Magazine of Fantasy and Science Fiction 11 - Roboter auf dem Kriegspfad
streifte durch die Gegend und gelangte schließlich an den Rand einer großen Lichtung. Der ganze Stamm hatte sich hier versammelt und hockte um ein Lagerfeuer. Die Blicke der Rothäute konzentrierten sich auf einen breitschultrigen Mann in grauem Anzug, der auf einem Pferd saß. Er trug einen Kopfschmuck und Mokassins. Es war der Mann, mit dem ich bei der Abfahrt gesprochen hatte.
»Ich bin zu euch gekommen, heldenhafte Zunis«, sagte er gerade und hob beide Arme in die Höhe, »quer durch die grausame Wüste und über die hohen Berge, um euch zu Rache und Sieg zu führen. Lange genug habt ihr auf die gespaltene Zunge des weißen Vaters in Washington gehört, lange genug hat er euch verspottet. Er hat euch das Land und die Pferde genommen, er hat eure Speere und Pfeile zerbrochen. Er hat euch zu Weibern gemacht.«
Die Indianer brachen in ein ohrenbetäubendes Gebrüll aus und schwenkten die Tomahawks. Der Mann auf dem Pferd gebot Schweigen.
»Überall in diesem Land lacht man über die Indianer. Die Bleichgesichter sitzen in dunklen Räumen und sehen zu, wie eure Brüder abgeschlachtet werden. Sie nehmen eine schlechte Medizin die man ›Fernsehen‹ nennt. Auf den flimmernden Scheiben sieht man, wie ihr sterbt. Ich frage euch, seid ihr feige Weiber oder Krieger?«
»Wir sind Krieger!« schrien die Rothäute begeistert.
»Wollt ihr die Weißen aus eurem Land vertreiben?«
»Ja, das wollen wir!«
Der Breitschultrige drehte sich plötzlich im Sattel herum und sagte:
»Wir haben einen Spion der blauröckigen Langmesser gefangengenommen. Her mit ihm!«
Ein paar zerlumpte Indianer zerrten einen jungen Mann aus den Büschen und warfen ihn auf der Lichtung zu Boden. Ich kannte ihn. Zusammen mit ihm war ich Statist in dem Film »Fort Fury« gewesen. Er trug die Uniform eines Kavalleristen aus dem Jahr 1880.
»Er muß sterben!« befahl der Mann auf dem Pferd.
Nie in meinem Leben hatte ich etwas Schrecklicheres gesehen. Der arme Kerl hatte sich kaum vom Boden erhoben, als Pfeile und Tomahawks auf ihn zugeflogen kamen. Er lächelte noch, denn er hielt das Ganze offensichtlich für eine Probe oder einen Scherz. Ein Kriegsbeil zerschmetterte seinen Schädel, und er sank in die Knie. Er war tot, ehe der Mann auf dem Pferd wieder zu sprechen begann:
»Morgen schon, Helden der Zunis, werdet ihr den weißen Mann aus eurem Gebiet vertreiben. Ihr werdet die frischen Skalps nicht zählen können, die an euren Gürteln hängen werden.« Er machte eine kurze Pause, dann fügte er hinzu: »Ich, Redman, habe gesprochen.«
Das also ist Redman, dachte ich entsetzt, während die Rothäute begannen, die Kriegsbemalung anzulegen. Vorsichtig versuchte ich, mich in die Büsche zurückzuziehen. Ich achtete zu wenig auf meine Umgebung, denn plötzlich erhielt ich aus dem Nichts einen Schlag auf den Kopf und verlor das Bewußtsein.
Als ich erwachte, lag ich in der Ecke eines großen Zeltes. Meine Hände und Füße waren mit Stricken zusammengebunden. Überall standen Kameras und Scheinwerfer. Kabel schlängelten sich quer über den Boden. Redman stand inmitten des Durcheinanders und unterhielt sich mit sechs weißen Männern, die ich noch nie gesehen hatte.
»Du hast sie tatsächlich umgebracht«, sagte einer von ihnen zu Redman.
»Ich habe sie gut getroffen«, grinste Redman. »Die spielen nicht mehr mit.«
»Ihre Stammesbrüder verlangen Rache, Boss. Ich weiß nicht, ob wir sie die Nacht über noch bändigen können.«
»Das höre ich gern, Irving. Verteile jetzt den Schnaps und sorge dafür, daß sie sich besaufen. Dann haben sie genug zu tun bis zum Morgengrauen. Was ist mit den Statisten?«
»Die haben immer noch keine Ahnung, Boss.« Ein Mann, dürr und ausgemergelt, grinste tückisch. »Sie glauben alle, ihre große Chance vor der Fernsehkamera sei gekommen. Irgendwie haben sie recht. Sie sind jetzt im Schuppen und erhalten ihre Kostüme. Prächtige Typen dabei, Boss. Sie haben dafür ein gutes Auge.«
»Der letzte Infratest hat ergeben, daß wir die Spitze halten«, sagte Redman zufrieden. »Besprechen wir die letzten Einzelheiten.« Er setzte sich auf einen Stuhl, auf dessen Rückseite »Chef« stand. »Lennie und ich beobachten die Szene vom Flußhügel aus. Kamera Eins wird auf diesem Hügel ebenfalls postiert sein. Klar? Kamera zwei steht auf dem Jeep, damit sie beweglich ist und Nahaufnahmen machen kann. Drei Handkameras sind im Gelände verteilt, weil man nie weiß, wo sich die besten Gelegenheiten zu guten
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