Magazine of Fantasy and Science Fiction 13 - Expedition nach Chronos
mitgeholfen hat, daß es soweit gekommen ist?«
Burnett schnaubte.
»Bleiben wir doch realistisch. Der Hauptgrund, aus dem jetzt Raketen gestartet werden und nicht erst in hundert Jahren, liegt in der Rivalität zweier großer Nationen, die sich beide vor einem Vorsprung des Gegners fürchten.«
»Aber Sie sind doch sicherlich der Meinung, daß die Science Fiction zumindest einiges zu alldem beigetragen hat?«
»Nun gut«, gab Burnett nach. »Schreiben Sie doch, daß die SF unorthodoxes Denken begünstigt und so die Menschheit ein wenig auf die Zukunft vorbereitet hat.«
Endlich hatte der Journalist einen Angriffspunkt gefunden und stürzte sich nun triumphierend auf sein Opfer.
»Man kann also sagen, daß die Geschichten, die Sie verfaßten, zum Teil dafür verantwortlich sind, daß Ihr Sohn jetzt zum Mond fliegt.«
Die Kälte erfaßte Burnett. Er sagte nur:
»Man kann es sagen, wenn man daran interessiert ist, eine kitschige, sentimentale, aber ach so menschliche Geschichte zum ersten Mondflug hinzu zu erfinden. Wahr ist sie deswegen noch lange nicht.«
Der Reporter lächelte.
»Aber Mr. Burnett, Ihre Geschichten hatten doch sicherlich einen nicht unbeträchtlichen Einfluß auf Dans Berufswahl. Ich will damit sagen: indem er die Geschichten immer wieder las, ihnen doch direkt ausgesetzt war, Sie darüber sprechen hörte ... hat ihn das nicht förmlich in alles hineingetrieben?«
»Das hat es absolut nicht«, sagte Burnett. Er öffnete die Tür. »Und nun, meine Herren, wenn Sie mich entschuldigen wollen. Ich habe noch eine Menge zu tun.«
Sobald er die Tür geschlossen hatte, drehte er den Schlüssel um. Sally war irgendwohin gegangen, um den ganzen Rummel zu vermeiden, und das Haus war still. Er ging in den kleinen Hintergarten, betrachtete die roten Blumen und rauchte, bis endlich seine Hände zu zittern aufhörten.
Er ging ins Haus zurück, in seinen Arbeitsraum, versperrte die Tür und setzte sich an seine Schreibmaschine. Ein zur Hälfte beschriftetes Blatt war eingespannt, sechs Durchschläge lagen daneben; das korrigierte erste Kapitel der Fortsetzung zu »Kind von Tausend Sonnen«. Er las die letzte Seite, dann die noch eingespannte und legte seine Finger auf die Tasten.
Er seufzte tief und begann zu tippen.
Nach einiger Zeit kam Sally herein und fand ihn an der Maschine sitzend. Er hatte die Seite herausgenommen, ohne eine neue einzuspannen. Er saß einfach da.
»Sorgen?« fragte Sally.
»Heute geht es einfach mit der Schreiberei nicht weiter, das ist alles.«
Sie umfaßte zärtlich seine Schultern.
»Komm hinunter. Wir sollten etwas trinken und ein bißchen ausgehen.«
Sie sprach nur selten in dieser Art. Er nickte und stand auf.
»Eine kleine Spazierfahrt wird uns gut tun. Vielleicht gehen wir am Abend ins Kino.« Alles würde ihm gut tun, alles, was ihn von der Tatsache ablenkte, daß frühmorgens der Start angesetzt war, sofern nicht das Wetter umschlug.
»Habe ich Dan hineingetrieben?« fragte er plötzlich. »Habe ich das getan? Sally, habe ich das jemals getan?«
Sie sah ihn überrascht an.
»Nein, Jim, das hast du niemals getan. Er mußte es einfach tun. Zerbrich dir nicht den Kopf darüber.«
Sicherlich! Nicht den Kopf zerbrechen!
Aber Dans Absichten hatten schon ziemlich früh eine feste Form angenommen. Und wer konnte sagen, welch winzige Saat, sorglos in ihn eingepflanzt, nur ein einziges Wort vielleicht, für einen oder anderthalb Cent geschrieben und seit langem vergessen, den Jungen auf gewundenen Wegen in diesen winzigen Raum an der Spitze der Rakete getrieben hatte?
Man konnte es ebensogut vergessen, denn es war nichts mehr zu ändern.
Sie fuhren aufs Land hinaus, aßen etwas und gingen in ein Kino, und schließlich gab es nichts mehr anderes zu tun, als nach Hause und ins Bett zu gehen. Zumindest legte sich Sally nieder. Er wußte nicht, ob sie auch schlief. Er blieb auf, saß in seinem Arbeitszimmer, allein mit seiner Schreibmaschine und einer Flasche.
Rund um ihn waren die gerahmten Originale von Titelzeichnungen oder Innenillustrationen seiner Geschichten. Unter ihnen befanden sich auch einige zu »Sternentraum«, dem Roman, der schon lange vor Dans Geburt geschrieben worden war. Sie zeigten eine strahlende, weiße Rakete, die frei im Raum hing, mit dem Mars als Hintergrund. Unter diesen Bildern reihte sich in breiten Bücherregalen das Ergebnis von mehr als dreißig Jahren emsigen Schreibens: Stapel vergilbter Magazine, deren Ecken schon abgestoßen waren,
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