Maggie O'Dell 03 - Schwarze Seele
er ihnen vorgestellt werden. Irgendwann hatte sie ihm gesagt, er sei so süß, dass er jedes Mädchen überzeugen könne, zu Vaters Gebetsversammlungen zu kommen. Worte bedeuteten ihm im Allgemeinen nicht die Bohne. Nicht nachdem man ihn ein Leben lang mit allem Möglichen voll gelabert hatte. Aber wenn Alice so Sachen sagte, war es schwer, ihr nicht zu glauben. Also hatte er nichts dagegen zu missionieren. Außerdem mochte er gern zusehen, wenn Mädchen Stufen hochstiegen. Natürlich lieber von unten, doch dieser Blick war auch nicht übel.
Es war ein kühler Tag, trotzdem trugen alle drei Kurzärmeliges. Eine hatte sogar ein enges Stricktop an, so kurz, dass man ihren flachen Bauch sah. Was nach Wildheit aussehen sollte, war nur gespielt, denn sogar aus der Entfernung erkannte er, dass der Button im Nabel nicht gepierct war. Trotzdem war es nett anzusehen.
Wenn die doch bloß die Schnäbel halten würden. Hatten alle High School-Mädchen dasselbe hohe Kichern? Wo zum Henker lernten die das? Es ging ihm auf die Nerven, dennoch grüßte er lächelnd mit einem freundlichen Tippen an seine Baseballkappe, was sie noch mehr zum Kichern brachte, allerdings eine Oktave höher. Garantiert spitzten jetzt alle Hunde im meilenweiten Umkreis die Ohren.
„Justin, ich möchte, dass du einige meiner neuen Freundinnen kennen lernst.“
Alice blieb mit den drei Mädchen in Hüfthöhe vor ihm stehen. Plötzlich vergaß er wunde Füße und Alices perfekte Titten - jedenfalls für ein paar Minuten. Die große Blonde und ihr kleineres Gegenstück schirmten die Augen gegen einige plötzlich erscheinende Sonnenstrahlen ab. Die Dritte, eine Kleine mit dunklen Augen, wirkte jetzt aus der Nähe älter als die anderen. Sie scheute sich nicht, ihm in die Augen zu sehen, wie die Blonde und ihr Gegenstück.
„Das sind Emma, Lisa und Ginny. Emma und Lisa sind Freundinnen aus Reston, Virginia. Ginny lebt hier in der Gegend. Sie haben sich erst heute kennen gelernt, und wie man sieht, sind alle schon befreundet.“
Die Blondinen kicherten, und die Größere sagte: „Eigentlich heißt sie Alesha, aber sie mag den Namen nicht, also haben wir ihn auf Lisa abgekürzt.“
„Nun ja, ich heiße eigentlich Virginia“, sagte das Mädchen mit den dunklen Augen. Sie betonte das, als müsste sie ihre neuen Freundinnen in einem Wettbewerb übertrumpfen.
„Ist nicht möglich“, erwiderten die Blondinen in geübter Einstimmigkeit.
„Mein Dad fand das nett, weil wir aus Virginia sind. Der würde mich übrigens umbringen, wenn er wüsste, dass ich heute Abend an der Veranstaltung teilnehme. Er verabscheut solche Sachen.“ Das sagte sie zu Alice. Und wie bei der Bemerkung mit den Namen klang es wie eine Herausforderung und nicht wie eine schlichte Feststellung.
Justin beobachtete Alice. Das Mädchen mit den dunklen Augen war nicht gerade ein preisverdächtiger Rekrut, und er fragte sich, warum Alice sie zur Gebetsversammlung eingeladen hatte. Miss Ginny-mein-Name-ist-eigentlich-Virginia zeigte bereits Anzeichen von Zweifeln. Da sollten alle Warnlampen angehen. Als Nächstes würde sie Fragen stellen, und Vater hasste Fragen.
„Wir können nicht erwarten, dass unsere Eltern uns immer auf den rechten Weg führen“, erwiderte Alice ihr lächelnd und klang selbst wie eine Mutter. Ginny nickte, als wüsste sie genau, wovon Alice sprach, die zu cool war, um ihr zu widersprechen.
Justin verschränkte die Arme vor der Brust und verkniff es sich, die Augen zu verdrehen.
Ein Rangeln am Fuß der Treppe veranlasste alle, sich umzudrehen. Die Mädchen schwankten auf ihren lächerlichen Plateausohlen und hatten Mühe, nicht von den Stufen zu fallen. Justin stand auf und stieg noch etwas höher, um besser sehen zu können. Unten stieß ein Doppelgänger von James Dean einen älteren Typen weg und versuchte dabei, ihm die Kamera zu entreißen.
„Wow, der ist wirklich süß“, sagte Ginny, sogar ohne zu kreischen.
Justin setzte sich frustriert seufzend - was niemand bemerkte - wieder hin. Man konnte sich darauf verlassen, dass einem der verdammte Brandon die Show stahl.
8. KAPITEL
Ben Garrison verstand sich durchaus zu wehren. Der Junge war jünger und größer als er, dafür war er stärker und entschieden geübter. Falls er ihm die Hand an die Kehle legte und an den richtigen Stellen drückte, war dieser Hitzkopf in fünf Sekunden erledigt.
„Keine verdammten Reporter, Garrison! Wie oft müssen wir dir das noch sagen!“ schrie der Junge ihn an.
Er
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