Magie der Schatten 1 - Barshim und Cashi
schließlich klatschte er in die Hände. »Bitte, seid unsere Gäste. Die Frauen werden sich um die euren kümmern und später werden wir uns alle vor Gottes Antlitz zu einem Abendmahl treffen.«
Ilias schaute Barshim warnend an und signalisierte ihm, still zu sein. Sie waren in einen christlichen Ort geraten. Das Angebot auszuschlagen, konnten sie sich nicht leisten, denn niemand wusste, wann sie je wieder die Chance bekommen würden, etwas Essbares zu ergattern. Zum Umkehren war es zu spät.
Zwei Frauen geleiteten sie zu einem Haus, wo man ihnen Wasser zu trinken gab und einen Ruheplatz bot.
»Na super, vom Regen in die Traufe«, fluchte Ilias.
Barshim ließ sich auf einen Stuhl fallen, zog die Stiefel aus und streckte seine Füße weit von sich. »Was meinst du, Ilias?«
»Tu mir den schlichten Gefallen und mach bei allen Himmeln nichts Magisches.«
Der Freund schmunzelte leicht. »Hatte ich nicht vor, wie du dich vielleicht erinnerst.«
Den beiden Frauen wurde ein heißes Bad gerichtet. Man zog ihnen die Sachen aus. Cashimaé blickte sich verwundert um. Sie war es nicht gewohnt, bedient zu werden.
»Ein seltsames Schmuckstück tragt ihr«, sprach eine der Frauen sie an. Ihr Blick fiel auf die Kette mit dem Medaillon.
Cashimaés Hand schnellte nach oben und umfasste es. » Ein Geschenk des Mannes, den ich liebe.«
Die Frau nickte. »Darf ich es einmal sehen?«
Zögerlich ließ Cashimaé die Hand sinken. Die Frau betrachtete das Medaillon eingehend, vor allem die Gravur. »Was ist das? Ich kenne diese Sprache nicht, was heißt es?« Ihr Lächeln wirkte freundlich und offen.
Cashimaé nahm die Kette ab und hielt sie in der offenen Hand, während ihre Finger langsam über die Inschrift fuhren. »Eine Einheit bildet, was von je her eine Einheit war und dem, der glaubt, die Sicherheit einer ganzen Welt bietet. Der Alten wie der Neuen … Auf ewig.«
»Ein schöner Spruch Gottes, ich kannte ihn noch nicht.«
»Gott?«
Mariella zuckte zusammen und fuhr herum. »Verzeiht, gute Frau, dieses Mädchen hat vor einiger Zeit ihr Gedächtnis verloren und wir helfen ihr, den Weg des Glaubens wiederzufinden.« Cashimaé blickte Mariella verwirrt an. Die Frauen arbeiteten weiter, doch ihre Blicke sprachen davon, dass ihnen die Neuankömmlinge nicht geheuer waren. Sie flüsterten miteinander und warfen sich immer wieder verstohlene Blicke zu.
Gegen Abend saßen alle zusammen in einem großen Raum. Es wurde ein Gebet gesprochen. Nur Barshim und Cashimaé wirkten das erste Mal verunsichert. Das Mädchen zupfte an der Haube und an dem viel zu engen Kragen herum. Sie trug ein Kleid aus schwerer Baumwolle und es kratzte überall. Mariella hatte ihr eingehend zu verstehen gegeben, dass sie den Mund halten sollte. Sie aßen schweigend, als der Obere Cashimaé ansprach. »Man sagte mir, dass ihr ein Schmuckstück mit einem gottesfürchtigen Spruch tragt.«
Die junge Frau verstand nicht. »Gottesspruch? Nein, es ist eine alte Weisheit unserer Welt.«
Barshim verschluckte sich fast an dem Brot und musste husten. Plötzlich herrschte eisernes Schweigen, alle starrten die junge Frau an.
Der Mann stand auf. » Wollt ihr damit sagen, dass ihr nicht an Gott glaubt?«
Barshim wollte etwas erwidern, doch der Fremde schlug mit der Faust direkt vor ihm auf den Tisch. »Schweigt!«
Überrascht zog der Magier eine Augenbraue hoch. Er war es nicht gewohnt, dass man ihm den Mund verbot.
Cashimaé spürte die Feindseligkeit, doch sie wusste den Grund nicht. »Ich … ich wollte euch nicht beleidigen.«
»Bringt sie weg«, befahl der Obere, »wir werden sie testen. Gott möge uns schützen, dass wir uns nicht den Teufel ins Haus geholt haben.«
Mariella sprang auf. »Sir, sie ist…« Er winkte ab. Drei Männer griffen nach ihr und zogen sie raus. Cashimaé wehrte sich und schrie die Männer an. »Lasst mich los, are debra, verfluchte Bastarde…!« Sie griffen daraufhin noch härter zu, denn keiner Frau war es gestattet, in solch schmutzigen Tönen zu sprechen.
»Lasst sie los!«, rief Barshim und wollte ihr folgen. Ein harter Schlag auf den Hinterkopf unterbrach sein Vorhaben abrupt und er stürzte bewusstlos zu Boden.
*
Die Christen hatten sie in ein Zimmer gesperrt, nachdem man sie über die Bibel ausgefragt hatte. Mariella hielt Ilias fest umklammert. »Sie werden Cashi töten, weil sie glauben, der Teufel selber spräche aus ihr«, flüsterte sie.
Ilias umarmte sie noch fester. »Welch ein Leben muss das sein, immer gejagt
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