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Maggie O'Dell 03 - Schwarze Seele

Maggie O'Dell 03 - Schwarze Seele

Titel: Maggie O'Dell 03 - Schwarze Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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oder Weitergehen nur auf eigene Gefahr.
    Wegen dieser Schilder hatte er sich seinerzeit entschlossen, sich als bemitleidenswerte verlorene Seele ins Lager einzuschleichen und nicht als aufmüpfiger Journalist durch die Wälder zu kommen.
    Wochen bevor er sich unter Vorspiegelung falscher Tatsachen eingeschlichen hatte, war er jedoch auf Erkundungstour gegangen. Dazu hatte er sich getarnt, wie es ihm der „Drei Hügel Stamm“ in Mozambique beigebracht hatte, und den gesamten Körper mit einer zusammengemixten Lehmpaste bedeckt, deren Rezeptur er zu seiner Verwunderung noch kannte. So getarnt, hatte er sie ausgespäht. Nicht mal Everetts Leibwächter, die aussahen wie ehemalige Catcher, hatten ihn durch das hohe Gras schleichen und zwischen den dunklen Bäumen verschwinden sehen. Bei diesen Besuchen hatte er vor allem gelernt, dass niemand heimlich ins Lager kam oder es heimlich verlassen konnte, ohne sich Kopf oder Gliedmaßen wegzusprengen.
    Ben sah auf seine Armbanduhr. Er hatte noch eine Menge Zeit. Nach allem, was er bei der Versammlung am Denkmal am Samstagabend aufgeschnappt hatte, würden Everetts Jungen erst in einigen Stunden so weit sein. Er würde den Zimmerservice anrufen. Vielleicht sogar den Whirlpool ausprobieren. Er würde es sich gut gehen lassen und ein bisschen belohnen, und danach machte er sich wieder an die Arbeit.

42. KAPITEL
    John F. Kennedy-Gebäude,
Boston, Massachusetts
    Gwen Patterson sah Agent Tully ihre Koffer aus dem Taxi wuchten, während der Fahrer daneben stand und ihn dirigierte. Das hatte der Mann schon gemacht, als sie am Flughafen in Boston in das Taxi stiegen. Mit erhobener knotiger rechter Hand hatte er sich dafür entschuldigt, dass er die Koffer nicht selbst trug. Tully schien das Tragen nichts auszumachen. Er bat nur um eine Quittung, während er in die Manteltasche griff und aus einem Packen Quittungen und Servietten mühsam einige Geldscheine herausschälte.
    Gwen wartete voller Ungeduld und wollte schon die Handtasche öffnen und das Taxi selbst bezahlen, damit es schneller ging. Schlimm genug, dass sie zwei Tage vergeudete und dem FBI und Kyle Cunningham ihre freiwilligen Dienste zur Verfügung stellte. Wie kam es, dass ihre Kollegen nach dem Schreiben von Büchern Interviews mit Matt Laurer und Katie Couric ergatterten? Sie schrieb ein Buch, und was bekam sie? Ein Interview mit einem halbwüchsigen Killer.
    Sie griff nach ihrem Ubernachtungskoffer, doch Tully schnappte ihn ihr weg.
    „Den trage ich“, beharrte er, stopfte ihn sich unter den Arm, schlang den Riemen ihrer Computertasche über die andere Schulter und nahm seine Reisetasche auf.
    Anstatt zu streiten ging sie ihm voran die Eingangsstufen hinauf. Auf dem letzten Stück ließ sie ihm den Vortritt, da er trotz Gepäck die schwere Tür öffnen wollte. Sie fragte sich, ob er das aus Gründen der Überkompensation tat, da Maggie vermutet hatte, sie könnten diese Reise nicht machen, ohne sich an die Kehlen zu gehen. Was immer der Grund war, seit sie an Bord der Maschine nach Boston waren, war Tully die Ritterlichkeit selbst.
    Maggie hatte ihr immer wieder versichert, Tully gehöre zu den Guten, er sei ein kluger, anständiger Agent, der das Richtige zu tun versuche. Dann fügte sie stets hinzu, er sei einfach nur ein bisschen grün, da er die meiste seiner kurzen Zeit beim FBI hinter einem Schreibtisch in Cleveland verbracht habe. Seine Instinkte und seine Motive seien jedoch echt. Trotzdem hatte der große, schlaksige Agent etwas an sich, das Gwen gegen den Strich ging. Die höfliche Art der Leute aus dem Mittleren Westen nervte sie. Vielleicht erschien ihr Tully auch nur als zu gut, um wahr zu sein. Zu ehrlich. Zu sehr Pfadfinder. Der Typ, der nie zu schnell fährt und nie einen über den Durst trinkt. Der Typ, der sich ein Bein ausrenkt, Frauen die Tür zu öffnen, aber nicht daran denkt, sein Geld in eine Brieftasche zu stecken oder sich die Schuhe zu polieren. Vielleicht konnte sie es deshalb nicht lassen, ihn zu triezen. Vielleicht wollte sie den ruhigen, höflichen, naiven Pfadfinder aus der Reserve locken und sehen, aus welchem Stoff er wirklich gemacht war. Hatten die vielen Dienstjahre als Psychologin sie zynisch gemacht?
    „Dr. Patterson?“
    Gwen und Tully blieben in der Eingangshalle stehen und sahen zu dem Mann empor, der sich über das Geländer der nächsten Etage beugte. Als er erkannte, dass sie es waren, kam er mit athletisch langen Schritten die Treppe herunter. Gwen wusste, ehe sie

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