Magic Girls 09 - Der dunkle Verräter
dem kiesbestreuten Vorplatz des Gerichtsgebäudes. Zwei Raben flogen krächzend in die Höhe, als die drei auftauchten. Es nieselte leicht und sie suchten Schutz in einer Nische.
»Eusebius und Agneta sind noch nicht da«, stellte Leon mit einem Seufzer fest. »Hoffentlich müssen wir nicht lange auf die beiden warten.«
Doch da gab es schon eine leichte Windböe, und Eusebius und Agneta erschienen. Elena schnappte nach Luft, als sie Agneta Molaris erblickte. Die Agentin sah noch besser aus, als sie sie in Erinnerung hatte. Sie trug einen blutroten Umhang und wirkte so, als könnte sie durch nichts und niemanden erschüttert werden.
»Hallo!« Sie lächelte in die Runde. »Kommen wir zu spät?«
»Schon in Ordnung«, erwiderte Leon. »Wir sind auch gerade erst eingetroffen. – Ich nehme an, dass der Flügel der Malanders in den Keller gebracht worden ist.«
Agneta nickte. »Das bedeutet, wir müssen Schutzmauern durchqueren.«
»Genauso ist es«, bestätigte Leon. Zu Elena sagte er: »Das Gerichtsgebäude ist natürlich gegen Eindringlinge gesichert und besitzt einen starken magischen Schutz.«
»Den wir knacken müssen«, ergänzte Eusebius.
Mona lächelte. »Das ist für euch Profis ja sicher kein Problem«, meinte sie.
Agneta berührte die Wand. Sie war rau und hart. Elena bemerkte, wie die Agentin ihre Lippen bewegte und unhörbar einen Zauberspruch murmelte. Jetzt tauchte ihre Hand in das Mauerwerk ein, als bestünde es aus Kuchenteig. Agneta schob ihren Arm bis zum Ellbogen durch die Wand, dann machte sie einen Schritt vorwärts und verschwand. Das Mauerwerk schloss sich hinter ihr, so als hätte es sich nie geöffnet. Elena stieß vor Überraschung die Luft aus. Beeindruckend!
»So, der Nächste«, sagte Leon. »Elena?«
»Einfach durchgehen?«, wollte Elena wissen.
»Ja. Hab keine Angst. Es wird dir nichts passieren«, versicherte ihr Leon.
Elena hielt unwillkürlich die Luft an. Sie tippte mit dem Zeigefinger gegen die Wand. Der Finger sank ein. Sie spürte nichts dabei. Elena nahm all ihren Mut zusammen und machte einen großen Schritt. Dann stand sie auf der anderen Seite der Wand, wo Agneta schon auf sie wartete.
»Na, war’s schlimm?«, fragte die Agentin.
Elena schüttelte den Kopf.
»Überhaupt nicht.«
Wenig später befanden sich auch Eusebius, Leon und Mona im Inneren des Gebäudes. Auf leisen Sohlen schlichen sie den Gang entlang, bis sie eine Treppe fanden, die ins Untergeschoss führte. Leon eilte voran. Agneta bildete das Schlusslicht, um notfalls einen Unsichtbarkeitszauber über alle zu werfen, falls jemand auftauchte.
Doch es schien sich kaum jemand in diesem Teil des Gerichtsgebäudes aufzuhalten. Elena las verschiedene Schilder: »Lager«, »Archiv«, »Kontrollstation« und »Beobachtungsraum«. Leon beriet sich mit Eusebius. Hinter welcher Tür verbarg sich wohl der Flügel?
Ferngesteuertes Spielen
Ein Musikinstrument zu spielen, ohne es zu berühren, erfordert hohes magisches Können und große Konzentration. Man muss per Telekinese die Entfernung zu dem Instrument überbrücken und dann die richtigen Tasten beziehungsweise Saiten treffen. Ein gutes Vorstellungsvermögen ist dabei von Vorteil. Um eine brauchbare Melodie zu erzielen, sollte man das Musikinstrument tatsächlich spielen können. Wer nicht Klavier spielen kann, braucht nicht zu hoffen, dass er beim ferngesteuerten Spielen Konzertreife erlangt.
Es ist besonders schwierig, Blasinstrumenten Töne zu entlocken. Am einfachsten sind Trommeln oder Pauken.
Ferngesteuertes Spielen ist sehr störanfällig; eine winzige Abweichung genügt, und es klappt nicht.
Es gibt eigene Wettbewerbe für ferngesteuertes Spielen, bei denen die Hexen und Magier ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen können.
Mona lächelte nur. Dann streckte sie ihren Arm aus und machte mit den Fingern eine Bewegung, als würde sie eine Tonleiter spielen.
Am Ende des Ganges erklangen leise Töne.
»Na also«, sagte Mona zufrieden. »Der Flügel befindet sich hinter der letzten Tür.«
»Oh.« Agneta nickte ihr anerkennend zu. »
Ferngesteuertes Spielen
! Ein super Trick! Den müssen Sie mir unbedingt zeigen, Frau Bredov.«
»Lernt man das denn nicht bei der Agenten-Ausbildung?«, fragte Mona ein wenig spitz.
»Leider nein«, antwortete Agneta. »Wenn es nach mir ginge, könnte die Ausbildung ruhig etwas umfassender sein.«
Eusebius stand inzwischen vor der Tür und untersuchte das Schloss. »Dreifach magisch versiegelt«, stellte er
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