Magazine of Fantasy and Science Fiction 21 - Flucht in die Vergangenheit
Deane.
»Gut. Und du hast also auch nicht die Absicht, mir sechzigtausend jährlich zu garantieren?«
»Nein. Sobald die Station arbeitet, können wir nochmals darüber reden, aber vorläufig ...«
»Ich habe keine Lust, bis dahin zu warten«, unterbrach sie ihn.
»Dagegen wirst du wahrscheinlich nichts unternehmen können, Lillian.«
»Wir können – und werden folgendes tun: Ich setzte die Steuerbehörden davon in Kenntnis, daß ich nie die Möglichkeit erhalten habe, mich zu Entscheidungen oder Maßnahmen der Firmen Deane Aircraft und Spacecraft, Inc., zu äußern, obwohl ich Mehrheitsaktionärin beider Unternehmen bin. Ich werde außerdem darauf hinweisen, daß ich dieses Raumfahrtabenteuer nicht gebilligt habe, so daß die gegenwärtigen Steuerrückstellungen der beiden Firmen eigentlich fast an Betrug grenzen.«
Deane spürte, daß sich seine Nackenhaare sträubten.
»Ja, das könntest du natürlich tun. Aber welchen Zweck hätte das?«
»Damit wäre erreicht, daß die Steuerbehörden, die streng nach Vorschrift arbeiten, dich daran hindern würden, die Vermögenswerte der Firma zu verschleudern, bis alle rückständigen Steuern bezahlt sind. Und sobald wieder feststeht, daß die Firma vernünftig geleitet wird, steigen auch die Aktien wieder auf einen Stand, der es mir erlaubt, von den Dividenden anständig zu leben.«
»Ich warne dich, Lillian – damit erreichst du nur, daß wir beide ruiniert sind! Vergiß nicht, daß der Start in achtundvierzig Stunden stattfinden soll.«
»Aber Jim kann dir die Einstweilige Verfügung bis spätestens morgen mittag zustellen lassen«, wandte Lillian ein. »Stimmt das, Jim?«
»Sie hat recht«, murmelte Briggs und versuchte zu lächeln.
»Was haben Sie eigentlich mit der ganzen Sache zu tun?« wollte Deane erregt wissen.
Briggs bewahrte mühsam seine Selbstbeherrschung.
»Ich will in Zukunft für Lillian sorgen, wenn sie damit einverstanden ist.«
»Aha.« Deane wandte sich an Lillian. »Das auch noch, Lil?«
»Lächerliche sechzigtausend im Jahr würden vieles leichter machen, nicht wahr?« Sie stand auf und ließ ihre Handtasche zuschnappen.
»Das ist reine Erpressung, Lil. Und ich lasse mich nicht erpressen, das weißt du genau!«
Briggs nahm seinen Hut auf. »Sie können die Einstweilige Verfügung bis morgen mittag erwarten«, sagte er noch.
Deane stand auf und ging um den Schreibtisch herum, aber Briggs wartete nicht ab, was er zu tun beabsichtigte. Er floh mit dem Hut in der Hand aus dem Arbeitszimmer, ohne Lillian den Vortritt zu lassen.
»Am besten schließt du dich deinem zukünftigen Beschützer an, Lillian«, sagte Deane.
Als Lillian Deane das Büro verließ, trug ihr Gesicht ausnahmsweise einen verblüfften Ausdruck.
Deane blieb in dem leeren Büro zurück, ließ sich in seinen Sessel fallen, holte tief Luft und legte den Kopf auf die Arme. Nun mußte er sich konzentrieren – denken .
Lillian hatte natürlich recht, und Briggs hatte es bestätigt. Die Steuerbehörde würde die Gültigkeit der Aktienübertragungen an seine Frau bezweifeln. Er hatte zunächst seine Zustimmung verweigern wollen, aber seine Anwälte und Rechtsberater, zu denen auch Briggs gehörte, hatten ihm versichert, diese Übertragung sei ein ganz normaler Vorgang. Deane hatte ihnen deshalb die Einzelheiten überlassen und hatte sich mit anderen Problemen beschäftigt.
Die Steuerbehörde würde sich davon überzeugen wollen, daß sein Raumfahrtabenteuer ihn nicht bankrott machte, solange er vielleicht noch gewaltige Steuerschulden abzutragen hatte. Um zu dieser Überzeugung zu gelangen, mußte sie sämtliche Details des geplanten Unternehmens vom Gewinnstandpunkt aus unter die Lupe nehmen. Diese Aufgabe erforderte jedoch wesentlich mehr Zeit als die achtundvierzig Stunden, die noch bis zum Start des Satelliten blieben. Aber wenn der Start verschoben wurde, nahmen die flüssigen Mittel rasch ab, Verträge würden auslaufen, die Kosten würden steil ansteigen, und selbst wenn die Steuerbehörde schließlich den Start genehmigte, war es bestimmt längst zu spät, um das finanzielle Imperium zu retten, das allein imstande war, die Raumstation zu unterhalten, bis sie Gewinne abwarf.
Deane wußte, daß eine Einstweilige Verfügung genügte, den Start zu verhindern. Sie mußte ihm natürlich persönlich zugestellt werden – aber er mußte innerhalb der Firma erreichbar sein und mußte am Startplatz die letzten Vorbereitungen überwachen. Konnte er mit so vielen
Weitere Kostenlose Bücher