Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Magical

Magical

Titel: Magical Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Flinn
Vom Netzwerk:
Körper. »Sie hat einen schlimmen Fehler begangen. Selbstmord ist eine Todsünde.«
    »Aber vielleicht war es gar kein Selbstmord«, überlegte Links. »Du hast gesehen, wie viele Schwierigkeiten sie mit dem Ofen hatte. Ich bin mir sicher, das war ein tragischer Unfall.«
    »Glaubst du?«
    Links nickte. »Ja. Armes Ding.«
    Rechts dachte nach, und ich hing flügellos zwischen ihnen. Schließlich sagte Rechts: »Ich glaube es auch.«
    Und damit war ich eine von ihnen, eine Tochter der Lüfte mit Flügeln aus weißen Federn und einem Kleid, das sehr viel schöner war als das traurige Nachthemd, das ich auf der Erde zurückgelassen hatte. Gemeinsam flogen wir aus dem Fenster und hinaus in die dunkle, von Sternen getupfte Stadt, über den Ozean und dann hinauf, hinauf in den Himmel.
    KENDRA SPRICHT
(mit großem Bedauern)
    Wie ihr seht, hätte es schlimmer nicht enden können, nicht wahr? Wenn sie die Geschichte erzählen, dann verändern sie sie manchmal, sodass die Meerjungfrau am Ende ihren Mann bekommt und sie gemeinsam die böse Meerhexe besiegen, aber so ist es nicht passiert. Das hier ist passiert. Das Gute daran ist, dass niemand weiß, dass ich darin verwickelt war. Na ja, abgesehen von den Meereswesen. Trotzdem – ihr könnt mir bestimmt nicht verübeln, dass ich mich nicht in das Leben der Menschen einmischen will, oder?
    Emma ist vielleicht unglücklich, aber sie ist unglücklich und am Leben. Sie wird bestimmt noch die Gelegenheit bekommen, glücklich zu sein. Wenn man erst mal auf dem College ist, wird alles leichter. Und danach? Nun, ist euch schon mal aufgefallen, dass viele Leute, die auf der Highschool eher zu den Losern gehörten, am Ende eine total süße Familie haben und eine hervorragende Karriere hinlegen? Ich kannte sogar ein paar Filmstars, die behaupten, dass sie nie zur coolen Clique gehört hätten. Das liegt daran, dass die Highschool hart ist.
    Deshalb glaube ich, dass Emma das allein durchstehen sollte.
    Na ja, vielleicht mit ein klein wenig Hilfe.



E inmal lasen wir in der Schule ein Volksmärchen von den Philippinen. Es handelte von den beiden Schwestern Mangita und Larina. Anders als in Aschenputtel waren beide Mädchen hübsch, aber nur eine davon war »so gut, wie sie schön war«. Die Gute, Mangita (eine Brünette), hilft einer alten Frau und wird krank. Die alte Frau kommt zurück und sagt zu Larina, dass sie Mangita jede Stunde ein Samenkorn geben muss, damit sie wieder gesund wird. Larina macht das nicht, denn sie will, dass ihre Schwester stirbt. Zum Glück kommt die alte Frau rechtzeitig wieder. Sie heilt Mangita und sorgt dafür, dass Larina den Rest ihres Lebens damit verbringen muss, sich Samenkörner aus dem Haar zu kämmen. Jedes Mal, wenn sie ein Samenkorn herausgekämmt hat, erscheint ein neues.
    Mir gefiel die Geschichte. Gutes wurde belohnt, Böses wurde bestraft. Im richtigen Leben funktionierte das nicht so.
    Deshalb musste ich das mit Lisette und Warner mit ansehen. Natürlich hatte ich mich geirrt. Es hielt nichtbloß eine Woche. Hätte sie ihn nach einer Woche abserviert, hätte sie mir ja gegeben, was ich wollte. Das konnte Lisette nicht tun. Ich wollte ihn zurück, deshalb würde sie für immer an ihm festhalten. Wahrscheinlich würde sie ihn heiraten und fünf Kinder mit ihm bekommen, nur um mich zu ärgern.
    Und ich vermisste meinen Vater.
    Manche werden jetzt sagen, ich hätte ihn nicht zurückwollen sollen. Sie werden sagen, er habe mich nicht verdient. Da irren sie sich. Warner war Lisettes Zauber verfallen, weil er anständig und freundlich war, genau wie mein Vater. Er wollte glauben, dass sie nicht log. So lieb war er. Die Wahrheit über Lisette ging ihm nicht in den Kopf, weil ihm das einfach zu fremd war.
    Deshalb sah ich ihn jetzt mit Lisette auf dem Flur. Sie hielten sich an den Händen. Ich sah sie in der Cafeteria. Sie fütterte ihn mit Trauben. Ich sah sie in der Bibliothek. Sie tat so, als würde sie sich für die Bücher interessieren, die er las. Sie fuhr in seinem Civic, als wäre es der Mercedes eines ihrer Verflossenen. Sie berührte ihn dauernd, hielt ihn, tat so, als würde sie ihn lieben. Ich wusste, dass das nicht der Fall war, und zwar aus dem naheliegendsten Grund: Lisette liebte niemanden außer Lisette. Eigentlich tat mir Warner leid, weil er es früher oder später herausfinden würde. Wahrscheinlich leider später.
    Mir fiel wieder ein, dass Kendra gesagt hatte, wir würden das wieder hinkriegen, wenn Lisette mir Warner nähme.

Weitere Kostenlose Bücher