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Maggie O'Dell 03 - Schwarze Seele

Maggie O'Dell 03 - Schwarze Seele

Titel: Maggie O'Dell 03 - Schwarze Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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auf. „Und Sie sind also Maggie“, sagte sie mit leichtem Nicken, nahm einen Bissen und blickte auf eine Rangelei, die zwischen einigen Teenagern ausgebrochen war.
    „Wie soll ich Sie nennen?“ fragte Maggie, da man ihr nur die Initialen der Frau genannt hatte.
    „Nennen Sie mich ...“ Sie zögerte, trank einen Schluck Wasser und sah auf die Flasche. „Nennen Sie mich Eve.“
    Maggie erhaschte einen Blick auf das Etikett der Flasche: Evian. Das war lächerlich. Aber Namen bedeuteten ihr nichts, solange man ihre Fragen beantwortete.
    „Okay, Eve.“ Sie sah sich um. Niemand in Hörweite, außerdem zog die Rangelei Aufmerksamkeit auf sich. „Was können Sie mir über Everett und seine so genannte Kirche erzählen?“
    „Nun ja.“ Sie kaute einige Chips und bot Maggie die Tüte an. Die bediente sich. „Die Kirche ist ein Vorwand, um Spenden zu bekommen und Geld und Waffen zu horten. Allerdings will Everett weder die Regierung stürzen noch die Herrschaft übernehmen. Er predigt das Wort Gottes zum eigenen Vorteil.“
    „Also, wenn er die Regierung weder übernehmen noch terrorisieren will, was will er dann?“
    „Macht natürlich. Er will Macht über seine eigene kleine Welt ausüben.“
    „Demnach ist er nicht mal gläubig?“
    „Gläubig ist er schon.“ Sie legte das Sandwich beiseite, holte eine zweite Flasche Evian Wasser aus dem Rucksack und reichte sie Maggie. „Er glaubt, er ist Gott.“ Sie nahm zögernd die eigene Wasserflasche auf und hielt sie mit beiden Händen, als brauche sie etwas zum Festhalten.
    „Er findet seine Anhänger unter den Schwachen und Suchenden, die nicht wissen, wer sie sind oder wohin sie gehören. Er sagt ihnen, was sie essen und anziehen müssen, mit wem sie reden dürfen und mit wem nicht und was sie glauben sollen. Er schärft ihnen ein, dass niemand außerhalb der Kirche Verständnis für sie hat oder sie liebt. Wer nicht für uns ist, ist gegen uns und will uns vernichten, lautet sein Motto. Er predigt, dass man Familie und Freunden und allen weltlichen Gütern entsagen muss, um wahren Frieden zu finden und sich seiner Liebe würdig zu erweisen. Zu dem Zeitpunkt hat er die Leute dann bereits ihrer Individualität beraubt, sodass sie ohne ihn und seine Kirche absolut nichts mehr sind.“
    Maggie hörte ruhig zu. Das war ihr alles nicht neu. Es folgte demselben Muster wie bei alle anderen Sekten, von denen sie gelesen hatte, und bestätigte sie nur in ihrer Überzeugung, dass Everetts Kirche eine Schwindelorganisation war - eine Nebelwand, hinter der er seine Machtspielchen verbarg. Doch etwas verstand sie nicht, und ihrer Frage war eine gewisse Ungeduld anzuhören. „Warum in aller Welt macht jemand da mit?“
    „Am Anfang“, begann Eve ruhig und ließ sich Zeit, fühlte sich aber weder beleidigt noch eingeschüchtert durch die Frage, „willst du glauben, dass du endlich den Ort gefunden hast, an den du gehörst. An dem du Teil von etwas Größerem bist. Auf unterschiedliche Weise sind wir alle verlorene Seelen, auf der Suche nach etwas, das unserem Leben fehlt. Identität, Selbstbewusstsein, wie immer Sie es nennen wollen, ist ein höchst zerbrechliches Gut. Wenn du keine Vorstellung davon hast, wer du eigentlich bist, ist es leicht und verlockend, dich deiner Umgebung anzugleichen. Wenn man sich einsam und verlassen fühlt, ist man zu fast allem bereit, um irgendwo dazuzugehören. Manchmal gibt man dafür seine Seele auf.“
    Maggie wurde nervös. Die betont ruhige Art der Frau machte sie argwöhnisch. Das wirkte, wie zu gut geprobt. War dieses Treffen eine Scharade, vielleicht sogar von Everett selbst inszeniert, um sie zu überzeugen, seine Organisation, so verrückt sie sein mochte, sei ungefährlich? Immerhin suchte sie einen Mörder, doch nach Aussage dieser Frau bestand Everetts einziges Vergehen darin, Seelen zu fangen.
    „Das klingt gar nicht so übel“, sagte sie zu Eve, trank einen Schluck Wasser und beobachtete sie aus den Augenwinkeln. „Everett passt auf alle auf, gibt Nahrung und Kleidüng, nimmt alle Entscheidungen ab und gewährt freie Unterkunft. Und als Gegenleistung verlangt er, dass man seine Allmachtsfantasien stützt. Nein, klingt gar nicht so übel. Und ehrlich gesagt kann einem niemand die Seele stehlen, wenn man es nicht will, oder?“
    Sie wartete schweigend ab und bediente sich aus der Chipstüte, die zwischen ihnen auf der Bank stand. Schließlich sah die Frau sie an, schob sich die Sonnenbrille auf den Kopf hinauf und

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