Magic Girls 09 - Der dunkle Verräter
Geburtstag, da können wir diesmal ein richtig schönes Fest feiern. – Hallo, Zirkonia!« Sie strich der Kleinen über die blonden Locken. »Sind deine Eltern noch immer nicht aufgetaucht?«
Zirkonia schüttelte den Kopf. »Aber ich komme auch alleine klar.«
Darleen blickte Miranda und Elena gequält an. »Das ist wirklich eine schreckliche Geschichte. Niemand hat eine Erklärung dafür, warum Zirkonias Eltern die Kleine zurückgelassen haben.«
»Ja, ich finde es sehr traurig«, sagte Elena und ihre Freundinnen nickten.
»Jetzt kommt aber alle rein!«, rief Darleen. »Sicher seid ihr müde von der Reise! Meinen Kuchen müsst ihr unbedingt probieren, er ist ganz frisch.«
Wenig später saßen alle in der Küche um einen großen hölzernen Tisch, der schon bessere Zeiten gesehen hatte. An der Decke und an den Wänden hingen getrocknete Kräuterbüschel. Elena betrachtete das Kupfergeschirr über dem altmodischen Herd. Sie fand die Küche sehr gemütlich.
»Hier sieht es genauso aus, wie ich mir ein Hexenhaus immer vorgestellt habe«, sagte Nele.
»Oh, es ist ziemlich chaotisch«, meinte Darleen. »Aber ich schaffe es einfach nicht, richtig Ordnung zu halten, sosehr ich mich auch bemühe.«
»Dein Ordnungszauber funktioniert nicht, aber das willst du ja nicht einsehen, Oma«, sagte Hong-Loan. »Du denkst immer, weil du zaubern kannst, müsste alles klappen. Aber das tut es nicht. Du hast da eindeutig eine Zauberschwäche ...«
»Unsinn, so etwas gibt es doch gar nicht!« Darleen lächelte.
»Das gibt es sehr wohl, ich habe erst neulich etwas darüber gelesen.« Hong-Loan wandte sich an Elena. »Es gibt Hexen, die zwar zaubern können, aber auf bestimmten Gebieten einfach versagen. Das nennt man ein
partielles Magie-Defizit
. Dieses Phänomen ist sogar ziemlich verbreitet.«
»Davon habe ich noch nie etwas gehört«, behauptete Darleen und lächelte die Mädchen an. »Wer von euch möchte noch Kuchen?«
Jede nahm sich ein weiteres Stück. Zirkonia stopfte den Kuchen mit beiden Händen in sich hinein. Ihr Gesicht war mit Schokolade beschmiert, aber sie wirkte glücklich und zufrieden. Schließlich wurde Hong-Loan ungeduldig und schaute fragend in die Runde.
»Wollt ihr eure Zimmer sehen? Ihr müsst doch wissen, wo ihr schlafen sollt. Hoffentlich gefällt es euch bei uns.« Sie stand auf. »Wer kommt mit?«
»Jetzt lass doch deine Gäste erst in Ruhe ihren Kuchen aufessen«, mahnte Darleen.
»Ich bin fertig und möchte gern die Zimmer sehen«, verkündete Elena und blickte Hong-Loan vergnügt an. Hong-Loan grinste zurück.
Miranda, Nele und Jana schlossen sich den beiden an. Zirkonia blieb in der Küche bei Darleen.
»Ich kenne euer Haus ja schon und ich will auch nicht hier schlafen«, verkündete sie. »Krieg ich noch ein Stück Kuchen?«
Partielles Magie-Defizit
Es kommt gar nicht so selten vor, dass sehr gute Hexen oder Zauberer auf bestimmten Gebieten einfach versagen. Die einen haben eine Schwäche beim Umgang mit Tieren oder Pflanzen, die anderen scheitern, wenn sie versuchen zu heilen. Die Kontrolle der Elemente kann sich als Problem erweisen. Auch einfacher Haushaltszauber kann eine Hexe überfordern. Die Magie gerät außer Kontrolle, und das kann dazu führen, dass das Haus am Ende eher verwüstet ist als aufgeräumt. Besonders schlimm ist es, wenn die betreffende Hexe ihre Schwäche nicht wahrnimmt, sondern sich einbildet, ihr Zauber hätte funktioniert. Dann ist auch noch ein Blendzauber mit im Spiel, der sie quasi blind macht für das Chaos, das sie anrichtet.
Manche Hexen sind nicht in der Lage, mit einem Besen zu fliegen. Auch das schafft Probleme, vor allem, wenn der Abflug zwar noch funktioniert, aber nicht mehr die Landung.
Man kann versuchen, durch spezielle Kurse seine Magie-Schwäche in den Griff zu bekommen, aber oft hilft gar nichts, und es bleibt der betroffenen Hexe nichts anderes übrig, als sich damit abzufinden. Manchmal tun sich Freundinnen zusammen, um ihre gegenseitigen Schwächen auszugleichen.
»Aber natürlich!« Bevor Darleen ihr ein Kuchenstück auf den Teller schieben konnte, schwebte es von selbst durch die Luft und landete vor Zirkonia. Die Kleine kicherte laut.
Inzwischen stiegen die anderen Mädchen die Treppe hoch zum ersten Stock. Es war eine gewundene Holztreppe, jede Stufe knarrte. Das Treppenhaus war düster, und an den Wänden hingen seltsame Dinge wie bunte Masken, ausgestopfte Vögel und rostige Speere. Eine Kuhglocke war auch dabei. Es roch ein
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