Maggie O'Dell 03 - Schwarze Seele
großartig, wobei sie ruhig und eifrig bleibt. Schon allein danach zu urteilen, würde ich sagen, Sie haben Ihre Sache als Vater verdammt gut gemacht.“
Er sah ihr in die Augen und rang sich ein schwaches Lächeln ab. „Wirklich? Dann halten Sie es nicht für vollkommen offensichtlich, dass ich es vermassele?“
„Wenn ja, dann bleibt es unser Geheimnis, okay? He, haben Sie mir nicht mal gesagt, einige Geheimnisse sollten nur Partner miteinander teilen?“
Endlich lächelte er heiter. „Das habe ich gesagt? Ich kann nicht glauben, dass ich jemanden ermutige, Informationen zurückzuhalten.“
„Das macht vermutlich mein schlechter Einfluss auf Sie.“ Sie sah auf ihre Armbanduhr und wandte sich zum Gehen. „Ich muss los und Gwen vor der Security retten. Wir sehen uns dann im Konferenzraum.“
„He, Maggie?“
Ja?“
„Danke.“
Sie blieb an der Tür stehen und warf ihm rasch einen Blick über die Schulter zu. Gerade genug, um sich zu vergewissern, dass er nicht mehr so benommen wirkte wie ein Reh im Scheinwerferlicht. „Gern geschehen, Partner.“
33. KAPITEL
Gwen Patterson eilte die Stufen zum Jefferson-Gebäude hinauf. Wie üblich kam sie zu spät. Kyle Cunningham und das BSU, die Behavioral Science Unit, die Abteilung für wissenschaftliche Verhaltensstudien, hatten sie seit über einem Jahr nicht mehr als Beraterin zu einem Fall hinzugezogen. Auch diesmal ging die Anforderung auf Maggies Bitte zurück. Gwen war so lange nicht mehr in Quantico gewesen, dass sie befürchtete, durchsucht zu werden. Maggie hatte jedoch offenbar dafür gesorgt, dass ihre Zulassung auf den neuesten Stand gebracht und aktenkundig war. Sie blieb am Tresen stehen, um sich einzutragen, doch noch ehe sie den Schreibstift aufnehmen konnte, sprach die junge Frau am Computer sie an.
„Dr. Patterson?“
„Ja“
„Das hätte ich für Sie.“ Sie übergab ihr einen Besucherausweis. „Sie müssen sich aber bitte trotzdem noch mit Unterschrift und Uhrzeit eintragen.“
„Ja, natürlich.“ Gwen unterzeichnete das Blatt und sah auf den Ausweis. Ihr Name war darauf gedruckt, sogar mit ihren akademischen Titeln, anstatt des üblichen „Besucher“. Okay, Maggie gab sich also Mühe, damit sie sich zu Hause fühlte. Trotzdem war Gwen nicht überzeugt, dass sie bei dieser Ermittlung eine große Hilfe sein konnte.
Dass Cunningham Maggies Bitte, sie in diesen Fall einzubeziehen, zugestimmt hatte, bewies seine Verzweiflung. Gewöhnlich zog er Außenstehende nicht hinzu. In den Anfängen der Abteilung ja, aber jetzt nicht mehr. Nicht seit das FBI unter beträchtlicher Beobachtung stand. Gwen kannte Cunningham gut genug, um bei seinem Anruf gestern eine Spur Verzweiflung in seiner Stimme herauszuhören. Er hatte sie gebeten, ihre neuesten Forschungsergebnisse und ihre Fachkenntnisse in diesen Fall einzubringen. Sie hatte geantwortet, dass er einige sehr versierte Agenten in seiner Abteilung habe, einschließlich Maggie, die ihm genauso viel, wenn nicht mehr über die kriminelle Denkweise junger Männer sagen könne wie sie. Sie hatte ihm offen gestanden, dass sie nicht sicher war, ein großer Gewinn für die Ermittlung zu sein.
„Als Außenstehender fallen Ihnen vielleicht Dinge auf, die uns entgehen“, hatte er gekontert. „Das ist Ihnen früher bei anderen Fällen auch gelungen. Ich hoffe, Sie können auch diesmal Wunder wirken.“
Schmeichelei. Lächelnd klippte Gwen sich den Besucherausweis an. Cunningham konnte ungeheuer charmant sein, wenn er wollte. Dann las sie die Worte unter ihrem Namen auf dem Ausweis und zog die Stirn kraus: „Mitglied der Sonderkommission“.
Sonderkommission. Sie hasste dieses Wort. Es roch nach Bürokratismus. Die Medien hatten bereits jede kleinste offizielle Verlautbarung über den Fall breitgetreten und den armen Senator Brier von seiner Wohnung bis zum Capitol verfolgt. Als sie heute in ihrem Büro angefragt hatte, ob Mitteilungen für sie eingegangen seien, hatte ihre Assistentin Amelia bereits Anfragen von der Washington Times und der Post erhalten, ob sie in die Ermittlungen einbezogen sei. Wie zum Teufel fanden diese Leute das so schnell heraus? Seit Cunninghams Anruf waren weniger als zwölf Stunden vergangen.
Vermutlich trafen sie sich wegen der Medien in Quantico und nicht in der Stadt. Der Mord an einer Senatorentochter, dazu noch auf Regierungsgelände, rechtfertigte eine Bundesermittlung. Dennoch überraschte es Gwen, dass man Cunningham gebeten hatte, die Sonderkommission zu
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