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Magical

Magical

Titel: Magical Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Flinn
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Trotzdem beschloss ich, es gut sein zu lassen. Ich wusste, dass ich ihre Ansichten nie würde ändern können. »Ich habe Hausaufgaben.«
    »Wenn du willst, besorge ich dir so eine brasilianische Keratinbehandlung«, sagte sie.
    »Ja, Mom, das ist genau das, was ich jetzt will.« Ich ging hinaus.
    Erst kurz vor dem Abendessen fiel mir wieder ein, dassich in meinem Schmuckkästchen nach den Ohrringen schauen wollte. Natürlich waren sie da. Ich zog sie an, weil ich vorhatte, Daddy den Zufall zu zeigen, dass wir beide sie hatten. Doch als Lisette zum Abendessen kam, trug sie sie nicht mehr.
    Montags bis donnerstags hatten Dad und ich ein Ritual. Ganz egal, wie viel Hausaufgaben ich hatte – um halb acht schauten wir uns die Quizsendung Jeopardy! an, bei der man auf eine Antwort die richtige Frage finden muss Doch als ich mich an diesem Abend hinsetzen wollte, saß Lisette schon auf der einen Seite von Daddy, auf seiner anderen stand der Beistelltisch.
    »Oh.« Ich blieb stehen.
    »Es ist Platz für alle da.« Daddy zeigte auf das Zweiersofa. Wenigstens war ich mir einigermaßen sicher, dass ich bei dem Quiz schlauer wäre als Lisette. Normalerweise wusste ich Sachen, auf die nicht einmal Daddy kam. Ich setzte mich aufrecht hin, bereit zum Angeben.
    In der ersten Frage ging es um Vögel. »Das ist die größte noch lebende Vogelart.«
    Das wusste ich.
    »Was ist ein Strauß?«, rief Lisette, noch bevor ich die Gelegenheit dazu bekam.
    »Es ist der einzige Vogel, der rückwärts fliegen kann.«
    »Kolibri!«, schrie Lisette, bevor ich etwas sagen konnte. Ich widerstand dem Bedürfnis, mich darüber zu beschweren, dass sie es nicht als Frage formuliert hatte. Lisette wusste auch, dass die Gattung Corvus Raben und Krähen bezeichnet und welcher Vogel einen umgekehrten Seihschnabel hat (der Flamingo). Auch in den anderen Kategorien war ich untypischerweise ahnungslos. Als die Werbepause begann, saß ich da und hatte nicht ein einziges Mal den Mund aufgemacht. Daddy sagte: »Du weißt ja eine ganze Menge über Vögel.«
    Lisette legte den Kopf schief. »Oh, na ja, Mom hat sich sehr für Ornithologie interessiert.«
    »Stimmt«, sagte Daddy, als würde er sich gerade wieder daran erinnern. »Als du noch klein warst, sind wir oft Vögel beobachten gegangen.«
    Lisette nickte. »Ich weiß. Mom hat mich oft mit in diesen Park genommen, wo sie einen immer als Vogelscheuche verkleidet haben und die Vögel direkt auf einem gelandet sind.«
    »Daran erinnerst du dich?«, sagte Dad. Im Hintergrund lief diese blöde Autoversicherungswerbung, in der ein animiertes Schwein vorkam. Lisette starrte Daddy an.
    »Ja«, sagte sie. »Warst du auch mal dort?«
    »Ich war derjenige, der zum ersten Mal mit dir dorthin gegangen ist. Du warst noch so klein. Das war kurz bevor …« Er verstummte. »Das war eine schöne Zeit.«
    »Oh, mein Gott.« Lisette schüttelte den Kopf, als könnte sie sich dadurch besser erinnern. »Ich kann gar nicht glauben, dass du da warst. Aber jetzt erinnere ich mich wieder daran. Ich kann dich vor mir sehen. Du hattest ein blaues Polohemd an, auf dem ein Vogel abgebildet war. Stimmt’s? Hattest du so ein Hemd?«
    Ich wusste, dass er so eins hatte. Es war sein College-Shirt. Ich fragte mich, ob er es auf einem der Fotos getragen hatte, auf denen sein Gesicht herausgeschnitten worden war. Im Fernsehen war inzwischen eine Werbung mit einem Bären zu sehen, der Toilettenpapier benutzte.
    »Mit dem Jayhawk, dem Maskottchen der University of Kansas«, sagte Dad. »Wie kannst du dich daran erinnern?«
    »Ich wusste nicht, dass ich mich daran erinnern würde. Ich dachte, ich hätte alles vergessen.«
    »Oh, seht mal«, sagte ich. »Es geht weiter.«
    Zum Glück hörten sie auf, über ihre wundervolle gemeinsame Vergangenheit zu sprechen. Im Fernsehen stellte der Moderator die nächste Frage, die Tausend-Dollar-Frage in der Kategorie Vögel.
    »Ein Vogel, der die Eier in anderen Nestern kaputt macht und sie durch seine eigenen ersetzt.«
    »Was ist ein Kuckuck?«, sagten Lisette und Daddy gleichzeitig.
    »Wisst ihr was, ich habe eine ganze Menge Hausaufgaben«, entschuldigte ich mich. Keiner von beiden protestierte, auch wenn ich sonst immer Jeopardy! mit Daddy anschaute, komme, was wolle. Das gefiel mir nicht. Aber mir gefiel auch nicht, was ich fühlte. Ich wusste, ich sollte Lisette nicht als Konkurrenz betrachten. Das wirkte so kleinlich, wie etwas, was Mutter tun würde, und Lisette war so nett gewesen. Und doch musste

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