Magic Girls 03 - Das Rätsel des Dornenbaums
»Wir sind ja schon da!« – »Hoppla!«
»Gregor!«, rief Daphne freudig, die gerade zur Tür hereingekommen war. Sie warf sich einem jungen Mann in die Arme. Als sie sich küssten, entstand ein heftiger Blitz, der die beiden auseinanderschleuderte. Daphne landete auf dem Sofa und berührte mit den Fingern entsetzt ihre Lippen.
»Was war das denn?« Sie runzelte die Stirn und blickte sich suchend um. »Oma Mona?!«
»Sorry.« Gregor stand lächelnd vom Fußboden auf. »Das liegt bestimmt an diesem verdammten Portal. Wir mussten einen Schleichweg nehmen. Vielleicht waren es einfach zu viele Leute auf einmal … Hallo, Kumpels, seid vorsichtig! Wir sind noch energetisch aufgeladen!«
Trotz seiner Warnung zischten weitere Blitze durch den Raum und es gab mehrere kleine Explosionen. Ein gerahmtes Foto fiel von der Wand und das Glas zerbrach. Sonst passierte zum Glück nichts. Dann waren die überschüssigen Energien endlich verpufft und Elena konnte die Gäste betrachten.
Sie kannte Gregor von früher, und er sah noch abenteuerlicher aus, als sie ihn in Erinnerung hatte. Er war ganz in Schwarz gekleidet und trug einen Umhang. Sein schwarzes Haar war schulterlang und glänzte, als sei es geölt. Die violetten Augen leuchteten eigentümlich. Man munkelte schon längere Zeit, dass Gregor Kontakt zu Vampiren hatte, und es gab sogar Gerüchte, die behaupteten, er sei selbst einer. Doch dann hätte seine Haut bleich sein müssen … Elena fand, dass Gregor eher wie ein Mensch aussah, der gerade aus einem dreiwöchigen Mallorca-Urlaub zurückgekommen war, braun gebrannt und erholt. Sein verwegener Dreitagebart passte auch nicht zum Erscheinungsbild eines üblicherweise gut aussehenden Vampirs.
»Bekommt man hier nichts zu trinken?«, rief jemand.
»Ja, ich dachte, hier steigt eine Party!«, ertönte eine andere Stimme.
Daphne kicherte nervös.
»Ja, die steigt auch … Ihr seid nur ein bisschen zu früh! – Hilfst du mir, Gregor?«
Rufus war in der Küchentür erschienen. Stumm und fasziniert starrte er auf die bizarren Gestalten, die das Wohnzimmer bevölkerten. Das Portal war inzwischen wieder verschwunden. Die Gäste betrachteten alles neugierig. Wahrscheinlich war es für die meisten der erste Ausflug in die Menschenwelt.
Ein Albino in einem weißen Seidenanzug beugte sich über den Zimmerspringbrunnen. Elena hatte noch nie eine so farblose Person gesehen. Sein Teint und die langen Haare schienen fast denselben Ton zu haben; nur die Augen schimmerten blassblau und waren rot gerändert. Er tauchte seine Hände ins Wasser, schöpfte etwas davon und trank.
»Das ist destilliertes Wasser! Nicht sehr gesund!«, warnte Elena.
»Wasser?« Der Albino lächelte. Er schnippte mit den Fingern. »Oh nein, das ist allerbester Wodka!«
Wodka?
Elena schwirrte auf einmal der Kopf von all den vielen Leuten, die sich im Wohnzimmer befanden. Sie trugen ausgefallene Kleider – Kreationen, die Mona sicher gefallen hätten. Eine junge, offenbar schwangere Hexe hatte eine regenbogenfarbige Latzhose an. Neben ihr stand ein Zauberer in hautengen violetten Lederhosen, der Oberkörper war nackt und mit schwarzen Runenzeichen tätowiert. Ein Zwerg mit feuerroten Rastazöpfen zog eine Flöte aus seinem grünrot gestreiften Anzug hervor und fing an, eine wilde Melodie zu spielen.
»Ja, Musik«, rief der Albino. »Wir brauchen Musik!« Er zeichnete etwas in die Luft, worauf ein unsichtbares Orchester zu spielen begann.
Elena hatte große Lust, sich die Ohren zuzuhalten, doch da packte der Albino sie am Arm und lächelte sie an.
»Du musst Elena sein. Daphne hat mir schon viel von dir erzählt. Ich bin übrigens Ludwig.«
Elena konnte sich nicht daran erinnern, dass Daphne den Namen Ludwig schon einmal erwähnt hatte, aber sie erzählte innerhalb der Familie sowieso wenig von ihren Bekanntschaften. Ludwig schien sich Elena als Gesprächspartnerin ausgesucht zu haben, denn er fing an, auf sie einzureden.
»Wie gefällt es dir in der Menschenwelt? Stört es dich nicht, dass die Menschen so primitiv sind? Hast du schon einen Freund? Meinst du nicht, dass Zauberer besser küssen als Menschen?«
Die Berührung war Elena unangenehm. Ludwigs Hand lag feucht und schlaff auf ihrem Arm. Sie machte sich los.
»Entschuldige mich … Ich muss mal nach Miranda sehen …« Sie flüchtete aus dem Wohnzimmer in die Eingangshalle, wo Miranda auf den Treppenstufen saß und Rufus gerade die Schuhe zuband.
»Hilfe!« Elena setzte sich erschöpft
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