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Magical

Magical

Titel: Magical Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Flinn
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ich dauernd daran denken, dass Mutter vielleicht recht hatte. Lisette war die leibliche Tochter meines Vaters, und ich nicht. Was, wenn er sie mehr liebte als mich und ich die einzige Person verlor, die mich so mochte, wie ich war?
    ˜ ˜ ˜
    Die ganze Woche lang ging ich mit Lisette zur Schule, aß mit Lisette zu Mittag, ging mit Lisette wieder nach Hause. Lisettes Schwester zu sein, war, als würde man im Rampenlicht stehen, im Zentrum der Aufmerksamkeit. Das war etwas, was ich nie gewollt hatte, aber jetzt, wo es so war, fand ich etwas über Rampenlichter heraus: Sie sind echt warm. Jahrelang hatte ich mir eingeredet, ich sei eine Einzelgängerin, glücklich, mit Betty und ihren Schwestern und Harry und Hermine als Freunden in der Bibliothek herumzuhängen. Ich hatte mir etwas vorgelogen. Mit Lisette war ich plötzlich Teil der realen Welt. Zum Beispiel an dem Tag, als die Schule zur Mittagszeit The Electric Slide über die Beschallungsanlage aufdrehte und alle aufsprangen und herumtanzten. Normalerweise hätte ich meine Nase in den neuesten Weltuntergangsroman gesteckt und über die Schlechtigkeit der Menschen überall auf der Welt reflektiert. Aber an dem Tag hatte ich vergessen, überhaupt ein Buch mit in die Schule zu nehmen. Zum. Allerersten. Mal.
    Als alle anfingen zu tanzen, zog mich Lisette am Arm. »Los, komm!«
    Ich versuchte abzuwinken. »Ich kann nicht tanzen.«
    »Das ist The Electric Slide. Kleine Kinder können das. Es ist so blöd, dass es schon wieder cool ist.«
    »Echt, ich kann das nicht. Kleine Kinder lachen mich aus, wenn ich tanze.«
    Courtney und Midori zogen Lisette am Arm und ich nahm an, dass sie mit ihnen gehen würde. Stattdessen sagte sie: »Weißt du, Emma, manchmal musst du einfach ein wenig aus dir herausgehen.«
    Und damit packte sie mich am Arm und wirbelte mich hinein in die Meute aus Teenagern, die sich herumschoben, verrenkten und groovten. Lisette hielt weiterhin meine Hand und flüsterte mir die Schritte ins Ohr.
    Schließlich ergab sich alles wie von selbst und ich hatte es kapiert. Ich!
    Da bewegte sich Lisette von mir weg und ich tanzte plötzlich neben einem Jungen. Und das war nicht irgendein Junge – es war Warner Glassman!
    Ich ging nach links, wie alle anderen.
    Warner ging nach rechts und stieß mit mir zusammen.
    »Tut mir leid!«, sagte ich.
    »Meine Brille! Ich habe meine Brille verloren!«
    Gerade als er das sagte, spürte ich etwas unter meinem Fuß. Oh, nein!
    Ich kauerte am Boden, umgeben von scharrenden Füßen, und gab Acht, dass mich niemand trat. Warner war bei mir. Ich streckte die Hand aus, griff nach der Brille und betete, dass ich sie nicht kaputt gemacht hatte. Ich gab sie ihm.
    »Es tut mir so leid«, sagte ich.
    Er nahm sie und schob sie sich auf die Nase, die lang war, länger, als sie sein sollte, aber trotzdem süß.
    »Sie ist heil.« Er schaute mich durch seine Brille an. »Ich kann einfach nicht glauben, dass ich wieder versucht habe zu tanzen. Ich bin so ein Loser. Letztes Jahr habe ich mich ins Zeug gelegt, für meine Bar-Mizwa tanzen zu lernen, und konnte es dann trotzdem nicht.«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Weißt du, ich konnte es auch nicht, aber eine Freundin von mir hat gesagt: ›Manchmal musst du einfach ein wenig aus dir herausgehen.‹« Ich nahm ihn bei der Hand, so wie Lisette es bei mir gemacht hatte. »Ich helfe dir.«
    Dann tanzten wir mit den anderen und Warner ließ sich tatsächlich von mir führen.
    Zu früh war die Musik zu Ende und es war Zeit, wieder zum Unterricht zu gehen. Ich nahm an, dass es das jetzt gewesen war, aber als er sich zum Gehen wandte, sagte er: »Hey, ich bin übrigens Warner.«
    »Emma.«
    »Es war schön, mit dir zu tanzen, Emma.« Lange Pause. »Ähm … vielleicht …«
    »Vielleicht …?«
    Er sah zu Boden. »Vielleicht sehen wir uns.«
    Ich ging zum Unterricht. Unterwegs zog mich Lisette damit auf, dass ich jetzt einen Freund hätte. Zum ersten Mal schien das irgendwie möglich.
    In dieser Woche saßen Lisette und ich jeden Tag inmeinem Zimmer und machten Hausaufgaben. Ich las mir ihre Aufsätze und Kurzgeschichten durch und verbesserte ihre Rechtschreibung und Grammatik. Sie sagte, sie würde mir hin und wieder mit Mathe helfen, aber bisher hatte sie das noch nicht getan. Am Donnerstag schaute Dad zu uns herein. »Es ist so still da drin, dass ich schon dachte, es stimmt etwas nicht. Es ist so schön, dass ihr Mädchen euch so gut versteht.«
    »Natürlich verstehen wir uns«, sagte

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