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Maggie O'Dell 03 - Schwarze Seele

Maggie O'Dell 03 - Schwarze Seele

Titel: Maggie O'Dell 03 - Schwarze Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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einnehmen.“
    „Die verbuddeln das?“
    „Das ist okay. Sie legen Mottenkugeln in die Kisten, damit die Scheine nicht schimmelig werden.“
    „Aber warum vergraben?“
    „Wo sollten sie es sonst aufbewahren, Justin? Banken ist nicht zu trauen. Die werden alle von der Regierung kontrolliert. Bankautomaten und elektronische Überweisungen, all das kann die Regierung überwachen und dir das Geld wegnehmen, wann sie will.“
    „Okay, aber warum wird dann nicht wenigstens ein Teil investiert, zum Beispiel am Aktienmarkt?“
    „Ach Justin, was soll ich nur mit dir machen?“ Alice tätschelte ihm lächelnd den Arm, als hätte er einen Witz erzählt. „Der Aktienmarkt wird auch von der Regierung kontrolliert. Erinnerst du dich noch an die große Depression aus dem Geschichtsunterricht?“ Sie sprach jetzt mit ihrer ruhigen Lehrerstimme. Wenigstens hatten sich die Sorgenfalten in ihrem Gesicht geglättet. „Wenn die Aktienkurse sinken, ist das Schuld der Regierung. Sie stiehlt den Leuten ihr hart verdientes Geld und zwingt sie, von vorn anzufangen.“
    Justin hatte darüber noch nicht nachgedacht. Er erinnerte sich jedoch, wie stinksauer sein Dad immer war, wenn er Geld am Aktienmarkt verlor. Alice wusste viel besser über diese Sachen Bescheid als er. Geschichte war nie seine Stärke gewesen. Er zuckte mit den Schultern und tat so, als sei ihm die Angelegenheit gleichgültig. Als Alice diesmal seine Hand nahm, ließ er sich wegführen und genoss es, ihre zarte Haut zu spüren. Er hätte gern wegen Vaters perversem Annäherungsversuch gestern Abend mit ihr gesprochen, doch er scheute das Thema. Vielleicht war es für beide besser, wenn sie vergaßen, dass es passiert war.
    Auf dem Weg zur Cafeteria dachte Justin darüber nach, wie viel Geld in dem Loch vergraben sein könnte. Er fragte sich unwillkürlich, wer sonst noch davon wusste. Wenn er mit Eric abhaute, mussten sie vielleicht doch nicht per Anhalter reisen.

21. KAPITEL
    Franklin Delano Roosevelt Monument,
Washington, D. C.
    Ben Garrison zog sich die Handschuhe wieder an und drückte nach dem Einlegen des Films die Klappe der Kamera zu. Er wollte keine Zeit verschwenden oder Detective Racine Zeit lassen, es sich anders zu überlegen. Er trat näher heran und stellte im Sucher das Gesicht der Frau scharf. Obwohl sie aufrecht sitzend an einem Baumstamm lehnte, sah sie so friedlich aus, als schliefe sie. Die bläuliche Verfärbung ihrer Haut faszinierte ihn. War das eine Folge der Kälte letzte Nacht oder eine verspätete Reaktion auf die Strangulation?
    Ebenso faszinierend waren die Fliegen. Hunderte schwirrten umher, ungestört durch die Aktivitäten vieler Polizisten und Kriminalbeamten, die die Gegend absuchten. Es waren große schwarze Viecher, nicht die gewöhnlichen Hausfliegen. Sie schienen alle Körperöffnungen zu besiedeln, besonders die wärmeren, feuchten wie Augen und Ohren. Das dunkle Schamhaar der Toten wimmelte nur so von den Tieren.
    Der Tod, seine Rituale und alle natürlichen Prozesse, die ihn begleiteten, erstaunten ihn. Gleichgültig, wie viele Leichen er sah, er war immer wieder fasziniert. Vor weniger als vierundzwanzig Stunden war diese leblose Hülle noch ein warmer, pulsierender Körper gewesen. Etwas fehlte jetzt. In Neukaledonien benannten die alten Männer dieses Etwas mit einem Wort, das Schattenseele bedeutete. Die Eskimos der Beringstraße nannten es den Schatten eines Menschen, im christlichen Glauben nannte man es einfach Seele. Was immer es auch war, es war entwichen, aufgelöst und ließ nur eine leere Hülle zurück, von der sich Insekten ernährten.
    Er erinnerte sich, irgendwo gelesen zu haben, dass ein menschlicher Leichnam innerhalb einer Woche neunzig Prozent seiner Masse verlor, wenn er in einem warmen Sommer Insekten überlassen wurde. Insekten waren effizient und berechenbar. Menschen waren das leider nicht, sonst wäre seine Aufgabe um vieles einfacher.
    „He, passen Sie auf, wohin Sie treten!“ schrie ihn ein Uniformierter an.
    „Wer zum Kuckuck sind Sie?“ wollte ein Typ in blauer Windjacke mit Baseballkappe wissen. Er sah eher wie ein Baseballspieler aus und nicht wie in Cop. Als Ben nicht antwortete, sondern weiter Fotos schoss, packte der Typ ihn am Ellbogen. „Wer hat den Burschen hier reingelassen?“
    „Verdammt, so warten Sie doch eine Minute!“ Ben entriss ihm den Arm und wurde sofort von zwei Uniformierten festgehalten. Jetzt sah er die hellen Buchstaben auf der Windjacke des Mannes: FBI. Mist! Wie

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