Magical Village 2 Sonne, Mond und Liebeszauber
schwüle Juliabend in rosa und lilafarbene Dämmerung überging, waren Ambers Füße allerdings noch unbelagert.
In Fiddlesticks war wieder einmal alles auf den Beinen. Amber saß mit Fern an einem der Klapptische vor dem Weasel and Bucket – heute Abend im Glitzerschein von Lichterketten mit Tausenden winzigen hellrosa Lämpchen -, besah sich die im Schatten auf und ab wogenden, inzwischen vertrauten Gesichter, lauschte dem Auf- und Abebben der weichen, südlichen Sprachmelodie, die für sie anfangs so fremd geklungen hatte, und fühlte sich wie zu Hause.
Komisch – ob es daran lag, dass sie St. Bedric gebeten hatte, ihr Leben in Ordnung zu bringen? Heute Abend, in dieser prickelnden magischen Vorfreude und der Partystimmung, wollte sie wirklich daran glauben, dass es so sein könnte. Aber die nüchterne Seite in ihr hatte nach wie vor Zweifel.
Um die zu überwinden, bräuchte es natürlich einen unumstößlichen Beweis dafür, dass der Sternenzauber tatsächlich wirkte.
Amber legte den Kopf schief und schaute nach oben zum dunkler werdenden Himmel. Wenn sie blinzelte, konnte sie gerade so die ersten Sterne erkennen. Winzige weiß leuchtende Stecknadelköpfchen vor tiefdunkelblauem Samt. Doch sosehr sie sich auch bemühte, Kassiopeia konnte sie noch immer nicht
ausmachen. Sie müsste Lewis bitten, sie ihr noch einmal zu zeigen, bevor sie mit ihren Wünschen begann.
»Heute Abend musst du dich bewähren«, sagte sie im Stillen zum Himmel. »Denn ehrlich gesagt glaube ich nach wie vor, dass das alles nur ein riesiger alter Hokuspokus ist.«
»Wie bitte? Hast du was gesagt?«, fragte Fern, die gerade in einem Päckchen Chips kramte, quer über den Tisch.
Amber schüttelte den Kopf. »Ich hoffe nicht! Ich war in Gedanken, das ist alles.«
»Nicht ungefährlich in deinem Alter, Süße!« Fern kicherte. »Und, wirst du dir trotz deines früheren Protestes heute Abend wünschen, dass Lewis sich wahnsinnig in dich verliebt?«
»Auf keinen Fall!« Amber zog eine Grimasse. »Ich hab’s dir doch schon erklärt – Lewis steht bei mir einfach nicht auf dem Programm. Nein, für heute Abend habe ich andere Pläne – und frag gar nicht erst. Geheim. Streng geheim. Ist das jetzt meine Runde?«
»Ja, aber ich werde gehen – und die Gelegenheit nutzen, dem schnuckeligen Timmy kurz einen verliebten Blick zuzuwerfen – und lach nicht!«
»Tu ich gar nicht. Bestimmt nicht. Nie würde ich! Aber da kommt er gerade heraus, um die Tische abzuräumen, und das heißt, wenn du hier sitzen bleibst, kannst du nach Herzenslust verliebte Blicke auf ihn werfen, während ich inzwischen die Getränke hole …«
Amber bahnte sich einen Weg in den Pub. Es war, als beträte man eine überfüllte Sauna voller Rosenduft.
Timmy hatte auch drinnen überall rosa glimmende Lichterketten angebracht, große herzförmige Ballons hopsten zwischen Stühlen und Wänden und sogar bei den Zapfhähnen umher. Mehrere Gebinde grell pinkfarbener Plastikrosen prangten an den unwahrscheinlichsten Plätzen, und auf allen Tischen standen weitere rosige Blumensträußchen.
Amber fand, es sah herrlich aus.
Und Zilla erst!
»Oh«, seufzte Amber gierig, »das Kleid ist ja traumhaft …«
»Gefällt es dir?«, fragte Zilla lächelnd hinter der Bar, während sie sich mit einer Hand vier Gläser griff und mit der anderen den Hahn des Pegasus Pale bediente. »Ist schon Jahre alt, aber ich dachte, für heute Abend passt es ganz gut.«
»Es ist wundervoll.«
Das mit winzigen rosa- und cremefarbenen Rosenzweigen besetzte Kleid war lang, ärmellos und tief ausgeschnitten, mit eng anliegendem Oberteil und zahlreichen zu Boden wallenden Lagen Chiffon. Dazu baumelten silberne Ohrringe mit rosa Steinen unter Zillas auf die Schultern herabwallenden Locken, sodass sie aussah wie das Inbild einer Zigeunerkönigin.
»Noch mal dasselbe für euch zwei?«, rief Zilla ihr zu.
Amber nickte und sagte laut, um den Lärm im Weasel and Bucket zu übertönen: »Und noch etwas für Lewis und Jem. Fern sagt, sie kommen auch bald. Ach – und Win bringen sie auch noch mit. Also je ein Glas von dem, was sie sonst immer trinken. Danke …«
»Platz da für die arbeitende Bevölkerung!«, rief Timmy lachend und pflügte mit Bergen leerer Gläser in beiden Händen durchs Gewühl. »Du siehst verdammt sexy aus, Amber. Nimm dich nur vor Billy Grinley in Acht.«
»Das habe ich vor«, antwortete Amber schmunzelnd, während sie Zilla das Geld reichte und das Tablett entgegennahm. »Und
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