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Maggie O'Dell 03 - Schwarze Seele

Maggie O'Dell 03 - Schwarze Seele

Titel: Maggie O'Dell 03 - Schwarze Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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kann?“
    Sie wartete und trommelte ungeduldig mit dem Bleistift auf den Notizblock. Der Junge schien wie gebannt von der Bewegung. Sie versuchte sich an die toxikologischen Berichte zu erinnern. War Drogenmissbrauch festgestellt worden? Eric erinnerte sie an einen voll gedröhnten Koksschnupfer. Wenn er sie ansehen würde, könnte sie es an den geweiteten Pupillen erkennen. Wich er deshalb ihrem Blick aus?
    „Du musst das nicht allein durchstehen, Eric. Du kannst mit mir reden.“ Sie hielt die Stimme tief und weich und achtete darauf, nicht so zu klingen, als spräche sie mit einem Kleinkind. Sie wollte ihn nicht beleidigen. Falls er Angst hatte, musste sie ihn überzeugen, dass er ihr vertrauen konnte. Im Augenblick schien da jedoch keine große Chance zu bestehen.
    Sie bemerkte Schweißperlen auf seiner Stirn und Oberlippe. Nach einem kurzen Blick in seine Augen fragte sie sich, ob er gedanklich überhaupt hier bei ihr im Raum war. Von unterhalb des Tisches kam ein ärgerliches Klicken. Allmählich dämmerte ihr, dass dies eine vergeudete Reise war. Sie dachte wehmütig an all die einträglichen Sitzungen, die sie wegen dieser Sache abgesagt und verlegt hatte.
    Dann ließ sie versehentlich den Bleistift fallen.
    Sein Stuhl quietschte, als Eric zu Boden hechtete. Die Fußfessel klapperte, und der Körper flog so rasch dahin, dass Gwen lediglich einen Streifen vom orangeroten Overall sah. Dem eigenen Impuls folgend, bückte sie sich ebenfalls nach dem Bleistift, dass ihr Stuhl vornüber kippte. Sie krabbelte auf Händen und Knien und versuchte wieder auf die Beine zu kommen.
    Doch gerade als sie Laufschritte und sich öffnende Schlösser hörte, wurde ihr Kopf nach hinten gerissen.
    Eric lag ausgestreckt auf dem Boden, doch es war ihm gelungen, eine Hand voll ihrer Haare zu fassen, ehe sie sie wegziehen konnte. Er riss heftig daran und brachte sie aus dem Gleichgewicht. Er riss erneut, und sie fiel gegen seine Brust. Alles, was sie sehen konnte, waren drei Paar Schuhe, die schlitternd zum Stehen kamen. Da spürte sie den Bleistift an ihrer Kehle mit der Spitze in ihre Halsschlagader gepresst, dass sie Fleisch und Ader zu durchdringen drohte. Und trotz der Angst, die Gwen erfasste, war ihr erster Gedanke, wie dumm sie gewesen war, heute Morgen den Bleistift anzuspitzen.

46. KAPITEL
    Tully zielte mit seiner Glock auf den Kopf des Jungen. Bei diesem Winkel würde es ein sauberer Schuss werden. Er konnte das schaffen, aber würden die zuckenden Muskeln des Mistkerls den Bleistift nicht doch in Dr. Pattersons Hals bohren?
    „Eric, nun komm aber“, versuchte Nick dem Jungen Vernunft einzureden. Am irren Ausdruck in Pratts Augen erkannte Tully, dass man ihm nichts ausreden konnte. Doch Nick Morrelli fuhr fort: „Du willst das nicht wirklich, Eric. Du hast schon genug Probleme. Wir können dir helfen, aber nicht...“
    „Hören Sie auf! Halten Sie verdammt nochmal die Klappe!“ schrie der Junge, riss Dr. Pattersons Kopf zurück und legte ihre Kehle noch weiter frei. Seine gefesselten Hände erlaubten ihm nur, mit einer Hand die Haare und in der anderen den Bleistift zu halten, dessen scharfe Spitze ihr in die Haut drückte. Bisher konnte Tully kein Blut entdecken. Doch ein kräftiger Stoß, und es würde nur so sprudeln. Allmächtiger!
    Tully versuchte die Position von Dr. Patterson zu klären, ohne den Blick von Pratt zu nehmen. Ein Bein lag verdreht unter ihrem Körper. Eine Hand war instinktiv nach oben gefahren, um den Arm ihres Angreifers zu packen, und die Finger hielten einen Ärmel des orangeroten Overalls fest. Pratt bemerkte das entweder nicht, oder es war ihm gleichgültig. Das war gut.
    So hatte sie etwas Kontrolle, obwohl sie den Arm packte, der ihr Haar hielt, nicht den mit dem Bleistift. Tully sah ihr ins Gesicht. Sie wirkte ruhig und gelassen. Doch dann begegneten sich ihre Blicke, und er sah ihre Angst. Angst war gut, Panik nicht.
    „Was sollen wir tun, Eric?“ versuchte Morrelli es erneut.
    Es war offensichtlich, dass er dem Jungen mächtig auf die Nerven ging, aber wenigstens lenkte er ihn ab. Tully war beeindruckt von seiner Haltung. Beide Hände ruhig an den Seiten, obwohl er von zwei Männern mit gezückten Waffen flankiert wurde. Er redete auf den Jungen ein wie auf einen Selbstmörder auf einem Sims.
    „Sprich mit uns, Eric. Sag uns einfach, was du brauchst.“
    „Eric“, sagte Dr. Patterson ruhig, „du weißt, dass du mir gar nicht wehtun willst.“ Sie sprach langsam, und es war eine

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