Maggie O'Dell 03 - Schwarze Seele
Antwort zu erhalten. Sie tat es trotzdem. „Was meinst du mit: und wie sie aufgetaucht ist. Sie war doch nicht betrunken, oder?“
„Können wir später darüber reden?“ erwiderte Maggie und grüßte ein paar offiziell aussehende Männer in Anzügen.
Gwen erkannte sie als Agentenkollegen. Ja, dies war offensichtlich nicht der richtige Ort, die Familienwäsche zu waschen. Sie bogen um eine Ecke und gingen den nächsten Korridor entlang, der leer war. Gwen nutzte die Gelegenheit.
„Ja, wir können später darüber reden. Aber sag mir nur, was du damit gemeint hast, okay?“
„Mein Gott, hat dir schon mal jemand gesagt, dass du eine Nervensäge bist?“
„Natürlich, aber du musst zugeben, das ist noch eine meiner angenehmeren Eigenschaften.“
Sie sah Maggie schmunzelnd weiter stur geradeaus blicken. „Sie möchte, dass wir Thanksgiving zusammen feiet ern.
Damit hatte Gwen nicht gerechnet. Da sie zu lange schwieg, sah Maggie sie an. „Na ja, du erzählst ja schon seit einer Weile, dass sie sich zu ändern versucht.“
„Ja, ihre Freunde, ihre Kleidung, ihre Frisur. Reverend Everett hat ihr wohl geholfen, einiges in ihrem Leben zu verändern, vieles zum Besseren. Aber gleichgültig, was sie tut, sie kann die Vergangenheit nicht ungeschehen machen.“ Am Ende des Korridors deutete Maggie auf die letzte Tür zur Rechten. „Wir sind da.“
Gwen hätte gern mehr Zeit zum Reden gehabt, was auch der Fall gewesen wäre, wenn sie nicht zu spät gekommen wäre.
Als sie den Konferenzraum betraten, erhob sich der Mann am Ende des Tisches, obwohl es ihn Mühe kostete und er sich auf einen Spazierstock stützte. Seine Geste veranlasste die übrigen Männer am Tisch, sich ebenfalls zu erheben: Agent Tully, Keith Ganza, Leiter des kriminaltechnischen Labors, und der stellvertretende Direktor Cunningham. Detective Julia Racine rutschte ungeduldig auf ihrem Stuhl herum. Maggie ignorierte den etwas linkischen Versuch ihrer Kollegen, höflich zu sein, und ging mit ausgestreckter Hand auf den Senator zu.
„Senator Brier, ich bin Spezialagentin Maggie O’Dell, und das ist Dr. Gwen Patterson. Bitte verzeihen Sie unsere Verspätung.“
„Das ist schon in Ordnung.“
Er schüttelte beiden Frauen rasch die Hand, wobei sein Händedruck extrem fest war, als könnte er so die Behinderung am Bein ausgleichen. Die war Folge eines Autounfalls, wie Gwen sich erinnerte, und nicht etwa eine alte Kriegsverletzung, wie die Medien während der letzten Wahl rasch verbreitet hatten.
„Ich bedaure Ihren Verlust, Senator“, sagte Gwen und sah ihn zusammenzucken. Die aufkommende Rührung, die ihre schlichte Beileidsbekundung offenbar auslöste, schien ihm unangenehm zu sein.
„Danke“, erwiderte er leise. Der Stimme fehlte plötzlich die Kraft und Sicherheit, die noch in der Begrüßung angeklungen war.
Abgesehen von den dunklen Ringen unter den Augen sah der Senator im teuren dunkelblauen Anzug mit weißem Hemd, purpurner Seidenkrawatte und goldenem Halter mit Initialen tadellos aus. Gwen bemerkte die Buchstaben WWJD anstatt der üblichen drei Buchstaben. Um dem Senator über die Rührung hinwegzuhelfen, bemerkte sie: „Das ist eine hübsche Krawattennadel. Darf ich fragen, was die Initialen bedeuten?“
Er sah hinab, als müsste er sich selbst erinnern. „Sie dürfen durchaus. Sie war ein Geschenk meines Assistenten. Er sagte, sie solle mir helfen, wichtige Entscheidungen zu treffen. Ich bin kein religiöser Mensch wie er und - nun ja, es war ein Geschenk.“
„Und die Initialen?“ beharrte Gwen trotz Cunninghams ungeduldig gefurchter Stirn.
„Ich glaube, es ist die Abkürzung für: What would Jesus do - Was würde Jesus tun.“
„Wir sollten anfangen“, mahnte Cunningham und winkte sie zu ihren Plätzen, ehe noch mehr Zeit mit unnötigem Geplauder vertan wurde.
Gwen nahm neben dem Senator Platz und bemerkte, dass Maggie um den ganzen Tisch herumging und sich neben Keith Ganza setzte und den freien Platz neben Racine ignorierte. Dadurch saß sie dem weiblichen Detective nun aber genau gegenüber. Julia Racine nickte ihr lächelnd zu. Maggie wandte den Blick ab. Gwen war entfallen, warum Maggie diese Frau nicht mochte. Sie war sicher, dass es mit dem letzten Fall zusammenhing, an dem sie gemeinsam gearbeitet hatten, aber da war noch mehr. Sie musterte Racine nachdenklich, die etwas jünger war als Maggie, Mitte, Ende zwanzig. Ziemlich jung für einen Detective.
„Senator, ich weiß, ich spreche für uns alle,
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