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Maggie O'Dell 03 - Schwarze Seele

Maggie O'Dell 03 - Schwarze Seele

Titel: Maggie O'Dell 03 - Schwarze Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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nieder. Was er ihr mitteilte, waren klassische Lehrbuch-Allgemeinheiten. Genau das, was sie nicht hören wollte.
    „Er kennt sich mit Polizeiarbeit aus“, fügte O’Dell hinzu und hielt es offenbar für sicherer, ein wenig ihrer Kenntnisse preiszugeben. „Wahrscheinlich benutzt er deshalb gern Handschellen. Außerdem wusste er, wie man die Identität eines Leichnams feststellt, und dass die Verzögerung der Identifizierung auch seine Identifizierung hinauszögert.
    Racine blickte auf. „Warten Sie eine Minute. Was sagen Sie da? Er könnte ein Excop oder so etwas sein?“
    „Nicht unbedingt. Aber er könnte einiges über Tatortanalysen wissen“, erwiderte O’Dell. „Einige dieser Typen sind fasziniert davon. Sie benutzen ihre Kenntnisse zu ihrem Katz-und-Maus-Spiel. Was sie über Polizeiarbeit wissen, können sie aus dem Fernsehen haben, aber auch aus Kriminalromanen.“
    Tully sah zu Racine, die zufrieden war und weiterschrieb. Wenigstens versuchten die Frauen, sich nicht zu widersprechen oder sich gegenseitig zu übertrumpfen. Im Moment jedenfalls nicht.
    „Wie er den Körper postiert hat, ist ebenfalls bedeutsam. Ich denke, es steckt mehr dahinter als der Wunsch, zu beherrschen und zu unterwerfen.“ O’Dell sah Tully an, ob er eine Vermutung wagen wolle. Er machte eine Geste, sie solle fortfahren. „Es ist möglich“, fügte sie hinzu, „dass wir nur sein Werk bewundern sollten, aber es könnte auch mehr sein, eine Art Symbolik.“
    „Sie sagten vorhin, er habe den Tatort vielleicht bewusst verändert, um uns in die Irre zu leiten.“
    „Mein Gott, Racine, soll das heißen, Sie haben mir tatsächlich zugehört?“ Sehr zu Tullys Erleichterung lächelten die Frauen sich an.
    „Diese runden Abdrücke im Boden haben auch etwas zu bedeuten“, erinnerte Tully sie, „aber ich weiß nicht, was. Noch nicht.“
    „Ach ja, und er ist Linkshänder“, fügte O’Dell im Nachsatz hinzu.
    Tully und Racine sahen sie an und warteten auf eine Erklärung.
    O’Dell ging zur Leiche zurück und deutete auf die rechte Gesichtshälfte des Mädchens. „Da ist eine Prellung hier am Kinn. Ihre Lippe ist in dieser Ecke gespalten. Hat sogar kurz geblutet. Es ist ihre rechte Seite. Das heißt, wenn er vor ihr stand, hat er sie von links nach rechts geschlagen, wahrscheinlich mit seiner linken Faust.“
    „Könnte er nicht die Rückseite seiner rechten Hand benutzt haben?“ fragte Tully, um die möglichen Szenarien durchzuspielen.
    „Vielleicht. Aber dann wäre die Bewegung mehr aufwärts gerichtet gewesen.“ Sie demonstrierte einen Schlag mit dem Handrücken in seine Richtung. Er verstand, was sie meinte. Die natürliche Bewegungstendenz war, den Schlag unten zu beginnen und schräg aufwärts weiterzuführen. „Diese Verletzung“, fuhr O’Dell fort, „sieht nach einem geraden Schlag aus. Ich würde sagen, mit der Faust.“ Sie ballte ihre Hand und machte die Schlagbewegung. „Ja, eindeutig die linke Faust zum rechten Kiefer.“
    Während dieser Demonstration sah Tully, dass Racine ruhig, fast ehrfürchtig, vielleicht sogar bewundernd zuschaute, ehe sie sich wieder ihren Notizen zuwandte. Was immer er in Racines Mimik entdeckte hatte, entging O’Dell. Sie hatte Racine keinerlei Beachtung geschenkt. Aber so war sie immer, wenn sie andere durch Kompetenz verblüffte. Die meiste Zeit machte sie ihn mit ihrer Pedanterie, ihrem Ordnungssinn, ihrer Eigenwilligkeit oder der Neigung, sich nur an die Regeln zu halten, wenn es ihr in den Kram passte, leicht wahnsinnig. Diese Eigenschaft jedoch - mit ihren Fähigkeiten zu beeindrucken und keine große Sache daraus zu machen -, die mochte er wirklich an ihr.
    „Eines noch“, fügte O’Dell an Racine gewandt hinzu, „und ich sage das nicht, um Ihnen Angst einzujagen. Dieser Mord war keine einmalige Sache. Der Täter tut es wieder. Und es würde mich nicht wundern, wenn er schon früher gemordet hätte. Wir sollten es durch VICAP überprüfen.“
    Hinter ihnen schwang die Tür der Leichenhalle auf. Alle drei zuckten zusammen, drehten sich um und sahen Stan Wenhoff mit bleichem Gesicht dastehen. Er hielt etwas hoch, das nach einem Computerausdruck aussah.
    „Leute, jetzt stecken wir bis zum Kragen drin.“ Stan wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Sie ist die Tochter von Henry Franklin Brier ... einem verdammten US-Senator.

28. KAPITEL
    Everetts Lager
    Justin Pratt spürte einen Ellbogenstoß in der Seite und merkte erst jetzt, dass er eingeschlummert war. Er

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