Magazine of Fantasy and Science Fiction 13 - Expedition nach Chronos
Taschenbücher und seriöse Leinenbände mit ihren glänzenden Umschlägen. Der ganze Raum zeugte von seinen Wünschen und Träumen, von den ausgefüllten Tagen, an denen sein Geist vor Ideen fast überfloß, wie ein Bergbach zur Zeit der Schneeschmelze über seine Ufer tritt, und den weniger ergiebigen Zeiten, wo ihm nichts einfallen wollte.
Er blickte auf die leere Maschine und die Seiten daneben und überlegte, daß, wenn er schon die ganze Nacht hier sitzen wollte, er zumindest mit der Geschichte weiterkommen könnte. Was hatte doch vor vielen Jahren ein Freund zu ihm gesagt ...?
»Ein Profi ist ein Schriftsteller, der imstande ist, eine Geschichte zu erzählen, wenn ihm nicht danach zumute ist, eine Geschichte zu erzählen.«
Das stimmte, aber auch für einen alten Profi gab es Momente ...
Irgendwann, während es dunkel war, schlief Burnett auf der Couch ein und träumte, daß er außerhalb der versperrten Kapsel stand, mit seinen Fäusten dagegen hämmerte und Dans Namen rief. Er konnte sie nicht öffnen und stapfte zornig um sie herum, bis er endlich durch eine Luke Dan in seinem Andrucksessel liegen sah. Dan, dessen behandschuhte Hände über die Schalter und Hebel huschten, in einer Art, die fast schon an einen Robot erinnerte.
»Dan!« schrie er. »Laß mich hinein, du kannst ohne mich nicht starten.« Er sah, wie sich ihm Dans Gesicht innerhalb des Helmes zuwandte, ohne daß die Hände das geschäftige Schalten an Hebeln und Knöpfen unterbrochen hätten. Er sah Dan lächeln, freundlich, aber doch abwesend. Und er hörte Dans Antwort:
»Tut mir leid, Daddy. Es ist schon zu spät, ich kann nichts mehr ändern.« Ein Nebel legte sich vor die Luke, und er konnte Dan nicht mehr sehen.
Plötzlich war er weit entfernt. Die Rakete raste in den Himmel, und er brüllte noch immer: »Dan, Dan, laß mich hinein!« Seine Stimme ging im Donner unter. Aus Wut und Verzweiflung begann er zu weinen, und das Tropfen seiner Tränen ging in das Rauschen eines Regenschauers über.
Er wachte auf und stellte fest, daß es heller Morgen war. Ein kleines Gewitter ging nieder. Er sprang auf die Beine, versuchte, sich den Traum ins Gedächtnis zurückzurufen, und schaute auf die Uhr.
Etwas weniger als zwei Stunden bis zum Start.
Er stürzte einen Schnaps hinunter und stellte dann die Flasche beiseite. Was nun auch immer kommen würde, er wollte es nüchtern erleben.
Seltsamer Traum: er war eigentlich kaum besorgt gewesen – nur zornig.
Sally war schon auf und hatte Kaffee gemacht. Sie hatte dunkle Ringe unter den Augen, und die Falten schienen sich an diesem Tag deutlicher abzuzeichnen als sonst.
»Nimm es nicht so schwer«, sagte er und küßte sie auf die Wange. »Es ist nicht der erste Versuch. Acht Mann haben sie schon hinausgejagt, und keiner ist bisher im Raum geblieben.« Plötzlich tat es ihm leid, daß er es gesagt hatte. Er lachte, vielleicht ein wenig zu laut. »Wie ich Dan kenne«, sagte er, »wie ich den Jungen kenne, sitzt er jetzt in der Kapsel und ist kälter als die Nase eines Eisbären im Januar. Er ist der einzige Mensch im ganzen Land, der ...«
Er unterbrach sich abrupt, als das Telefon läutete. Das Telefon. Ihre normale Leitung war schon seit langem abgeschaltet, um die quälenden Anrufe von Verwandten, Freunden, Journalisten, von Leuten, die Glück wünschen wollten, und von unzähligen Plagegeistern zu verhindern. Das Telefon, das jetzt schrillte, war die private Verbindung zwischen ihnen und dem Kap. Er hob ab, lauschte und beobachtete Sally, die wie versteinert in der Mitte des Zimmers stand und eine Tasse krampfhaft umklammert hielt, bedankte sich endlich und legte auf.
»Es war Major Quidley. Alles ist bereit, nur das Wetter spielt nicht ganz mit. Sie nehmen aber an, daß die Wolkendecke sich noch rechtzeitig teilen wird. Dan geht es ausgezeichnet, er läßt uns grüßen.«
Sally nickte.
»Falls der Start verschoben wird, werden wir sofort verständigt.«
»Hoffentlich ist es nicht notwendig«, sagte Sally leise. »Ich glaube nicht, daß ich alles noch einmal durchmachen kann.«
Sie tranken ihren Kaffee und gingen dann ins Wohnzimmer, stellten den Fernseher an.
Da stand sie.
Einsam und stolz in der Mitte des Landefeldes, die spiegelnde Hülle schimmerte ein wenig, schwache Dampfspuren huschten nervös empor, und ganz hoch oben, an der Spitze des Pfeils, reckte sich die Kuppel ungeduldig den Wolken entgegen.
Und Dan war in ihr, in eine Kombination gezwängt, den Helm auf dem
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