Maggie O'Dell 03 - Schwarze Seele
vom verletzten Hals und von geschwollenen Handgelenken.
„War der Schildknorpel eingedrückt?“
Maggie fuhr mit dem Zeigefinger über den Bericht des Gerichtsmediziners bis zu dem betreffenden Punkt. „Ja. Und sehen Sie sich das Foto an. Da sind mehr Quetschungen als nur von einer Kordel. Der Typ benutzt die Hände, wenn er endgültig tötet.“
Ganza hielt eine gescannte Ganzkörperaufnahme hoch. „Sieht nach Livor Morris an der Rückseite aus. Sie saß vielleicht, als sie starb. Sie muss stundenlang gesessen haben, ehe er zurückkam und sie ins Wasser stieß. Aber warum ins Wasser? Unser Täter setzte seine Opfer doch mit Vorliebe in Pose.“
„Er hat sie vielleicht gar nicht ins Wasser gestoßen. Der Sheriff von Wake County erzählte mir, dass sie vor etwa zwei Wochen eine Überflutung in der Gegend hatten. Der See stieg über die Ufer.“
„Nun ja, sie ist ziemlich sauber gewaschen. Irgendwelche DNA-Proben? Unter den Nägeln vielleicht?“
„Nein, alles weggewaschen.“
„Ich habe die vorläufige DNA-Analyse vom Brier-Mädchen“, sagte Ganza, während er die Dokumente durchsah, die Maggie ausgelegt hatte.
„Und?“
„Fremde DNA unter den Fingernägeln, aber sie passt nicht zum Sperma.“ Ganza war genauso wenig überrascht wie Maggie. Ob es Senator Brier nun gefiel oder nicht, die Beweise deuteten auf einvernehmlichen Sex hin, wahrscheinlich früher am Abend. „Wir haben auch fremde Fingerabdrücke auf der Handtasche des Mädchens gefunden und prüfen sie über AFIS“, fügte Ganza hinzu. „Aber so wie ihr Mädels eure Sachen tauscht, führt uns das vielleicht nicht weit.“
„Das zeigt mal wieder, wie wenig Sie von uns Mädels wissen, Ganza. Ich habe meine Sachen nie mit jemandem getauscht, schon gar nicht etwas so Persönliches wie die Handtasche.“
„Okay, das gilt für Sie.“ Sie spürte ihre Wangen leicht warm werden, weil er ihre Haltung in diesen Dingen offenbar richtig eingeschätzt hatte. So ungern sie es zugab, sie war wohl weder ein typischer Teenager gewesen, noch war sie eine typische Frau. Und es war schon etwas peinlich, dass dieser verwitterte, forensische Zausel mehr über Frauen und ihre Accessoires wusste als sie.
„Noch etwas.“ Er ging zum Metallschrank in der Ecke und kam mit einem Beweisbeutel zurück. Darin entdeckte sie den Objektträger mit dem Stückchen transparentem Klebestreifen. Es war die Probe, die sie und Stan von den Rückständen in Ginny Briers Halswunde genommen hatten. „Halten Sie das einen Moment“, sagte er, ging zur Tür und griff nach dem Lichtschalter. „Und bedenken Sie, dass die Kordel, der Draht oder das Seil, das unser Täter benutzt hat, mit diesem Zeug bedeckt war.“
Er schaltete das Licht aus, und die glitzernde Substanz auf dem Objektträger begann in der Dunkelheit zu leuchten.
„Was ist das denn?“
„Wenn wir herausfinden, woher das Zeug stammt, verrät es uns vielleicht einiges über den Täter.“ Er schaltete das Licht wieder ein.
„Vielleicht braucht man so etwas für eine Zaubervorführung oder eine Theaterproduktion? Vielleicht erfahren wir das in einem Laden für Neuheiten oder Requisiten?“
„Könnte sein. Aber ich frage mich, benutzt er es als schickes Requisit oder weil er es ständig zur Hand hat?“
„Ich tippe auf schickes Requisit.“ Maggie hielt den Objektträger wieder hoch. „Unser Typ giert nach Aufmerksamkeit. Er macht gern eine Schau aus allem.“
Als sie zu Ganza sah, suchte der wieder etwas in den Unterlagen. Er deutete auf die Fax-Kopie des zerknüllten Papierstücks aus der Kehle der Wasserleiche. „Kein Ausweis, keine Zyanidkapsel, keine Münze. Was kann das sein?“
Trotz der Knicke und Falten sah es nach einer Art Terminplan aus, nach einer Liste von Daten und Städten. Maggie holte ein Blatt Papier aus ihrer Jackentasche.
„Erkennen Sie das?“ fragte sie und entfaltete die Broschüre der Kirche der geistigen Freiheit, die Tully nach Reverend Everetts samstäglicher Versammlung gefunden hatte. Auf der Innenseite waren die Daten und Städte für die herbstlichen Versammlungen der Organisation aufgeführt. „Schauen Sie mal auf den 1. November. In der Woche war die Versammlung im staatlichen Erholungsgebiet von Falls Lake, Raleigh, in North Carolina geplant. Sagen Sie mir nicht, das ist ein Zufall, denn Sie wissen ...“
„Ja, ja, ich weiß, Sie glauben nicht an Zufälle. Also, wie passt die Obdachlose in all das hinein? Es war keine Gebetsversammlung in der Nähe. Und wenn
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