Magie der Liebe
lähmte ihr beinahe die Zunge, doch glücklicherweise war nichts davon zu hören.
Knight war hin und her gerissen. Einerseits befürchtete er, daß die beiden Männer möglicherweise die Abfahrt beobachten und Lily folgen könnten, doch wenn er sie begleitete, würde es andererseits die reinste Folter für ihn bedeuten, sie nicht berühren zu dürfen. Nein, er wollte lieber erst einmal Abstand zwischen ihnen schaffen und ein wenig Zeit vergehen lassen. Die brauchte er, um seinen alten Rhythmus wiederzufinden und bestimmt auch mindestens ein dutzendmal mit Janine zu schlafen. Wenn er dafür sorgte, daß Lily und die Kinder sicher... »Also gut, Julien, holen Sie mich um zwei Uhr ab.«
»Na wunderbar! Mrs. Winthrop, es war mir ein Vergnügen.«
Nachdem Julien gegangen war, sagte Knight rasch: »Als Schutz werde ich Ihnen berittene Wachen mitgeben.«
Einerseits bedauerte es Lily, daß Knight sie nicht begleitete, doch andererseits war sie auch froh. »Ich denke, daß es keinerlei Schwierigkeiten geben wird. Schließlich können die Männer das Haus ja nicht rund um die Uhr überwachen. Vor der Abfahrt morgen früh müssen wir nur ein wenig aufpassen und nachsehen, ob sie da sind.«
»Das stimmt«, meinte Knight, »aber was viel wichtiger ist: Was wollen diese Männer nur von Ihnen? Wonach suchen sie? Es ist doch offensichtlich, daß sie etwas mit Tris zu tun hatten. Außerdem wollten sie Sam mitnehmen. Doch weshalb? Sollte er als Pfand dienen? Lily, ich bitte Sie, denken Sie nach! Wonach könnten diese Männer suchen?«
Lily trat ans Fenster und blickte in den Park hinaus.
»Lily, in Ihrem Besitz muß sich irgendetwas Wertvolles befinden, das diese Männer haben wollen!«
»Ich habe keine Ahnung!« Sie fuhr herum und sah Knight gerade ins Gesicht. »Und ich sage die Wahrheit! Ich weiß wirklich nicht, was sie wollen.«
»Stimmt es, daß Tris auf dem Heimweg ermordet worden ist?«
»Ja.«
»Vielleicht wollte er ihnen noch mitteilen, wo er etwas Wertvolles versteckt hatte.«
»Im gesamten Haus wurde nichts Wertvolles gefunden und in seinem persönlichen Besitz auch nicht. Einfach überhaupt nichts! Es sind alles nur Spekulationen, Knight.«
»Haben Sie einen anderen Vorschlag, Madame?«
»Deswegen müssen Sie nicht gleich zynisch werden!«
»Trinken Sie erst einmal eine Tasse Tee, Lily.«
»Den hat Duckett noch nicht gebracht.«
Bedrückt ging Knight zur Tür und stieß sie auf. »Dukkett!« bellte er in den Flur. »Wo bleibt der Tee?«
»Mylord.«
Vor Schrecken machte Knight einen Satz rückwärts, denn wie vom Himmel gefallen stand Duckett plötzlich mit dem Teetablett neben ihm. »Verdammt sollen Sie sein!« zischte Knight.
»Ich nehme an, daß Sie das zurücknehmen werden, sobald Sie Ihre gute Laune wiedergefunden haben, Mylord.« Danach servierte er schweigend den Tee und erst ganz zum Schluß fragte er: »Und die Kinder, Mylord?«
»Ja, bitte, ihnen auch. Sam wird nach der ganzen Aufregung bestimmt durstig sein!«
»Keine allzu große Strafe dafür, daß er meine Anordnungen mißachtet hat«, bemerkte Lily stirnrunzelnd.
»Ich habe noch nicht allzu viel Übung als Vater! Soll ich ihn etwa verhauen? Nun, das werde ich bestimmt nicht tun!«
Lily lachte leise, und ihr sanftes Lächeln war so bezaubernd, daß Knight augenblicklich von heftiger Erregung gepackt wurde. Er stürzte den Tee in einem Zug hinunter, und als er sich dabei den Mund verbrannte, stöhnte er.
Nachdem Duckett schweigend seine Pflichten erfüllt hatte, lächelte er Lily nur kurz zu und verließ dann den Raum.
»Es tut mir leid«, sagte Lily kurze Zeit später.
»Was tut Ihnen leid? Daß ich mich verbrannt habe?«
»Nein, das war Ihr eigener Fehler. Es tut mir leid, daß ich Sie wegen Sams Strafe kritisiert habe. Ich kann es ja genausowenig, obwohl ich ihm manchmal am liebsten den Hals umdrehen würde. Ich werde jetzt zu Bett gehen. Gute Nacht!«
»Werden Sie jetzt den Kleinen aus seinem Gefängnis befreien?«
Lily schüttelte nur den Kopf. »Nein. In einem solchen Fall müssen die Erwachsenen doch zusammenhalten.«
Als sie sich abwandte, hörte sie, wie er leise ihren Namen sagte. »Ja?«
Lange sah er sie nur an. »Sie sind...« So
wunderschön, daß ich am liebsten jeden Zentimeter Ihres
Körpers küssen möchte!
»Sehe ich Sie beim Abendessen?«
»Ich glaube nicht, Knight, denn ich habe noch eine Menge zu packen.«
»Wie Sie möchten«, entgegnete er und gab sich alle Mühe, möglichst gleichmütig zu klingen.
Als
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