Magic Girls 09 - Der dunkle Verräter
fest. »Da ist es einfacher, durch die Wand zu gehen.«
Agneta lächelte ihn an. »Lass mich vorangehen«, sagte sie. Als sie ihre Hand in das Mauerwerk tauchen wollte, stieß sie auf Widerstand. Sie verzog kurz vor Schmerz das Gesicht.
»Geschützt«, sagte sie. »Aber das haben wir gleich.«
Doch sie brauchte drei Anläufe, bis es ihr gelang, durch die Wand zu schreiten. Elena sah in Monas Augen ein spöttisches Funkeln. Dann folgte die Großmutter Agneta. Elena ging hinterher, aber diesmal war es anders als beim ersten Mal. Das Mauerwerk verhielt sich störrisch, rempelte sie an und verpasste ihr ein paar blaue Flecken. Elena hörte, wie Stoff riss. Dann war sie durch und stand in einem düsterenRaum, in dessen Mitte sich ein Flügel befand. Er hatte den Malanders gehört.
Mona und Agneta sahen ebenfalls etwas ramponiert aus. Mona war bereits dabei, den Schaden an ihrer Kleidung mittels Magie zu reparieren.
Eusebius blutete an der Wange, nachdem er die Wand durchschritten hatte, und Leon hielt fluchend ein Stück seiner silbernen Borte hoch, die von seinem Umhang abgerissen war.
»Das hätten wir uns denken können, dass sie diesen Raum besonders schützen«, meinte Eusebius. »Der Flügel ist schließlich ein Dämonenportal. Das heißt, es könnten Dämonen aus der Dämonenwelt kommen – und im Nu wären sie überall im Gerichtsgebäude.«
»Ich habe keine Ahnung, ob die magischen Sperren bei Dämonen wirken«, sagte Leon. »Wir wissen einfach viel zu wenig über diese Geschöpfe. Jahrelang haben wir uns darauf verlassen, dass die Dämonen nicht in andere Welten eindringen. Das war ein Trugschluss, den wir hoffentlich nicht bitter bezahlen müssen.«
»Seit wann bist du so pessimistisch?« Agneta lächelte Leon an und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Wir schaffen es, Leon. Vergiss nicht – die Dämonen wissen auch kaum etwas über uns. Tricks und Bluffs sind also erlaubt.«
Mona war an den Flügel getreten und klappte den Deckel über der Klaviatur auf. Deutlich leuchtete ihr die Schrift entgegen:
Demon’s Way
.
»Wer geht zuerst?«, fragte sie.
»Ich«, meldete sich Eusebius. »Elena kann sich an meinen Umhang hängen. Wir müssen unbedingt zusammenbleiben. Es wäre fatal, wenn wir uns in der Dämonenwelt verlieren.«
»Ich bleibe hinter Elena, dann kommst du, Leon«, sagte Mona.
»Und ich mache das Schlusslicht«, kam es von Agneta.
Eusebius starrte auf den Flügel und breitete die Arme aus. Sein Gesicht wirkte sehr konzentriert. Kleine Flammen fingen an, auf dem Flügel zu tanzen. Sie strahlten jedoch keine Hitze aus. Als Elena ihren Finger dicht an eine Flamme hielt, spürte sie nichts. Es schien sich nur um optisches Feuer zu handeln, furchteinflößend …
Eusebius warf ihr einen Blick zu. »Bist du bereit?«
»Ja«, antwortete Elena. Sie hatte einen Kloß im Hals.
»Dann halte dich an meinem Umhang fest«, sagte Eusebius.
Elena griff nach dem Stoff. Eusebius spannte sich an. Dann machte er einen Kopfsprung vorwärts, so als sei der Flügel eine Wasserfläche. Elena wurde mitgerissen und hatte das Gefühl, in einen Tunnel einzutauchen. In einem Affentempo rutschte sie durch eine schwarze Röhre, und ihr einziger Gedanke war, Eusebius’ Umhang nicht loszulassen. Hinter sich hörte sie Monas Keuchen.
Elenas Hände krallten sich in den Stoff. Lange würde sie diese rasante Geschwindigkeit nicht aushalten. Ihr war schon ganz schlecht, und sie hatte den Eindruck, dass sich ihr Magen umdrehte. Würde sie sich jetzt gleich übergeben müssen? Ihr wurde heiß und kalt. Mühsam versuchte sie, ihre Übelkeit zu kontrollieren. Auf einmal hatte die rasende Fahrt ein Ende. Eusebius machte eine Bauchlandung auf dem Boden, und Elena fiel mit ihrem vollen Gewicht auf seinen Rücken, was dem jungen Hexer einen lauten Schmerzensschrei entlockte.
»Tut mir leid«, murmelte Elena benommen und rollte von ihm herunter. Neben ihr landete Mona, sie federte sich mitden Knien ab. Leon und Agneta folgten, während sich Eusebius und Elena aufrappelten.
Eusebius hatte ein paar Schrammen im Gesicht, er blutete jetzt auch noch an einer Augenbraue. Elena war unverletzt, aber ihr war noch immer schlecht. Sie klammerte sich an Eusebius und versuchte, ruhig zu atmen. Aber das war nicht einfach, weil es stark nach Schwefel und Moder stank.
Elena würgte. »Ich glaube, ich muss gleich ...«
Mona bemerkte Elenas bleiches Gesicht und legte ihr beruhigend die Hand auf die Schulter. Die Luft begann leicht zu
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