Magazine of Fantasy and Science Fiction 11 - Roboter auf dem Kriegspfad
dabei fast über seinen langen Rock gestolpert. Er bot seinem Gast einen Stuhl und ein Glas Wein an und wartete gespannt darauf, was er ihm zu sagen habe. Janusz gab dem Pfarrer einige Münzen für den Opferstock und sagte:
»Ich hätte nur gern eine Auskunft, Vater. Der heilige Isidor hält in der Hand eine goldene Sichel. Warum?«
Vater Stanislaus erzählte ihm die ganze Geschichte und betonte daß man die Sichel als Symbol für den Heiligen gewählt habe.
»Besteht denn eine Möglichkeit, daß es einmal einen Heiligen mit Hammer und Sichel geben wird?« fragte Janusz.
Das Gesicht des guten Pfarrers wurde rot. Wollte man ihn zum Narren halten oder gar in Versuchung führen?
»Ich glaube kaum«, sagte er vorsichtig.
»Ich müßte es aber genau wissen. Es ist wichtig.«
»Der heilige Marinus hat einen Hammer als Symbol, aber keine Sichel. Beides zusammen – wirklich, ich glaube kaum.«
Janusz war sichtlich erleichtert. Er stand auf.
»Danke, Vater Sie haben mir sehr geholfen.«
Insgeheim hegte Vater Stanislaus die Hoffnung, daß der heilige Isidor Janusz zur Kirche zurückführen würde. Die wüsten Trinkgelage im Dorf hörten auf, und die Frauen der Bauern kamen immer seltener aus der Scheune des Kolchos-Leiters. Aber diese scheinbare Wandlung gehörte nur zu Janusz' Plan, die Ebene der höheren Politik zu betreten. Warum sollte er nicht mit des Teufels Hilfe eines Tages Bezirkskommissar werden?
Er kleidete sich besser und achtete auf sein Äußeres. Er putzte sich die Schuhe ab, wenn er ein Haus betrat. Statt der Finger benutzte er nun ein Taschentuch zum Naseputzen. Wenn er von den alten Zeiten berichtete, erklärte er der lauschenden Jugend, wie schön sie es heute habe und daß sie alles tun müsse, diesen Zustand noch mehr zu festigen.
Der Teufel half mit. In diesem Sommer war eine große Dürre und überall vertrocknete die Ernte. Nur über Grubrow regnete es. Aus Krakau kam eine Gruppe von Wissenschaftlern, um das Phänomen zu studieren. Man fand keine Erklärung. Als die Ernte schließlich eingebracht wurde, übertraf sie alle Erwartungen. Wassermelonen, Kürbisse und Kartoffeln wurden in sollen Mengen eingebracht, daß ununterbrochen Lastwagen kamen, um die Ernte abzutransportieren. Noch nie waren die Kohlköpfe so groß gewesen.
Janusz half unermüdlich mit. Marek fragte ihn, ob er nicht endlich der Partei beitreten wolle. Ein hoher Funktionär, der zur Besichtigung kam, ließ durchblicken, daß im November ein neuer Bezirkskommissar eingesetzt würde. Bei der Wahl, fügte er hinzu, habe Janusz sicherlich einige Chancen.
Janusz hörte aufmerksam zu und nickte bescheiden. Ja, das wäre noch ein Lebensziel! Was hatte er schon davon, sich hie und da zu betrinken, um der Held des Dorfes zu sein? Als Kommissar hatte er Macht und war eine gefürchtete und geehrte Persönlichkeit.
Im September wurden die Felder gepflügt, zwei Wochen vor dem ersten Frost. Janusz begann mit seiner Wahlkampagne. Er reiste zu Versammlungen in die umliegenden Ortschaften, wo man von seinen Fähigkeiten gehört hatte. Er gab gute Ratschläge zur Verbesserung der Ernte und bat um Unterstützung bei der bevorstehenden Wahl. Sie war ihm sicher, denn er war ein Bauer wie sie, wenn er auch gerne trank und die Weiber ihm nicht gerade gleichgültig waren.
Am 27. Oktober erreichte die Kampagne ihren Höhepunkt. Janusz wurde offiziell als Kandidat bestätigt. Er saß mit den höchsten Funktionären an einem Tisch, sie klopften ihm auf die Schultern und gratulierten ihm im voraus zu dem sicheren Sieg. Genosse Michalski hielt sogar eine Rede.
»Freunde«, sagte er zu den Versammelten in der Stadthalle von Nowy Brzecz, »ich bin zu euch gekommen, um den Mann zu ehren, der an der Spitze der Kandidaten steht – Janusz Piontek. (Lauter Beifall.) Mit großem Interesse haben wir die Laufbahn des Genossen Piontek im vergangenen Jahr verfolgt. Die Parteiführung ist zufrieden. (Bravo!) Er hat aus einer rückständigen Kolchose einen Musterbetrieb gemacht. Grubrow ist heute der Stolz Polens! (Beifall!) Ihm ist alles gelungen, was er anfaßte. Und warum? Weil er ein Mann des Volkes ist und selbst mit Hand anlegte, wenn es notwendig schien. Und nun habe ich Ihnen eine Mitteilung zu machen, Genossen. (Unruhe im Saal.) Die Kreisverwaltung hat Janusz Piontek in Anerkennung seiner Verdienste einen Jeep zur Verfügung gestellt. (Frenetischer Beifall.) Er soll ein Symbol für die Zukunft sein, wenn alle Kolchosen ihren Jeep haben und die
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