Magical Village 2 Sonne, Mond und Liebeszauber
ihn um jeden Preis aufhalten wollen. Aber sie hatte es nicht gekonnt.
»Zil, du weißt, was ich für dich empfinde. Nein, unterbrich mich nicht … ich liebe dich, und das weißt du. Ich weiß, du liebst mich nicht, aber ich werde dich glücklich machen, das versprech ich dir. Du hast so hart gearbeitet, und deshalb habe ich einen kleinen Urlaub geplant …«
»Urlaub?«, hatte sie wiederholt. Vielleicht wollte er ihr nur vorschlagen, ein paar Tage freizunehmen. »Na ja, ich hätte ja ganz gern mal ein paar Tage für mich, aber …«
»Für uns , Zil. Nur für uns beide. Zusammen. Weg von hier. Fort von allen, die uns kennen, fort von diesem neugierigen Dorf, das seine Nase überall reinsteckt. Ein paar gemeinsame Tage in einem kleinen romantischen Refugium im Westen.«
Oh, Gott!
»Ich weiß, du stammst aus Cornwall, also …«
Oh, Gott!
Timmy hatte sie angelächelt. »Und ich dachte, du hast ein bisschen Sehnsucht nach Frenchman’s Creek, deshalb hab ich dieses Haus in Fowey angerufen und …«
Niemals! Nicht Cornwall! Nie und nimmer! Weder mit Timmy noch allein – NEIN!
»Wir können nicht wegfahren«, hatte Zilla erwidert, während sie spürte, wie Panik ihr die Kehle zuschnürte. »Nicht zusammen. Nicht nach Cornwall. Nicht beide gleichzeitig. Ich meine, wer kümmert sich um den Pub?«
»Die Brauerei wird uns Ersatzkräfte schicken. Es wäre doch nur für ein verlängertes Wochenende. Selbst wenn sie teuer sind, gehen wir davon schon nicht pleite. Siehst du? Es gibt nichts, was uns aufhält.«
Und ob! Cornwall war der letzte Ort auf der Welt, an den sie reisen wollte. Irgendwo anders wäre vielleicht gerade noch akzeptabel, mit Timmy als gutem platonischem Freund. Aber Cornwall mit Timmy als liebestrunkenem Faun? Ihre beiden schlimmsten Alpträume. Das durfte einfach nicht geschehen.
»Es ist schon alles gebucht, Zil«, fuhr Timmy fort und legte ein paar Flaschen Irn Bru und WKD Blue in den Kühlschrank. »Alles schon bezahlt. Im Handumdrehen. Im Internet gefunden, angerufen, mit Mastercard bezahlt. Wie Zauberei, oder?«
Timmy hatte seine Aufmerksamkeit auf eine Auswahl von Wodka-Mixgetränken gerichtet. »Ich dachte an Ende September. Vier Tage. Nach dem Erntemond. So bleibt dir noch jede Menge Zeit, deine Urlaubsgarderobe zu planen!«
Zilla schnappte sich die Pintkrüge und hievte sie ins Regal. Zumindest gab es eine kleine Rettungsleine. Es war erst Juli. So blieb ihr noch jede Menge Zeit, eine niet-und nagelfeste Ausrede zu erfinden, die Timmy nicht allzu sehr verletzen würde.
»Du musst dich übrigens nicht nur bei Kassiopeia bedanken, sondern auch bei Amber. Sie hat mir geholfen, das alles zuwege zu bringen.« Timmy füllte zwei Gläser mit rotem Hauswein und schob ihr eines rüber.
»Amber? Warum? Was hat sie damit zu tun?«
»Amber war großartig. Sie hat all diese Hotels im Internet gefunden. Du weißt ja, wie ungeschickt ich mich mit der modernen Technik anstelle. Ich hätte mich dumm und dusselig gesucht. Sie hat alle Daten von passenden Häusern notiert, und ich hab dann dort angerufen. Das Hotel in Fowey ist herrlich. Da hatte Kassiopeia vielleicht wirklich die Hände im Spiel, aber ohne Amber hätte ich es nie gefunden.«
Zilla war stumm geblieben. Sie hatte ihren Wein nicht angerührt und beschlossen, Amber zu töten.
Jetzt nippte sie an ihrem Tee. Ihre Augen waren trocken, weil sie nicht geschlafen hatte, ihre Gedanken kreisten um sich selbst. Nachdem Pike sein Frühstück beendet hatte, verscheuchte er die Katzen und machte es sich auf ihren Füßen bequem. Gwyneth und Big Ida diskutierten noch immer darüber, Leo schon jetzt um Regen zu bitten. Alles ganz normal. Fast so wie an jedem x-beliebigen Sommermorgen.
Doch dieser Morgen war anders. An diesem Morgen musste sie eine der schwierigsten Entscheidungen ihres Lebens treffen.
Sie starrte über den Dorfanger zum Weasel and Bucket hinüber, hübsch anzusehen wie eine Pralinenschachtel, eingehüllt in den feinen Dunst des frühen Sommermorgens. Die Fensterläden unter dem efeubewachsenen Dachgesims waren noch geschlossen. Hinter einem davon befand sich Timmys Schlafzimmer, und wenn sie Ja zu ihm sagte, könnte es auch ihres werden. Oder vielleicht würde Timmy lieber mit ihr hier in Chrysalis wohnen?
Guter Gott, nein! Das war undenkbar.
Chrysalis war ihr Kokon, ihr sicherer Hafen. Der Ort, an dem sie sie selbst sein konnte. Sie hatte ihr Heim voller Liebe erschaffen. Sie konnte es nur voller Liebe mit jemandem teilen.
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