Magic Girls 09 - Der dunkle Verräter
hatte keine Ahnung, aus welcher Richtung sie gekommen waren und wo sich ein Portal zur Hexenwelt befand. Sie musste einfach auf ihr Glück vertrauen. So eine Gelegenheit zur Flucht ergab sich garantiert nicht so schnell wieder.
Nach den ersten Schritten kam ihr eine Idee. Ihr Zauber hatte ohne Probleme in der Dämonenwelt funktioniert. Also konnte sie davon ausgehen, dass auch andere Zaubersprüche klappen würden.
Miranda bewegte die Hand. Einen Augenblick lang schien weißer Nebel sie zu umhüllen, dann wurde die Sicht wieder deutlicher. Sie hatte einen Tarnzauber angewandt. Jetzt konnte niemand sie sehen. Sie hoffte, dass das auch für Dämonen galt. In der Menschenwelt hatte Zacharias Malandersie jedenfalls nicht entdeckt, als sie mit Elena und Hong-Loan in seinen Keller eingedrungen war ...
Nun schlich Miranda leise den Pfad entlang, der in der Finsternis vor ihr lag. Links und rechts ragten schroffe Felswände empor. Manche waren mit seltsamen Symbolen bedeckt, die Miranda nicht kannte. Es musste sich um uralte magische Zeichen handeln.
Wenig später kam sie an einem erstarrten Wasserfall vorbei. Das Wasser sah aus wie gefrorene Milch und leuchtete von innen heraus. Miranda spürte Energie. Das war zweifelsohne ein
Kraftort
. Bestimmt versammelten sich hier die Dämonen zu besonderen Anlässen.
Kraftort
Natürlicher oder künstlich geschaffener Ort, an dem starke Energien zusammenkommen. Diese Energien können von der Erde, von Wasser oder von alten Bäumen stammen oder auch von Ereignissen, die sich einst an diesem Platz zugetragen haben.
Hexen und Zauberer haben von Geburt an »Antennen« für solche Kraftorte und suchen sie häufig auf, wenn sie das Gefühl haben, sich körperlich oder seelisch stärken zu müssen.
Man versammelt sich auch gern an solchen Kraftorten, um bestimmte Rituale durchzuführen. Das Ritual wird durch das Energiefeld des Kraftortes verstärkt und ist dadurch besonders wirksam.
Es gibt aber auch Kraftorte mit negativen Energien, beispielsweise Plätze, an denen Verbrechen geschehen sind oder böse Pläne geschmiedet wurden. Solche negativ besetzten Orte können eine gesunde Hexe krank machen und schwächen. Negative Plätze werden auch oft für schwarzmagische Rituale aufgesucht. Solche Plätze gelten manchmal als »verhext« und werden in der Regel von Tieren gemieden.
Ängstlich sah Miranda sich um, doch der Pfad war nach wie vor verlassen. Sie wunderte sich, dass Zacharias so lange wegblieb. Ob ihm etwas zugestoßen war? Nachdem Miranda dem Pfad etwa eine halbe Stunde lang gefolgt war, blieb sie stehen, um zu überlegen. Die Landschaft hatte sich kaum verändert, alles schien öde und leer. Sie musste unbedingt ein Portal finden. Aber wie? Woran sollte sie ein Portal erkennen? Sie hatte ja schon in der Menschen- und auch in der Hexenwelt Schwierigkeiten, Portale zu finden, denn diese waren in der Regel getarnt. Und mit Dämonenportalen kannte sich Miranda schon gar nicht aus. Sie musste an den schwarzen Flügel im Nachbarhaus denken. Der Flügel war kein normales Musikinstrument gewesen, sondern hatte sich als Tor in die Dämonenwelt entpuppt.
Miranda zermarterte sich das Gehirn. Wie fand man ein Portal? Das war bisher noch kein Teil ihrer Hexenausbildung gewesen. Normalerweise durfte man die Welten nicht einfach wechseln, sondern man benötigte dazu die Zustimmung der Zauberregierung. Natürlich gab es auch illegale Portale, aber die Benutzung dieser Tore war besonders gefährlich.
Miranda kam mit ihren Überlegungen nicht weiter. Sie kannte auch keinen Zauberspruch, durch den unsichtbare Portale sichtbar wurden. In ihrer Verzweiflung zog sie sich in eine Felsennische zurück. Sie drehte an dem Ring. Zacharias hatte ihr den Ring zum Glück nicht abgenommen.Wahrscheinlich ahnte er nicht, dass er eine besondere Bedeutung für sie hatte.
Miranda berührte den roten Stein und überlegte, ob sie es wagen sollte, mit Eusebius Kontakt aufzunehmen. Würden die Dämonen diese Gedankenenergie wahrnehmen können? Es war riskant.
Aber sie hatte solche Sehnsucht nach Eusebius! Ob er schon von ihrer Entführung erfahren hatte und sich Sorgen machte?
Als sie den Ring an ihre Lippen führen wollte, um den roten Stein zu küssen, zuckte sie zurück. Eine plötzliche Erkenntnis überkam sie. Sie hatte den Stein geküsst, und gleich darauf war in Hong-Loans Haus der falsche Eusebius erschienen ... Konnte es sein, dass der Ring verflucht war?
Einem Impuls folgend, zog Miranda den Ring
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