: »The Manx Cat Entailed«, und ich begann sofort zu lesen. Schon auf der ersten Seite schlug mich der eindringliche Stil in seinen Bann. Ich vergaß meine Umgebung und ließ mich von der großartigen Schilderung faszinieren. Doch später erst, auf den letzten Seiten, fiel mir auf, daß manchmal genial geformte Sätze mit kindlichen Formulierungen abwechselten, die kaum einen Sinn ergaben. Verwirrt las ich zu Ende und legte die Papiere auf den Tisch zurück. Fragend blickte ich William an. Der nickte und sagte ganz ruhig:
    »Titus.«
    »Guter Gott, er ist doch erst acht Jahre alt.«
    »Das weiß ich auch.«
    Ich war daher nicht überrascht, als ich einige Wochen später Titus mit einem Paket Manuskripte in meinem Sommerhaus verschwinden sah, dessen Benutzung ich ihm erlaubt hatte, weil ich es kaum benötigte. Ich ging ihm nach und fragte:
    »Du bist unter die Schriftsteller gegangen?«
    Er öffnete das Paket und ließ mich einen Blick hineinwerfen. Die Blätter waren eng beschrieben.
    »Es wird ein Buch, aber es ist noch nicht fertig.«
    »Fällt dir das Schreiben eigentlich schwer?«
    »Nein ... nicht direkt schwer, aber ich bin hinterher immer sehr müde, schrecklich müde.«
    Ich störte ihn nicht und ließ ihn allein.
    In diesen Tagen hörte ich kaum von Oreste, aber eines Nachmittags, als William, Elisabeth und ich wieder im Wohnzimmer bei unseren Drinks saßen, kam Valerian hereingelaufen und schwenkte einen Brief in der Hand.
    »Die Post!« rief er. »Ein Brief von Onkel Oreste.«
    »Gib schon her«, sagte Elisabeth und nahm ihm den Brief ab. »Sie entschuldigen«, wandte sie sich dann an mich, und ich sah, daß ihre Hände zitterten. »Wir hören so selten etwas von ihm.«
    Während sie den Brief las, nahmen William und ich den Faden unseres Gespräches wieder auf. Wir hatten uns über die mittelalterliche Alchimie unterhalten, ein Thema, das ihn sehr interessierte. Dann, als Elisabeth den Brief gelesen hatte, gab sie ihn wortlos ihrem Mann, der sein Unbehagen darüber nur schlecht verbarg. Um mich nicht zu vernachlässigen, begann sie eine Unterhaltung mit mir, aber vorsichtig beobachtete ich Williams Gesicht, während ich ihr antwortete.
    Nach wenigen Augenblicken war klar, daß eine Krise im Anzug war. William befand sich im Zustand höchster Erregung, denn er leerte sein Glas mit einem Zug und rief den Diener, ihm ein zweites zu bringen. Ich konnte mich nicht entsinnen, daß er jemals zuvor zwei Drinks zu sich genommen hatte. Er beendete die Lektüre des Briefes, sah seine Frau über die Brille hinweg an und sagte:
    »Nun?«
    »Es ist besser, wir sagen es ihm«, meinte Elisabeth und zeigte auf mich. William nickte.
    »Oreste kommt hierher«, sagte er.
    »Oreste!« Das war alles, was ich herausbrachte.
    »Er ist ein notorischer Säufer«, erklärte Elisabeth.
    »Und manchmal etwas eigentümlich«, fügte William hinzu.
    »Oh, das tut mir leid«, sagte ich. »Wenn ich Ihnen irgendwie während seines Aufenthaltes hier behilflich sein kann, so lassen Sie es mich wissen.«
    »Stellen Sie einen Wegweiser auf«, riet William mit sanfter Stimme, »damit er gleich bei der Ankunft in die Schlucht fällt.«
    »Aber William!« protestierte Elisabeth erschrocken. »Man könnte das falsch auslegen.«
    »In welcher Beziehung nennen Sie ihn eigentlich eigentümlich?«

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