Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Magical

Magical

Titel: Magical Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Flinn
Vom Netzwerk:
bedeutet. Jetzt nimmt sie mir auch noch dich.«
    »Sie sagt, du seist eifersüchtig auf sie. Lisette sagt …«
    »Lisette sagt! Lisette sagt!« Jetzt war ich eine andere Person. Warner hatte recht. Ich war nicht länger das nette Mädchen, in das sich Warner verliebt hatte. Ich war eine Hexe. Eine Harpyie. Eine böse Stiefschwester aus dem Märchen. In den Märchen werden Stiefschwestern eher armselig und hilflos als wirklich böse dargestellt. Ich war armselig, weil ich gedacht hatte, ich hätte eine Chance mit Warner, weil ich gedacht hatte, ich hätte überhaupt eine Chance, dass mir jemand glaubte. Ich war hilflos. Und jetzt wollte ich böse sein.
    »Mal ehrlich, Warner, glaubst du wirklich, sie hätte Interesse an dir, wenn sie damit nicht mich kränken wollte?«
    Er starrte mich an, als wären mir Krallen gewachsen, die ich ihm durch das Gesicht gezogen hätte.
    Ich stichelte weiter: »Glaubst du, du bist ihr Typ, Warner? Glaubst du, sie steht auf streberhafte rothaarige Zeitungsredaktionsmitglieder, die ihr langweilige Geschichten über die Scheidung ihrer Eltern erzählen? Sie hatte schon das halbe Football-Team. Du entsprichst nicht einmal ihren Anforderungen in Bezug auf Körpergröße. Tatsächlich hat sie mal gesagt, dein Hals sähe aus wie ein Bleistift.«
    An seinem Gesicht konnte ich ablesen, dass ich ihn gekränkt hatte. Ich war froh darüber. Ich hatte die Nase so voll von Leuten, die auf Lisettes Mist hereinfielen. Ich hatte gedacht, Warner sei anders, aber wenn es darauf ankam, wollten die Leute wohl unbedingt glauben, Lisette wäre gut. Ich hatte es auch glauben wollen.
    Ich schluchzte, aber trotzdem schrie ich weiter. »Ich weiß, wie sie ist. Du wirst es noch herausfinden. Ich gebe dem Ganzen eine Woche!«
    Durch den Regen konnte ich kaum die Schule erkennen. Das Auto fuhr noch, aber ich stieß die Tür auf und sprang hinaus in den sintflutartigen Regen und in die Dunkelheit, hinaus aus Warners tröstlichem Wagen, Warners tröstlicher Liebe, weg von diesem einen Ort, an dem ich mich warm und geliebt gefühlt hatte, hinaus ins kalte Nass. Ich knallte die Tür zu und ignorierte dabei Warner, der meinen Namen rief. Es gab keine Emma. Ich wollte kalt und nass und namenlos sein. Der Regen trommelte wie hundert Fäuste auf mich ein. Ich ließ es geschehen. Ich wünschte, es wäre eine Flutwelle, ein Tsunami, ein Orkan, der alles zerstören und mich mit sich fortreißen würde, zu einem Ort, an dem Lisette und Warner, Mutter und Daddy nicht existierten und nie existiert hatten. Ein Ort, an dem ich nicht existierte.
    KENDRA SPRICHT
    Jetzt hat Lisette es also geschafft. Na ja, zumindest vieles. Sie hat Emmas Beziehung zu ihrem Vater ruiniert, die jetzt nicht mehr zu retten ist – eine Tatsache, wegen der sich mein liebes Mädchen abends in den Schlaf weint. Und nicht nur das: Sie hat ihr auch den Freund ausgespannt, einen Jungen, der nicht mal cool oder gut aussehend genug ist, dass jemand wie Lisette ihn wollen würde. Nein, sie hat es aus reiner Boshaftigkeit getan.
    Ich mag dieses Mädchen nicht.
    Emma ist unglücklich und ich will ihr helfen. Aber es ist besser, unglücklich zu sein, als, na ja, noch unglücklicher zu sein, und genau das kann passieren, wenn magische Experimente nach hinten losgehen. Manchmal erreicht man einen Punkt, an dem man sich wünscht, man hätte das Ganze gelassen.
    Exakt das ist in der Geschichte von Doria, der kleinen Meerjungfrau passiert.
    Im zwanzigsten Jahrhundert gab es nur noch wenige Länder, in denen ich willkommen war. Und mit wenige meine ich eigentlich gar keines. Oh, in den USA wurde ich geduldet, weil sie dort die größte Geduld mit Freaks und komischen Vögeln haben (Okay, 1692 kam es zu diesen Vorfällen in Salem, aber da war ich nicht dabei). Obwohl viele Europäer behaupteten, die Bewegung des Spiritualismus zu akzeptieren, waren sie dennoch dazu geneigt, »Hexe« zu schreien, wenn man den Kontakt zu einem bestimmten Verwandten nicht herstellen oder – noch treffender – eine Stelle nicht ausfindig machen konnte, an der irgendwelches Geld vergraben war.
    Was immer ich auch bin – ein Profitgeier bin ich nicht. Deshalb blieb ich überwiegend in Amerika, und wenn mich das langweilte, ging ich auf hohe See.
    Vielleicht habt ihr schon von den Schiffen gehört, auf denen ich mich aufgehalten habe. Die Tayleur war eines der ersten. Später kamen die Lusitania , die Morro Castle und die Andrea Doria . Ja, ich hatte Pech bei der Wahl meiner Schiffe, aber ihr

Weitere Kostenlose Bücher