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Magdalenas Garten

Titel: Magdalenas Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gerstenberger
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auch nicht studiert, sondern in dem Betrieb weitergearbeitet, in dem ich eigentlich nur die Lehre machen wollte.«
    Â»Du hast seinetwegen nicht studiert?« Nina zog die Augenbrauen zusammen.
    Â»Es war in Ordnung für mich. Wirklich! So konnte ich ihn pflegen, und er hat sich wieder völlig erholt. Er hat mich damals auch nicht in ein Internat gegeben, als Oma Witta starb,
obwohl das Jugendamt ihn dazu bewegen wollte, wir sind also quitt …«
    Â»Und was ist das für ein Job, den du machst, wenn du nicht mit dem Bus durch die Landschaft kutschierst?«
    Â»Ã„h, ich bin Kartografin.«
    Â»Was macht man da? Malt Karten?«
    Â»Genau, man zeichnet Karten - direkt am Computer! Ich arbeite in einem kartografischen Verlag.«
    Â»Ich hab gemeint, es gibt schon Karten von allem und von überall, habt ihr da überhaupt noch was zu tun?«
    Magdalena lachte schnaubend durch die Nase, Ninas Reaktion war typisch, wie oft hatte sie diese Frage schon gehört.
    Â»Zu tun gibt es einiges! Wir stellen zum Beispiel geologische Karten her und geografische Karten, wie sie in Schulatlanten verwendet werden, aber wir bringen auch Straßenkarten heraus, die ständig aktualisiert werden müssen und so weiter.«
    Â»Wie bist du denn darauf gekommen?«
    Â»Ich weiß nicht, ich habe als Kind schon gerne Karten aus meinem Atlas mit Butterbrotpapier abgepaust und mit Opa Rudi die alten Landkarten auf dem Dachboden der Schule ausgebreitet. Die Reliefkarten fand ich am schönsten.« Nina schaute sie fragend mit zusammengekniffenen Augen an.
    Â»Die buckligen, mit den hohen Bergen zum Anfassen.«
    Â»Verstehe!«
    Â»Ich liebe meine Arbeit, ich gehe da jeden Morgen gerne hin. Aber die Sache mit meinem Vater hat mich nie losgelassen. Je älter ich wurde, desto unvollständiger fühlte ich mich, ich wurde immer besessener von der Idee, ihn zu finden.« Die Sätze sprudelten nur so aus ihr heraus. »Denn er lebt ja vermutlich noch, er ist die Hälfte von mir, fünfzig Prozent, das ist doch unheimlich viel, wenn man die nicht kennt, oder?« Nina nickte und strich mit der Hand das Laken glatt.

    Â»Mit dem Foto kam ich bei Opa Rudi also nicht weiter, er wusste angeblich von nichts, sondern ging den Garten umgraben, da habe ich mich für den ersten Italienischkurs an der Volkshochschule eingeschrieben und den Job der Reisebegleitung bei der Treva-Touristik angenommen. Meinen Urlaub habe ich in den letzten zwei Jahren nach der Busreise-Saison geplant, zwei Wochen im Mai und eine im September, in der Zeit konnte ich Italien systematisch nach diesem Restaurant absuchen.«
    Â»Brutal! Dann hattest du ja nie frei!«
    Â»Nö. Brauche ich auch nicht.«
    Â»Ich finde, du schaust ganz schön erledigt aus, ehrlich!« Nina legte ihr eine Hand auf die Schulter. Magdalena starrte krampfhaft auf die bunten Kleider in Ninas Schrank, sonst hätte sie ganz sicher angefangen zu heulen.
    Â»Und das alles heimlich? Auch das stelle ich mir anstrengend vor.«
    Magdalena räusperte sich, bevor sie antwortete: »Na ja, ich lüge ja nicht, er weiß schon, wo ich bin, wir klammern das Thema einfach aus.«
    Â»Auch eine Lösung.«
    Rudolf war zunächst erfreut gewesen. Da kommst du mal rum, du sitzt ja sonst den ganzen Tag am Computer, hatte er gesagt. Erst später gestand sie ihm, dass sie sich nur für Busreisen bewarb, die nach Italien gingen. Sizilien. Emilia-Romagna. Bozen. Er tat, als hätte er nichts gehört, regte sich stattdessen über die vielen Konserven auf, die sie für die Tage ihrer Abwesenheit in der Speisekammer für ihn einlagerte.
    Â»Gestern vor dem Bild in dem Restaurant bekam ich bei dem Gedanken, ich könnte meinem Vater bald gegenüberstehen, plötzlich Panik. Dabei würde ich ihn am liebsten sofort suchen gehen, aber das schaffe ich heute wohl nicht mehr …«

    Â»Nein, das schaffst du heute nicht. Wie gesagt, du siehst ganz blass und völlig fertig aus, in diesem Zustand lasse ich dich auf keinen Fall in der Welt herumkutschieren!« Nina stand auf. » Dio , was für eine Geschichte! Aber jetzt müssen wir dich erst mal ein bisschen aufpäppeln, sonst kippst du bei der nächsten Anstrengung wieder um!«
    Â»Ich kippe schon nicht um, aber darf ich mein Handy bei dir laden?«
    Â»Logisch, da musst du doch nicht extra fragen! Irgendwer hat leider das Brot fast aufgegessen, aber ich mache

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