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Maggie O'Dell 03 - Schwarze Seele

Maggie O'Dell 03 - Schwarze Seele

Titel: Maggie O'Dell 03 - Schwarze Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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griff nach Bens Leica und riss an dem Riemen, den er um den Hals trug. Die 35-mm-Kamera war fast so alt wie Ben und wahrscheinlich zäher. Sie hatte das Durchgehen einer Karibuherde in Manitoba überstanden und den Fall in eine ägyptische Sanddüne. Sie überstand auch einen angriffslustigen religiösen Fanatiker.
    „Warum keine Reporter? Wovor hat euer edler Anführer Angst?“ stichelte Ben. Er kannte den Jungen von seinem kurzen Besuch in ihrem Camp am Fuß der Appalachen. Irgendwie mochte er diesen Burschen sogar. Nach seiner Beobachtung hatte er eine Menge Leidenschaft und Feuer im Bauch, aber nicht den Schimmer einer Ahnung, was er damit anfangen sollte.
    Brandon langte wieder nach der Kamera, und diesmal versetzte Ben ihm einen Stoß, dass er auf dem Hintern landete. Das Gesicht des Jungen wurde so rot wie sein mit Gel zurückgekämmtes Haar. Er sah wie ein wütender, angriffsbereiter Bulle zu Ben auf. Ben bemerkte, wie er die Nasenflügel blähte und die Hände ballte.
    „Gib auf, Junge!“ Grinsend machte Ben ein paar Schnappschüsse, um zu beweisen, dass er sich von dem Grünschnabel nicht einschüchtern ließ. „Reverend Everett konnte mich aus seinem Versteck rauswerfen, aber so leicht wird er mich nicht los. Warum schickt er für echte Männerarbeit nicht einen richtigen Mann los?“
    Brandon war wieder auf den Beinen, zähneknirschend, kampfbereit. Ben stellte sich vor, dass ihm vor Wut kleine Dampfwolken aus den Ohren entwichen wie in einem Zeichentrickfilm. Doch dieser Bursche müsste schon etwas mehr tun, um einen Ben Garrison zu erschrecken. Meine Güte, er hatte den Blaspfeil eines Aborigine überlebt und den Machetenschlag eines Tutsi. Genau wie seine Leica hatte er bereits einige Kämpfe auf Leben und Tod gesehen, und das hier war keiner. Nicht annähernd. Armer Junge. Und das vor all seinen jungen Freunden. Doch es eilte kein Reverend Everett herbei, um die Seelen seiner kleinen verlorenen Narren zu retten.
    Immer mehr Jugendliche kamen die Treppe des Jefferson Memorial hinauf, um besser sehen zu können, hielten jedoch Distanz. Sogar die Bande des Rotschopfs, die ihn umkreiste wie Hunde in Hitze, hielt sich fern. Ben kratzte sich die Bartstoppeln, der Sache überdrüssig. Er hatte den ganzen Nachmittag Aufnahmen von kleinen Nymphen ohne Hüften und Hintern gemacht. Einige hatte er erkannt, eine sogar verfolgt, in der Hoffnung auf ein riskantes Foto für den Enquirer, um ihren berühmten Daddy in Verlegenheit zu bringen.
    Er würde bleiben und noch ein paar Aufnahmen von der Gebetsversammlung mit dem verdammten Reverend Everett in Aktion machen. Diese Jammergestalt eines Rebellen ohne Anliegen würde ihn nicht aufhalten. Die konnten ihm gar nichts anhaben, solange sie in aller Öffentlichkeit agierten.
    Er stieg einige Stufen höher und ließ den Hitzkopf schnaubend und stampfend zurück, als habe er sich für die göttliche Anweisung entschieden, auch die andere Wange hinzuhalten. In der Ferne sah er die Menschen sich um das Franklin Delano Roosevelt-Denkmal scharen.
    Es erstaunte ihn, dass Everett das FDR-Denkmal als Ort für seine Gebetsversammlung in der Stadt gewählt hatte, und nicht das Jefferson Memorial. Jefferson schien mehr im Einklang zu stehen mit Everetts Philosophie von individueller Freiheit und Beschränkung der Regierung. Hatte Franklin Delano Roosevelt nicht einige Regierungsprogramme auf den Weg gebracht, die Everett verabscheute? Der gute Reverend war ein kompliziertes Stück Scheiße. Aber Ben war entschlossen, den Bastard zu entlarven. Und es war mehr als ein hitzköpfiger Punk notwendig, ihn zu stoppen.

9. KAPITEL
    FBI-Hauptquartier,
Washington, D. C.
    Maggie wartete, bis Keith Ganza die Arbeit beendete, bei der sie ihn unterbrochen hatte. Er war es gewöhnt, dass sie in sein Labor im FBI-Hauptquartier platzte, eingeladen oder nicht - meist uneingeladen. Obwohl er jedes Mal brummelte, wusste sie genau, dass er nichts dagegen hatte. Auch nicht an einem späten Samstagnachmittag, wenn alle anderen schon gegangen waren.
    Als Leiter des kriminaltechnischen Labors hatte Ganza in seinen über dreißig Dienstjahren mehr gesehen, als man einem Menschen zumuten sollte. Und doch schien er das mühelos zu verkraften - unbeschadet, im Gegensatz zu seinem Äußeren. Während Maggie wartete und den großen dünnen Mann, der sich über das Mikroskop beugte, betrachtete, überlegte sie, ob sie ihn je in etwas anderem als seinem weißen Laborkittel gesehen hatte, genauer gesagt,

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