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Maggie O'Dell 03 - Schwarze Seele

Maggie O'Dell 03 - Schwarze Seele

Titel: Maggie O'Dell 03 - Schwarze Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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Kampala, Uganda, gelebt. Er hatte Monate gebraucht, um Suaheli zu lernen und das Vertrauen der Bevölkerung zu gewinnen. Doch es hatte sich ausgezahlt. In kurzer Zeit hatte er genügend aussagekräftige Bilder gehabt, um die Geschichte eines verrückten Wissenschaftlers zu untermauern, der für seine radikalen Experimente Obdachlose von den Straßen Kampalas auflas. Einige dieser Fotos hingen noch an den Wänden seiner Dunkelkammer. Um ihre Familie mit fünf Kindern zu ernähren, hatte eine Frau diesem so genannten Wissenschaftler erlaubt, ihr eine gesunde Brust zu amputieren, wobei der Arsch ihr eine Narbe beibrachte, als hätte er mit der Machete zugeschlagen. Ein alter Mann hatte sein rechtes Ohr gegen eine Stange Zigaretten hergegeben und war nun irreparabel entstellt.
    Er hatte einen Schwarz-Weiß-Film benutzt, um die Strukturen und Details mit natürlichem Seitenlicht hervorzuheben. Beim Entwickeln der Abzüge hatte er kontrastreiches Papier genommen, um die dramatischen Effekte zu betonen, wobei das Schwarze dicht und seidig geworden war und das Weiße blendend hell. Durch diesen magischen Effekt hatte er die brutalen Narben in Kunst verwandelt.
    Er war ein Genie darin, Hoffnungslosigkeit einzufangen, jenes Aufflackern von Verzweiflung, das sich stets im Blick seiner Objekte zeigte, wenn er nur lange genug wartete. Er brauchte nur Geduld. Er beherrschte es meisterlich, das ganze Spektrum an Emotionen von Terror über Eifersucht bis zu Angst und Bösartigkeit einzufangen. Schließlich waren die Augen das Fenster der Seele. Und er war sicher, eines Tages auch die Seele auf Film bannen zu können. Nur Geduld.
    Seinerzeit hatten sowohl Newsweek wie Time die Geschichte des verrückten Wissenschaftlers recherchiert und gebracht. Aber die Fotos hatte er ihnen geliefert. Nachdem er seine Bilder für ein erkleckliches Sümmchen an sie losgeworden war, hatte er sich eine Belohnung gegönnt. Eine Woche auf einer Yacht mit einer Kellnerin, deren Namen er vergessen hatte. Allerdings erinnerte er sich an die niedliche Rosentätowierung auf ihrem festen kleinen Hintern. Er hatte sogar ein Foto davon an der Wand seiner Dunkelkammer - ein Foto der Tätowierung.
    Damals hatten ihn Sexspielchen berauscht und für einige Zeit befriedigt. Aber nichts kam dem Rausch dieser letzten Wochen gleich.
    Das Beste würde natürlich sein, das verschlagene Gesicht dieses beschissenen Reverend Everett zu sehen, wenn das FBI ihm einen Besuch abstattete. Sicher würden sogar Racine und ihre Bande von vertrottelten Cops die Verbindung bald herstellen. Sollten die FBI-Fritzen allerdings versuchen, Everetts geheiligtes Lager zu stürmen, fanden sie vermutlich kaum noch jemanden vor, den sie in Gewahrsam nehmen könnten. Sobald Everett glaubte, verhaftet zu werden, würden seine blinden kleinen Schäfchen Massenselbstmord begehen, wie bei der Belagerung der Hütte am Neponset.
    Er hatte von einem ATF-Agenten, der am Tatort war, von den Zyanidkapseln gehört. Noch ein paar Drinks mehr, und der Typ hätte vermutlich weitere Details ausgeplaudert. Das mit den Kapseln zu wissen hatte ihm jedoch genügt. Außerdem hatte er sie selbst gesehen, als er zwei Tage in Everetts Lager gewesen war, dieser Ansammlung von Betonbaracken, die mehr nach Gefängnis aussahen als nach Paradies.
    Außerdem hatte er entdeckt, dass Everett über genügend Sprengstoff und Munition verfügte, um ein schönes großes Loch in die Appalachen zu sprengen. Das Verrückte war, der Typ hortete das Zeug nicht für einen terroristischen Angriff. Nicht ein komplexer, ausgetüftelter Plan zur Machtübernahme war das Ziel, sondern einzig und allein Everetts Schutz. Er wollte seine verdammte Bastion verteidigen, falls jemand kam und ihm seine Herde wegnahm. Das Lager flöge in einem riesigen Feuerball in die Luft. Was für einen Mist die FBI-Fritzen dann aufräumen müssten. Und was für Erklärungen die erst mal abzugeben hätten. Dagegen sähe das Fiasko von Waco harmlos aus.
    Immer vorausgesetzt, das FBI kam überhaupt an das Lager heran und überwand alle von Everett aufgestellten Fallen. Der Arsch hatte den gesamten Wald in Vietcongmanier mit Überraschungen gespickt. Ben fragte sich unwillkürlich, ob das Militär Everett wegen seiner Neigung zum Basteln von Rohrbomben mit Nagelfüllung und Molotowcocktails hinausgeworfen hatte. Immerhin hatte der umsichtige Reverend im gesamten Gebiet abschreckend wirkende Warntafeln aufgestellt, die etwa lauteten: Überlebende werden angezeigt

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