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Magazine of Fantasy and Science Fiction 14 - Im Dschungel der Urzeit

Magazine of Fantasy and Science Fiction 14 - Im Dschungel der Urzeit

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 14 - Im Dschungel der Urzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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Sie ja auch den Bericht über mich gelesen.«
    »Allerdings.«
    »Sie wissen also alles über mich?«
    »Sehr richtig.«
    »Und für was für einen Menschen halten Sie mich?«
    Sie lächelte wieder.
    »Wissen Sie das nicht selbst?«
    Ihr Lächeln verschwand. Sie gab keine Antwort.
    »Kommen Sie, ich zeige Ihnen Ihre Zelle.«
    An diesem Abend, bevor er das Gebäude verließ, ging Kincaid an Lisa Medtners Zelle vorbei und sah hinein. Sie schlief bereits. Steif lag ihr Kopf auf den Kissen, das Gesicht zur Decke gerichtet. Sorgfältig studierte Kincaid ihre Züge und die Formen ihres Körpers, die unter der dünnen Decke gut zu erkennen waren.
    Dann erst ging er nach Hause.
    Am anderen Morgen ging er erneut zu ihr. Sie war gerade dabei, ihr Frühstück zu verzehren, das die Automatik ihr gebracht hatte.
    »Wollen Sie jetzt mit mir reden?«
    »Nein.«
    Sie sah nicht einmal auf.
    »Es wäre aber besser für Sie, wenn Sie es täten.«
    Sie hörte auf zu essen und blickte ihn an.
    »Nein, das wäre es nicht. Vielleicht würde es einen Mann erleichtern, aber mich nicht. Ich habe keine Lust, mich mit Ihnen zu unterhalten.«
    »Wollen Sie es nicht wenigstens versuchen?«
    »Gehen Sie weg, bitte.«
    »Sie sind also nicht glücklich?«
    »Nein, ich bin nicht glücklich. Wie sollte ich? Man wird mich des Mordes an meinem Mann anklagen und zum Tode verurteilen. Warum sollte ich da wohl glücklich sein?«
    »Warum haben Sie ihn umgebracht?«
    Sie starrte ihn wütend an.
    »Warum haben Sie ihn umgebracht?« wiederholte Kincaid.
    »Weil er mich betrog. Sind Sie nun zufrieden?«
    »Haben Sie ihn geliebt?«
    »Nein, ich haßte ihn. Ich hasse alle ... alle ...«
    »Auch mich?«
    Sie lachte kurz und hart auf.
    »Kaum. Aber wenn Sie mich nicht bald in Ruhe lassen, werde ich auch Sie hassen lernen. Verschwinden Sie also besser.«
    »Sie brauchen wirklich jemand.«
    Sie sah ihn an. Ihre Blicke verschmolzen. Er ließ sie in seinen Augen lesen, was er meinte. Empört drehte sie sich um und wandte ihm den Rücken zu. Sie hielt die Hände dicht an den Körper gepreßt, als fröre sie.
    Kincaid ging.
    In der Nacht kehrte er zurück. Sie stand noch immer so da, wie er sie verlassen hatte, als ob sie sich den ganzen Tag nicht gerührt hätte. Kincaid rasselte laut mit dem Schlüssel, als er die Tür öffnete. Er betrat die Zelle und ließ die Tür hinter sich zufallen. Lisa Medtner rührte sich nicht. Erst als er den Schlüssel im Schloß herumdrehte, fuhr Lisa Medtner herum und starrte ihn an.
    »Der Henker kommt, um seine Belohnung abzuholen«, sagte sie bitter. »Meine Seele gehört dem Staat, aber mit meinem Körper kann jeder machen, was er will.«
    »Sie sind ungerecht.«
    »Über Gerechtigkeit will ich nicht diskutieren. Verschwinden Sie gefälligst.«
    »Sie sind sehr schön, Lisa.«
    »Das hat man mir schon oft genug erzählt.«
    »Diesmal bin ich es, der Ihnen das sagt.«
    »Ja, und Sie sind mein Wärter und Henker. Sie brechen Ihren Eid, ist Ihnen das bewußt? Von Anfang an haben Sie das getan.«
    »Sie irren. Was ich übrigens heute früh sagte, stimmt genau. Der psychologische Bericht beweist das. Sie benötigen jemand ...«
    »Aber nicht Sie. Ich hasse Sie!«
    Kincaid ließ sich in dem einzigen Stuhl nieder.
    »Ich werde mich über Sie beschweren«, fauchte Lisa Medtner.
    »Ich zensiere die Post«, gab Kincaid ihr zu verstehen. »Hier kommt nichts 'raus, das ich nicht gesehen habe.«
    Ihr Gesicht war noch blasser als gewöhnlich, aber in ihrem Nacken war eine verdächtige Röte zu sehen. Sie rief:
    »Also dann gut! Kommen Sie doch her, Henker, und holen Sie sich Ihre Belohnung ab, wenn Sie wollen.«
    »Glauben Sie vielleicht, ich täte es nicht?«
    »Doch, Sie werden es tun, aber mir bedeutet das nichts mehr.«
    Kincaid lag im Sessel. Er stieß sich mit den Füßen ab und balancierte auf den Hinterbeinen des Stuhls. Seine Lippen waren verächtlich herabgezogen.
    »Verschwinden Sie doch endlich!« fauchte Lisa Medtner ihn an.
    Kincaid lachte.
    »Die Gitter halten. Ich bleibe solange hier, wie es mir gefällt. Sogar die ganze Nacht, bis morgen früh.«
    Die Frau holte tief Luft.
    »Auf Ihrem Schreibtisch steht das Schild mit Ihrem Leitspruch. Er besagt, daß es Ihre erste Pflicht ist, mich glücklich und zufrieden zu stellen. Befolgen Sie das Gebot. Lassen Sie mich endlich allein.«
    »Ich bleibe.«
    Lisa Medtner bekam keinen hysterischen Anfall, wie Kincaid halb erwartet hatte. Sie setzte sich einfach auf ihr Bett und starrte ihn stumm

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