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Maggie O'Dell 03 - Schwarze Seele

Maggie O'Dell 03 - Schwarze Seele

Titel: Maggie O'Dell 03 - Schwarze Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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Paradies hatte er allen versprochen. Aber nach gestern Nacht traute er dem Arschloch nicht mehr über den Weg. Der Perverse war ein beschissener Heuchler. Nicht, dass er ihm vorher getraut hätte. Er traute niemandem. Dass der Kerl ein Betrüger war, hätte er schon nach der ersten Woche wissen müssen.
    In der ersten Woche hatte Eric ihn zu einem so genannten Reinigungsritual gebracht. Alle Teilnehmer mussten ihren peinlichsten Moment im Leben und ihre größte Angst niederschreiben und den Zettel mit Namen unterzeichnen.
    „Niemand sonst wird diese Geständnisse lesen“, hatte Vater ihnen in seiner aalglatten, hypnotischen Art versichert. „Die Unterschrift ist nur eine Übung, damit ihr euch eurer Vergangenheit und euren Ängsten stellt.“
    Die gefalteten Zettel wurden dann in einer schwarzen Metallkiste eingesammelt. Justin war aufgefordert worden, das zu tun und die zerbeulte Kiste hinter Vaters großen Holzsessel zu stellen. Ein Sessel, der mehr wie ein Thron aussah und von seinen Neandertal-Leibwächtern flankiert wurde. Am Ende des Abends holte Vater die Kiste mit den vertraulichen Geständnissen hervor, warf ein brennendes Streichholz hinein und verbrannte die Zettel. Allgemeines Aufatmen. Doch Justin fiel auf, dass die schwarze Kiste keine Beulen mehr hatte.
    Als er Eric später vom wundersamen Verschwinden der Beulen berichtet hatte, war der ihm fast ins Gesicht gesprungen.
    „Manche Dinge erfordern Glauben und Vertrauen. Wenn du das nicht aufbringst, gehörst du nicht hierher!“ hatte er ihn abends wütend angeschnauzt. Ein solches Aufbrausen kannte er nicht von Eric, und er erinnerte sich, dass er noch gedacht hatte, Eric führe sich auf, als wolle er vor allem sich selbst überzeugen.
    Er nahm eine Abkürzung zur Cafeteria, sprang über einige Sägeböcke und wanderte durch ein Gewirr von gestapeltem Holz und antiquierten Ausrüstungsgegenständen. Er musste unwillkürlich denken, dass sie sich für ein Paar von Vaters massiv goldenen Manschettenknöpfen wahrscheinlich einen kleinen Gabelstapler kaufen konnten, damit der alte Traktor mit seinem Frontlader und dem hinten angehängten verrosteten Pflug endlich von seinem Elend erlöst würde.
    Er roch den dumpfen Gestank der Abfallhalde und fand, dass seine Abkürzung doch keine so gute Idee war. Kein Wunder, dass alle diesen Teil des Lagers mieden. Als er die Richtung zum Hauptweg einschlagen wollte, sah er einige Männer hinter den Abfallhaufen graben. Vielleicht versenkten die endlich das stinkende Zeugs. Doch als er stehen blieb, merkte er, dass sie mehrere Stahlkassetten in den Boden einließen.
    „He, Justin!“
    Er drehte sich um und sah Alice über die Holzstapel winken. Sie kam durch das Gewirr auf ihn zu, das seidige Haar glänzte in der Morgensonne, und ihre Kleidung war frisch und adrett. Ihre Socken waren garantiert nicht feucht. Jetzt wünschte er, sich doch die Zeit für die kalte Dusche genommen zu haben. Als Alice bei ihm war, machte sie sofort dieses niedlich besorgte Gesicht.
    „Was tust du hier, Justin? Hier darf sich niemand aufhalten.
    „Ich habe nur eine Abkürzung genommen.“
    „Komm, lass uns gehen, bevor uns jemand entdeckt.“ Sie nahm ihn bei der Hand, um ihn fortzuziehen, doch er blieb stehen.
    „Was machen die Typen da drüben?“
    Sie legte die Stirn in Falten, schirmte jedoch mit einer Hand über den Augen die Morgensonne ab und sah in die angedeutete Richtung. „Das geht dich nichts an.“
    „Demnach weißt du es nicht?“
    „Es ist gleichgültig, Justin. Bitte, du möchtest doch nicht, dass wir hier geschnappt werden.“
    „Und wenn? Werde ich dann für Wochen von allen geächtet? Oder nein, wahrscheinlich muss ich wochenlang auf meine Ration Gummireis mit Bohnen verzichten.“
    „Justin, hör auf!“
    „Komm schon, Alice. Sag mir einfach, was die Typen da vergraben, und ich gehe brav mit dir.“
    Sie ließ seine Hand los, schob sie sogar fast von sich. Ihm wurde bewusst, wie dumm er sich verhielt. Sie war der einzige Mensch, der ihm wichtig war, und jetzt brüskierte er sie, wie er das schon bei allen anderen geschafft hatte.
    „Sie vergraben das Geld, das wir gestern Abend auf der Gebetsversammlung eingenommen haben.“
    Am Ende jeder Gebetsversammlung wurden für die „Dankesgabe“ an Gott, wie Vater das nannte, etwa ein halbes Dutzend Weidenkörbchen herumgereicht, die meist zum Überlaufen voll zurückkamen.
    „Was heißt das, die vergraben es?“
    „Sie vergraben alles Geld, das wir

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