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Maggie O'Dell 03 - Schwarze Seele

Maggie O'Dell 03 - Schwarze Seele

Titel: Maggie O'Dell 03 - Schwarze Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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über. „Wahrscheinlich eine Schnur, eine Art Wäscheleine.“ Sie prüfte den Hals an den Seiten. „Er scheint keinen Knoten gemacht zu haben.“
    „Ist das wichtig für uns?“ fragte Tully.
    „Ein Knoten könnte uns helfen, falls er schon mal eine ähnliche Tat begangen hat. Dann haben wir etwas Vergleichbares vielleicht in VICAP gespeichert. Manche Täter benutzen jedes Mal denselben Knoten beim Strangulieren. Das war eines der Identifizierungsmerkmale beim Würger von Boston. Er benutzte bei allen dreizehn Opfern denselben Knoten.“
    „Keine Frage, O’Dell, Sie kennen die Geschichten Ihrer Serienkiller“, stichelte Racine.
    Maggie wusste, dass es als unschuldiger Scherz gemeint war, giftete jedoch zurück: „Es könnte Ihnen nicht schaden, wenn Sie sich auch ein paar merken würden. Sie können darauf wetten, dass die Killer sich auskennen!“ Sie bedauerte ihre Heftigkeit sofort.
    „Vielleicht sollte ich nach Quantico kommen und ein paar Ihrer Schulungen besuchen.“
    Na, wunderbar, dachte Maggie. Das fehlte ihr gerade noch, Julia Racine als ihre Schülerin. Oder hoffte Racine, das zu werden? Hatte sie etwa Ambitionen auf einen Job als FBI-Agentin? Maggie verscheuchte den Gedanken und konzentrierte sich auf den Hals des Mädchens.
    Sie ließ den Zeigefinger über die tiefroten Wunden fahren und ertastete einen Knoten. Keinen Knoten, sondern einen geschwollenen Bereich auf der weichen Unterseite der Kehle. „Moment mal. Haben Sie den Mund schon überprüft, Stan?“
    „Noch nicht. Aber wir müssen Zahnabdrücke nehmen, wenn wir sie identifizieren wollen.“
    „Ich glaube, da steckt etwas in der Kehle.“
    Sie zögerte. Beide Männer und Racine beugten sich abwartend, beobachtend über sie und die Leiche. Sobald Maggie den Mund aufgestemmt hatte, roch sie es, einen süßlichen Mandelgeruch. Wieder zögerte sie und sah Stan an.
    „Riechen Sie das?“
    Er schnupperte. Maggie wusste, dass nicht jeder diesen Geruch wahrnehmen konnte, etwas fünfzig Prozent der Bevölkerung konnten es nicht. Es war Tully, der schließlich feststellte: „Zyanid?“
    Maggie fuhr mit dem Zeigfinger an den Innenwänden beider Wangen entlang und holte eine teilweise aufgelöste Kapsel heraus. Stan hielt ihr einen Plastikbeutel auf.
    „Was haben die heutzutage bloß alle mit Zyanid?“ fragte er, ehe er Maggies warnenden Blick auffing.
    „Was für ein durchgeknallter Hurensohn verabreicht seinem Opfer eine Zyanidpille, nachdem er es erdrosselt hat?
    Oder ist das Gift etwa die Todesursache?“ Racine klang gereizt. Sie bemerkte den Blickaustausch zwischen Stan und Maggie nicht. Beide hatten die rot-weiße Kapsel erkannt. Da sie den Markennamen noch lesen konnten, wussten sie, dass sie identisch mit den Kapseln der Jungen aus der Hütte in Massachusetts war.
    „So weit bin ich noch nicht gekommen“, antwortete Stan ihr schließlich.
    Er wurde zunehmend ungeduldig, behielt seine Kenntnisse jedoch vorläufig für sich. Offenbar hatte er Maggies eindringlichen Blick richtig gedeutet. Falls es eine Verbindung zwischen diesem Mädchen und den toten Jungen gab, würde Racine es rechtzeitig erfahren.
    Im Moment gehörte das zu den wenigen Dingen, die die Medien noch nicht wussten, und Maggie wollte, dass es so blieb.
    „Ihr Mund war mit Klebeband verschlossen“, fuhr Stan fort. „Ich habe das Band eingetütet.“
    „Er hat ihr wahrscheinlich die Kapsel in den Mund geschoben und ihn verklebt, als sie bewusstlos war“, sagte Tully und versuchte die teilweise Auflösung der Kapsel zu erklären. Die Speicheldrüsen des Mädchens müssten noch gearbeitet haben, um die Kapsel anzulösen.
    Maggie vergewisserte sich mit einem Blick, dass auch Tully die Kapsel erkannt hatte und seine Schlüsse zog. Racine war demnach die einzig Uneingeweihte. Kein schlechter Spielplan. Maggie fühlte sich nicht die Spur schuldig, dass sie Detective Racine etwas vorenthielt, zumal nach ihrem letzten gemeinsamen Fall.
    „Das ist doch Overkill“, stellte Racine fest.
    „Ich unterbreche Ihre klugen Gedanken nur ungern“, sagte Maggie, „aber da scheint noch etwas zu sein. Stan, könnten Sie mir die Pinzette geben?“
    Sie öffnete den Mund, so weit es die starren Kiefer erlaubten, und zog etwas tief aus der Kehle des Mädchens. Was sie herauszog, war blutig, gefaltet, zerknittert, aber noch erkennbar.
    „Ich glaube, ich habe soeben ihren Ausweis gefunden“, sagte Maggie und hielt etwas hoch, das wie ein zerknautschter Führerschein aussah.

27.

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