Magazine of Fantasy and Science Fiction 14 - Im Dschungel der Urzeit
sie sich nicht stark genug zu fühlen, um dagegen zu protestieren, daß wir Öl in der Vergangenheit fördern, dazu noch auf unserem eigenen Gebiet.«
»Wir kümmern uns ja auch nicht um ihre Satellitenstation im zwanzigsten Jahrhundert«, sagte Greenstein. »Kein Grund, einen Krieg zu beginnen. Zum Glück wurde der Mond ja neutralisiert – dort ist kein Grund zum Krieg vorhanden.«
»Fragt sich nur, wie lange dieser Zustand anhält«, sagte Polansky.
»Nicht mehr lange«, meinte Olson. »Sie werden sehen, Greenstein.«
Herries genoß die Dusche. Wenigstens gab es hier und jetzt genug Wasser. Die Gesellschaft hatte einen Atomreaktor geschickt. Trotzdem war die menschliche Zivilisation von Öl abhängig. Nicht nur die Zivilisation, dachte Herries bitter, sondern auch die Kriegsführung. Und es gab nicht genug Öl.
Zeit ist ein Paradoxon, dachte er weiter. Die Wissenschaftler hatten es ihm erklärt. Sie ließ sich nicht verändern. Was geschehen war, war geschehen. Vielleicht aber auch nicht, und man hielt es nur streng geheim. Vielleicht hatte man herausgefunden, daß eine Beeinflussung doch möglich war. Vielleicht hatte es schon eine Expedition in die Vergangenheit gegeben, auf großen Umwegen und unter unvorstellbarem Energieaufwand, um die Gegenwart zu beeinflussen. Aber dann hätte man etwas davon bemerken müssen. Es war also nicht gelungen. Weder die Vergangenheit noch die Zukunft konnten verändert werden, beide ließen sich nur entdecken. Allerdings waren auch einige Männer gestorben, Millionen Jahre, bevor sie geboren wurden. Eine gewisse Beeinflussung schien doch vorzuliegen, denn in der Gegenwart gab es vielleicht nur deshalb so wenig Erdöl, weil man ja nun in die Vergangenheit vorgedrungen war, um es zu fördern und in die Gegenwart zurückzuschaffen.
Hoyles Theorie hatte sich als richtig herausgestellt. Erdöl war schon immer vorhanden gewesen. Es war nicht erst durch Ablagerungen und verrottete Saurier entstanden. Es gehörte zu jenen Stoffen, die einen Planeten zusammenhielten. Es hielt auch die Gruppe Männer zusammen, die in der Zeit der Saurier weilte.
Ganz allmählich nur kroch die Dämmerung über die braunen Wasserflächen und kündigte den neuen Tag an. Eigentlich war es kein richtiger Tag, so wie die Männer ihn von ihrer Zeit her kannten. Der Himmel bestand aus schweren, dunklen Regenwolken, die unter der ewigen Nebelschicht dahinzogen.
Herries war heute früh auf den Beinen, denn er erwartete eine neue Ladung aus der Gegenwart bzw. Zukunft. Es kam vor, daß man die Begriffe verwechselte. Er stand auf der Veranda und sah über die Lichtung hinweg. Mehr Wasser und Sumpf als Land. Ein großes Stück war nun bereits gerodet worden. Bohrtürme und Gerüste standen zwischen Baracken, alles von dem elektrischen Zaun eingeschlossen, der die Saurier abhalten sollte. Dank der Automation konnten unzählige Arbeitskräfte eingespart werden, aber trotzdem schienen fünfhundert Männer immer noch zu wenig, die Aufgabe zu bewältigen. Jenseits des Zaunes begann der Urwald, und er war wie eine schwarze, undurchdringliche Wand. Die Bäume selbst schienen nicht fremd zu sein, denn man fand sie, unglaublich verkleinert, später in der Gegenwart wieder. Aber es gab keine Blumen.
Eine Arbeitsgruppe war dabei, den Zaun zu reparieren, der gestern von dem Brontosaurier eingerissen worden war. Ein Traktor zog eine Reihe von Wagen durch die schlammige, rotgefärbte Urerde. In geringer Höhe kreiste ein Hubschrauber und hielt Ausschau nach Sauriern. Außer ihm gab es jetzt nichts mehr, das fliegen konnte. Zu Beginn hatte es in der Nähe eine Kolonie von Ramphorthynchussauriern gegeben, nicht die kleine, taubengroße Art der Flugechsen, sondern riesige und gefährliche Ungeheuer. Man hatte sie vernichtet oder vertrieben. Wenn man es objektiv betrachtete, gelangte man unweigerlich zu der Feststellung, daß der Mensch wahrhaftig das schlimmste aller Raubtiere war.
Greenstein gesellte sich zu Herries. Der neue Assistent war schlank und hochgewachsen, hatte braunes Lockenhaar und ein unschuldiges Jungengesicht. Er trug ein kurzärmeliges, blaues Sporthemd.
»Rauchen Sie?« fragte er und bot Herries die Schachtel an.
»Danke«, sagte Herries und nahm eine Zigarette. Er sah immer noch hinaus in die Wildnis und hinüber zu den Bohrtürmen. Die Gestänge bewegten sich rhythmisch auf und ab; lustlos, wie es schien. Vielleicht war es in der Tat möglich, daß der Mensch sich an die Urwelt der Jurazeit gewöhnte
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